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Reporter Timmendorf

Nachruf: Große Trauer um Pastor Thomas Vogel - Trauerfeier am 17. Januar in der Waldkirche Timmendorfer Strand

Große Trauer um Pastor Prof. Thomas Vogel.

Große Trauer um Pastor Prof. Thomas Vogel.

Bild: privat

Timmendorfer Strand. Nicht gläubige Menschen würden vielleicht von einem Zufall sprechen, doch für Christen ist es eher ein Zeichen göttlicher Fügung: Als Pastor Thomas Vogel am Morgen des 5. Januar nicht zum Gottesdienst erschien, obwohl er doch schon alles dafür und für die anschließenden Taufen bereit gelegt hatte, sprang kurzerhand ein emeritierter Propst ein. Pastor Vogel war zu diesem Zeitpunkt bereits verstorben. Passanten fanden ihn am Strand, wo er täglich sein morgendliches Bad in der Ostsee nahm.

Erschüttert und aufgewühlt von der Nachricht waren Mitglieder des Kirchengemeinderats am Abend des Folgetages zusammen mit Propst Peter Barz ans Meer gegangen, um das Taizé-Lied „Laudate omnes gentes“ (Lobsingt, ihr Völker alle) in die Wellen zu singen und für Pastor Vogel zu beten.

„Wenn ein Mensch so unvermittelt stirbt, wird unsere Alltagsroutine unterbrochen. Wir spüren, wie kostbar und zerbrechlich menschliches Leben ist, aber auch, wie wichtig es ist, jeden Tag als Geschenk zu begreifen“, schrieb Propst Barz auf der Internetseite des Kirchenkreises.

Das Entsetzen über den plötzlichen Tod des weit über Timmendorfer Strand hinaus bekannten und sehr geschätzten Pastors wirkt auch Tage später noch nach. Die entstandene Lücke wird nicht leicht zu schließen sein.

Pastor Thomas Vogel wurde am 4. August 1954 in Hamburg geboren. In seiner Heimatstadt studierte er Theologie und absolvierte später sein Vikariat am Lübecker Dom. Dort wurde er am 27. März 1982 ordiniert. Es schlossen sich zehn gute Jahre in der evangelischen Gemeinde von Lauenburg an. 1992 schließlich kam er nach Timmendorfer Strand, wo er bis zu seinem Tode Pastor der Gemeinde blieb. Im kommenden Mai sollte er mit einem großen Fest in den – aus seiner Sicht zu frühen – Ruhestand verabschiedet werden. An der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg, wo er seit 1990 als Professor für Liturgik lehrte, war sein Lehrauftrag indes gerade erst verlängert worden.

Dem Pastor nahestehende Menschen schätzten ihn für seine Zugewandtheit. Vor allem die Musik (und das Gespräch darüber!) zählte zu seinen Leidenschaften. Seine Einführungen zu Konzerten, seine Predigten zur Musik: Sie waren einzigartig und zeugten von großer Kennerschaft und Liebe zur Musik.

Pastor Vogel gelang es, zahlreiche Persönlichkeiten aus Kirche, Politik und Gesellschaft für seine Gemeindegespräche und andere Veranstaltungsformate zu gewinnen, die einen Leuchtturm-Charakter in Ostholstein hatten. Unvergessen sind seine Predigtreihen zu unterschiedlichsten Themen. Intensiv befasste er sich seit Jahren mit dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus, mit dem er sich in vielen Predigten auseinandersetzte und die er auch als Bücher herausbrachte. Immer wieder war es seine klare Sprache, mit der er die Menschen zu faszinieren wusste.

Am Herzen lag Pastor Thomas Vogel überdies das Thema Interreligiösität und die Beschäftigung mit dem Islam. So hatte er zuletzt eine vierteilige Veranstaltungsreihe des Kirchenkreises zum Thema mit vorbereitet und wollte auch einen der Abende moderieren.

Doch Thomas Vogel war nicht nur ein Mensch des Geistes, sondern auch ein Mensch, der es sich gern mit Schlafsack unter das Himmelszelt legte und fasziniert zuhörte, wenn die Nachtigall sang oder ein Käuzchen rief. Naturverbundenheit, sie war einer der Gründe, warum er bei Wind und Wetter morgens am Strand anzutreffen war.

Wie es in der Kirchengemeinde Timmendorfer Strand weitergeht, ist jetzt, wenige Tage nach dem Tod von Pastor Thomas Vogel, noch nicht absehbar. Der Verlust ist riesengroß.

Die Trauerfeier findet am Freitag, dem 17. Januar, um 13 Uhr in der Waldkirche in Timmendorfer Strand statt. Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister, ein enger Freund der Familie, der während seines Vikariats auf Pastor Vogel zählen durfte, wird die Ansprache halten. Wegen des erwarteten Besucherandrangs wollen der Kirchenkreis und die Gemeinde die Trauerfeier vor der Kirche und im Gemeindesaal auf Video-Leinwand übertragen.

Statt Blumen wird um Spenden zugunsten der Stiftung Waldkirche und des Fördervereins Kinderherz e.V. gebeten (Ev.-Luth. Kirchengemeinde Timmendorfer Strand, Kennwort „Stiftung Waldkirche“, Sparkasse Holstein, IBAN DE93 2135 2240 0006 0013 25 oder Förderverein Kinderherz e.V., Kennwort „Thomas Vogel“, Sparkasse Holstein, IBAN: DE78 2135 2240 0135 8280 44).

Marco Heinen,
Pressesprecher des Kirchenkreises Ostholstein


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