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Reporter Timmendorf

Wie geht es mit dem sozialen Wohnungsbau weiter?

Pansdorf/Ostholstein. Die Grenzen der Wirtschaftlichkeit bei Neubauten sind erreicht, beziehungsweise überschritten. Was muss sich ändern, damit „Zuhause in Ostholstein“ auch zukünftig leistbar ist? Hierzu trafen sich Ostholsteins Landrat Reinhard Sager, der Direktor des Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), Andreas Breitner, und Fabian Weist, Geschäftsführer der Wohnungsbaugesellschaft Ostholstein mbH (Wobau-OH) auf der Wobau-OH Baustelle „Zum Lilienberg“ in Pansdorf.



Welche Herausforderungen muss die Wobau OH im Zusammenhang mit derzeitigen respektive geplanten Neubauten meistern? Welche Probleme bereiten beispielsweise Fachkräftemangel, Baupreise, Materialknappheit? Wie ist die Nachfrage?



„Relevant für den Wohnraumbedarf ist die Zahl der nachfragenden Haushalte, die sich zwar in Abhängigkeit aber nicht ausschließlich aus der Bevölkerungsentwicklung ergibt. Die Prognose sieht zwar einen Rückgang der Bevölkerung vor, eine stabile Prognose der Haushalte aber bleibt mit 99.000 Haushalten bis 2030 bestehen“, so Fabian Weist. Ferner hinzu kommen die Fluchtbewegungen aus der Ukraine und der damit verbundene kurz- bis mittelfristige Wohnraumbedarf. Das werde Auswirkungen auf den Ostholsteiner Wohnungsmarkt haben.



„Wohnen ist ein Grundbedürfnis seit jeher und aus diesem Grund sind wir froh, an diesem Standort weiterhin bezahlbaren Wohnraum für breite Einkommensschichten anbieten zu können“, erklärte Landrat und Aufsichtsratsvorsitzender der Wobau-OH Reinhard Sager. 30 Prozent der Wohnungen werden mit öffentlichen Mittel gebaut und haben später eine Nettokaltmiete in Höhe von 6,10 Euro und 8 Euro sowie im freifinanzierten von 11 bis 12 Euro. Die Anforderungen an den Wohnungsbau sei weiter gestiegen, machten alle drei deutlich.



So seien die Baukosten in den letzten drei Jahren über 30 Prozent gestiegen, auch die Grundstückspreise hätten stark angezogen. Zudem gebe es knappe Kapazitäten auf der Planungs- und Ausführungsseite – Stichwort „Fachkräftemangel“. Auch gestiegene Rohstoffpreise etwa für Ziegel, Holz, Stahl, Kunststoff oder Glas ließen die Kosten fürs Bauen in die Höhe schießen. Der Marktzins habe sich innerhalb von acht Monaten vervierfacht. Erschwerend kämen eine Bundesförderung, die nicht am Markt orientiert ist, die Streichung des KfW 55 Standards sowie gestiegene Anforderungen an den Klimaschutz hinzu.


„Wohnen muss für jeden erschwinglich beziehungsweise bezahlbar bleiben. Wer Klimaschutz will und gesellschaftlichen Zusammenhalt muss Lösungen finden, um beides sinnvoll miteinander zu verbinden“, erklärte Verbandsdirektor Andreas Breitner. Die Wohnraumförderung auf Bundes- und Landesebene müsse hierzu beitragen, waren sich alle Beteiligte einig.



„Ich blicke optimistisch nach 2023, dass wir eine starke soziale Wohnraumförderung in Schleswig-Holstein erhalten“, so Verbandsdirektor Andreas Breitner.



Fabian Weist ergänzte, dass Angesichts der derzeitigen Marktsituation im freifinanzierten Wohnungsbau dies auch eine Chance für den sozialen Wohnungsbau sei. „Ferner benötigen wir eine nachhaltige Bodenpolitik beziehungsweise zukünftig einen Bodenrichtwert für Mietgeschossbau für die Bürgerinnen und Bürger bei gleichzeitiger schneller Mobilisierung des Baulandes und deren Planung.“



Landrat Sager apellierte: „Nur gemeinsam können wir bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung stellen. Es bedarf aller Akteure am Wohnungsmarkt.“



Und Fabian Weist sagte abschließend: „Wir freuen uns in Pansdorf mit dem Neubau von 24 Wohnungen begonnen zu haben. In einer gesellschaftlichen Zeit in der wir immer älter, bunter werden, zeigt die Wobau-OH auch hier Verantwortung adäquaten Wohnraum für eine möglichst breite Zielgruppe zur Verfügung zu stellen. Alleinstehende und Familien gehören ebenso dazu wie ältere und junge Menschen.“


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