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Neujahrsempfang in Stockelsdorf: Drei Jahre im Zeitraffer

Bild: Stefan Setje-Eilers

Stockelsdorf. Nach 2020 fand jetzt wieder der traditionelle Neujahrsempfang in Stockelsdorf statt, zu dem die Gemeinde – normalerweise – alljährlich gemeinsam mit der Interessengemeinschaft Stockelsdorfer Unternehmen (IGSU) einlädt. Die einleitenden Worte im neuen und äußerst gut gefüllten Feuerwehrhaus der Freiwilligen Feuerwehr Stockelsdorf sprach dabei Manfred Beckmann. Der Bürgervorsteher begrüßte zunächst die Gäste, zu denen unter anderem der Bundestagsabgeordnete Ingo Gädechens (CDU), die Landtagsabgeordneten Wiebke Zweig (CDU), Sandra Redmann (SPD), Kreispräsident Harald Werner und Bad Schwartaus Bürgermeisterin Dr. Katrin Engeln zählten. In seiner kurzen Rede unterstrich er – insbesondere mit Blick auf die anwesenden Rettungskräfte – die Bedeutung des Ehrenamtes in der Gemeinde. „Das Ehrenamt ist einfach unersetzlich, es wertet die Menschlichkeit auf und bringt obendrein noch Spaß“, sagte Beckmann.

Und er hob das 20-jährige Bestehen mit den Partnerstädten Le Portel (Frankreich) und Okonek (Polen) hervor, dass im vergangenen Jahr gefeiert wurde mit einem Festakt und dem Planzen dreier kleiner Apfelbäume im Herrengarten – jeweils einer aus einem der drei Partnerländer – bevor er das Wort an Stockelsdorfs Bürgermeisterin übergab.

„Wir waren drei Jahre lang nicht so zusammen, wie wir heute zusammen sind. Kurz nachdem wir unseren letzten Neujahrsempfang hatten, ging die Corona-Zeit los“, blickte sie auf die letzten Jahre zurück. Besonders die Senioren seien zunächst betroffen gewesen. Gemeinsam habe man daher überlegt, was man machen könne, und ist auf die „Nachbarschaftshilfe“ gekommen um die Senioren zu informieren. Und zwar Mithilfe „der Feuerwehr, die jeden einzelnen Brief zugestellt hat. Das war eine ganz großartige Aktion. Toller Zusammenhalt! Die Aktion wurde mehrfach in Deutschland kopiert.“

Dann habe die Bürgerstiftung darauf aufmerksam gemacht, dass doch ersteinmal keiner wisse, wie es weitergehe und machte den Vorschlag, den besonders Bedürftigen in dieser Situation zu helfen. „Wir haben daraufhin den Hilsfonds aufgesetzt, bei dem fast 100.000 Euro an Spenden zusammengekommen sind.“ Aus diesem Fonds seien zahlreiche soziale Zwecke gefördert worden, Menschen die sonst abgehängt worden wären, wurden unterstützt ebenso bedürftige Familien aber auch „das wunderbare Kirchenfest im Herbst 2021 finanziert, bei dem alle das erste Mal nach langer Zeit wieder zusammen feiern konnten“.

Zu Beginn der Pandemie habe sie sämtliche Mitarbeiter im Wechsel für zwei Wochen ins Homeoffice geschickt, berichtet die Verwaltungschefin. Und: „Wir haben seit 2020 ungefähr 300.000 Euro in Hard- und Software investiert – ohne Personalkosten – um die Verwaltung auf Vordermann zu bringen.“
Ebenso habe sich die Gemeinde in Sachen Digitalisierung auch um die Schulen gekümmert: „Das hätten wir sowieso tun müssen. Durch Corona ging es nur etwas schneller. Rund 1 Millionen haben wir hier investiert. Die Hälfte davon ist förderfähig“, berichtete Julia Samtleben. Bei der generellen Modernisierung ihrer Schulen hin zur „Schule der Zukunft“ haben die Stockelsdorfer ein Expertenbüro eingeschaltet. „Die erste Schule, in der wir in einer Machbarkeitsstudie sind, ist die Erich-Kästner-Schule. Dieses Jahr werden die Planungsleistungen ausgeschrieben, im nächsten Jahr werden wir bauen.“ Die Schule werde deutlich größer, um modernen Anforderungen – nicht mehr nur Frontalunterricht – gerecht zu werden, „damit Lernen Spaß macht“.
Die Machbarkeitsstudie an der Gemeinschaftsschule sei ebenfalls schon gut vorangeschritten. „Wir sind dabei. Allerdings sind diese Maßnahmen mit hohen Kosten verbunden“, machte die Bürgermeisterin deutlich.

Auch um den sozialen Wohnungsbau habe sich die Gemeinde gekümmert. So wurden 2020 die acht kleineren Mehrfamilienhäuser am Herrenhaus gekauft, die Wobau Ostholstein und der Lübecker Bauverein haben Projekte realisiert beziehungsweise sind aktuell bei der Umsetzung. Auch einige private Investoren seien zum sozialen Wohnungsbau gekommen. Aber: „Wir müssen davon wegkommen, nur auf externen Wohnungsbestand zu setzen und müssen gucken, dass wir eigenen Bestand haben. Dann können wir auch flexibler unterbringen.“

Dann erinnerte die Verwaltungschefin an den großen Umzug der Freiwilligen Feuerwehr Stockelsdorf vom Bäckergang ins neue Feuerwehrhaus Ende Januar letzten Jahres und an die Einweihungsfeier im Mai. „Es ist ein tolles Gebäude geworden und zeigt, wie Feuerwehr in Zukunft aussehen muss“, sagte sie und unterstrich die mit rund 400 Einsatzkräften hohe Zahl der Feuerwehrleute in der Gemeinde. Neu für den Fuhrpark der Wehren angeschafft wurden in den letzten Jahren eine Drehleiter und zwei Mannschaftstransportfahrzeuge.

