Ein Buch als Brücke zwischen den Generationen

Reporter Eutin 541

Hutzfeld (hr). Wer weiß noch, wie ein Drehscheibentelefon funktioniert? Wieviel kostete ein Anruf in einer Telefonzelle? Welchen Zusammenhang gibt es zwischen Audiokassette und Bleistift? Und wie war das, als es noch kein Internet gab? Der Hamburger Autor Till Penzek war mit seinem Buch „Als die Großen klein waren“ zu Gast an der Heinrich-Harms-Schule Hutzfeld.
Ein Hund in Chucks, Tanktop und Stirnband in lila und türkis fährt Skateboard, in der Hand hält er einen Kassettenrekorder, aus dem eine Kassette rausbaumelt. „Das sieht aus, wie im Stil der Achtziger Jahre“, erkennt einer der Schüler aus der 7f fachmännisch. Er hat Recht - der Hund - und alle anderen von Julia Neuhaus liebevoll gezeichneten Figuren des Buches - leben in den Achtziger Jahren und machen, was man damals eben cool fand.
Damals, als die Erwachsenen von heute noch Kinder und Jugendliche waren, gab es weder Handys noch Internet, keine Streamingdienste, keine PlayStation, nicht mal Telefone waren in jedem Haushalt zu finden. Mit „Als die Großen klein waren“ nimmt Till Penzek die Kinder von heute mit auf eine Zeitreise in die Jugend ihrer Eltern.
„Ich habe selbst zwei Kinder, die mich oft gefragt haben, wie das denn alles war, als ich klein war“, erzählt Penzek. So sei er auf die Idee gekommen, ein Buch über das Leben in seiner Jugend für Kinder zu schreiben. Seine Frau Julia Neuhaus arbeitet als Illustratorin, „Als die Großen klein waren“ ist eines von sechs gemeinsamen Büchern, die die beiden bereits zusammen herausgebracht haben.
Die Lesungen gestaltet Penzek interaktiv, in die Heinrich-Harms-Schule brachte er seinen Zeitreisekoffer mit. Ein altes Wählscheibentelefon und ein Walkman liegen dort beispielsweise drin, ebenso wie ein Kassettenrekorder und ein Telefonbuch. „Normalerweise lasse ich die Sachen rumgehen, oder jeder kann mal versuchen, auf dem Wählscheibentelefon eine Nummer zu wählen, aber wegen Corona geht das aktuell leider nicht“, so Penzek.
Die Lesung in Hutzfeld ist für ihn die erste seit Pandemiebeginn. „Eigentlich war der Termin für April verabredet, jetzt sind wir froh, dass wir das spontan nachholen konnten“, sagt Lehrerin und Organisatorin Regina Seidensticker. Sie kümmert sich nicht nur um die umfangreiche Schülerbücherei, sondern organisiert jedes Jahr Lesungen mit verschiedenen Autoren, gesponsort vom Friedrich-Bödecker-Kreis. „Ich bin dankbar, dass wir das jetzt wieder machen können, mit Herrn Penzek und der Unterstützung vom Friedrich-Bödecker-Kreis.“
Die Kinder sind ebenfalls begeistert, nach kurzer Zeit möchte jeder seine eigenen Geschichten erzählen: Bei einem Schüler hängt in der Garage des Opas noch ein Wählscheibentelefon, ein anderer hat mal im Urlaub von einer Telefonzelle aus telefoniert, ein großer Bruder sammelt alte Spielekonsolen und fast die Hälfte hat früher sogar hin und wieder noch eine Hörspielkassette gehört.
Doch auch die „Großen“ erinnern sich in ihre Jugend zurück: Wie blöde das war, wenn man Kassetten aufnehmen wollte und der Radiomoderator in das Lied reingequatscht hat, dass ein Telefongespräch innerorts in der Telefonzelle 20 Pfennig kostete und wie die erste Telefonnummer zuhause lautete. Die eigene Festnetznummer kannten aus der 7f nur noch knapp die Hälfte der Schüler*innen auswendig - schließlich kann man die heutzutage viel einfacher ins Handy einspeichern.
Besonderes Interesse zeigen die Jugendlichen daran, wie so ein Buch überhaupt entsteht und löchern Penzek mit Fragen. Während er die Geschichten schreibt und Skizziert, illustriert seine Frau die Geschichten am Computer, plant jede Seite detailliert und konzipiert das Buch. Die Schüler*innen sind fasziniert und auch Regina Seidensticker ist begeistert: „Herrn Penzek werden wir sicherlich wieder einladen - die Kinder lieben es, wenn wir von früher erzählen und das Buch ist für verschiedene Jahrgänge gut geeignet!“