Weiteres Thema sei immer wieder „Stockelsdorf ist beliebt, alle wohnen gerne hier“. Das gelte vor allem für junge Familien. Das bedeute aber auch, „dass wir ständig in der Not sind, neue Krippen und Kitaplätze zu schaffen. Ende 2021 fehlten uns 100 Plätze“, so die Rathauschefin.

Durch verschiedene Maßnahmen wie Erweiterungen, Umbauten oder Umnutzung, wie bei der ehemaligen Hausmeisterwohnung im Sportzentrum, die jetzt von Tagesmüttern genutzt wird, fehlten Ende 2022 noch 20 Betreuungsplätze. Um dem ständigen Defizit weiter entgegenzuwirken, sei nun ein Neubau gegenüber des neuen Feuerwehrhauses am Bohnrader Weg geplant. Zehn Gruppen sollen darin betreut werden. „Aktuell sind wir hier in der Ausschreibung. Das Gebäude wird hoffentlich Anfang 2025 fertig.“

In Sachen Breitbandausbau folgte im Juni vergangenen Jahres der erste Spatenstich in der Gemeinde. „Beide Gewerbegebiete sind bereits angeschlossen“, ließ Samtleben wissen.

Es habe in ihrem Rückblick auf die letzten Jahre aber nicht nur Positives gegeben, erinnerte sie auch an die Jugendlichen von außerhalb der Gemeinde, die im Frühjahr 2021 auf dem Kirchenvorplatz randalierten, was ein Allgemeinverbot und Alkoholverbot der Gemeinde zur Folge hatte und umgehend Wirkung zeigte.

Zur Flüchtlingssituation sagte sie: „Wir wollen nicht dauerhaft Con­tainer aufstellen. Unser Ziel ist, dass wir die Menschen dauerhaft inkludieren.“
Zum Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine: „Dann kam der 24. Februar 2022. Und wir haben etwas unternommen“, erinnerte sie an den von der Feuerwehr organisierten und mit vielen Spenden aus der Bevölkerung bestückten Hilfskonvoi, der Hilfsgüter an die polnisch-ukrainische Grenze brachte. Die Idee dazu hatte der Stockelsdorfer Feuerwehrmann Victor Kaczkowski, der diese an Julia Samtleben herantrug und sofort Zustimmung fand. Beide wurden später dafür in Begleitung von Landrat Reinhard Sager von Bundespräsident Frank Walter Steinmeier zu dem feierlichen Empfang „Zusammenhalt in Krisenzeiten – Zusammenarbeit zwischen Ehrenamt und Verwaltung“ nach Berlin eingelanden.

Auch die Ukraine-Hilfe vor Ort habe gut funktioniert, lobte Stockelsdorf Bürgermeisterin den Einsatz der Stockeldorfer. „Es sind letztes Jahr rund 100 geflüchtete Menschen nach Stockelsdorf gekommen. Wir haben Quoten zu erfüllen.“ Und ohne die hohe Bereitschaft, privat Wohnraum zur Verfügung zu stellen, hätten diese nicht erfüllt werden können.

Unter dem Beifall der Mitglieder des im letzten Jahr neu gewählten Beirates ging Julia Samtleben auch auf die Senioren ein und betonte, wie wichtig das Thema „Wohnen im Alter“ sei. „Gerade auch auf den Dörfern, damit die Leute dort wohnen bleiben können.“ Außerdem teilte sie mit, dass die Gemeinde einen Antrag des Seniorenbeirates für die Errichtung eines Mehrgenerationenhauses prüfe.

Zum Thema Senioren wies sie zudem auf die wichtige Arbeit des Lotsendienstes hin, die vor Kurzem auf Kreisebene mit dem Anny-Trapp-Preis ausgezeichnet wurde, und auf die ebenfalls ehrenamtliche Arbeit der SeniorTrainer.

Wichtige Themen, um die sich die Verwaltung zukünftig verstärkt kümmern will, seien die Gewerbeflächenentwicklung in zwingend vorgeschriebener Nachbarschaft zu anderen Gemeinden sowie das Fördermittelmanagement, um öffentliche Gelder bei Vorhaben einzuwerben.

Auf die Finanzen ging sie ebenfalls noch ein. Rund 10 Millionen Euro sind in diesem Jahr für Investitionen geplant.

Die größeren Vorhaben sind dabei neben den Themen Kita-Bau, Schul­erweiterung und -digitalisierung der Bau von Mehrfamilienhäusern in der Max-Hamerich-Straße und „ein ganz spannendes Projekt“ (Samtleben), das vom Bundesförderungsprogramm „Klimaschutz und Anpassung“ finanziell gefördert wird: die Begrünung der Fassade der Großsporthalle im Rensefelder Weg.

Zum Abschluss ihrer Rede wies Stockelsdorfs Bürgermeisterin noch einmal auf die Flyer zum Thema „Blackout“ hin, die in der vergangenen Woche an alle Haushalte verteilt wurden.

Weniger umfangreich fiel die Ansprache von Jörg Schiesser in seiner Funktion als Vertreter der IGSU aus. Er dankte allen Anwesenden, „die den Stockelsdorfer Unternehmen die Treue halten“ und forderte mit erhobenem Glas und einem „Prost“ zum gemeinsamen Anstoßen auf das neue Jahr auf.


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