Montessori Kinderhaus zieht um …

Reporter Eutin 1022

Fissau (ed). Es gibt nicht viele Grundstücke, die für einen Kindergarten so gut geeignet sind, wie der Dreiseithof im Herzen Fissaus. Umso schöner ist es, dass das Montessori Kinderhaus „Kinderspiel“, das hier seit nicht ganz 30 Jahren zuhause ist, zwar umziehen wird, aber nur ungefähr 30 Meter Luftlinie einmal über den Hof. Denn die Fissauer KiTa, die aus den Nähten zu platzen droht und eigentlich fast doppelt so viel Platz bräuchte, wie derzeit vorhanden, wird, wenn alles glatt geht, 2022 in die dann ausgebaute Scheune nebenan umziehen.
Der Fissauer Thies Hahn hat den Hof gekauft und plant, genau das Schmuckstück hier im Herzen des Dorfes entstehen zu lassen, für das der Ort das Potential hat. Unabdingbar und unumstößlich ist das Montessori Kinderhaus ein essentieller Teil davon, denn hier sind so viele kleine Fissauer groß und stark fürs Leben geworden, dass es undenkbar wäre, dass die KiTa aus dem Dorf wegzöge. Und doch wäre es beinahe so weit gekommen.
„Wir stehen seit Jahren mit dem Eigentümer in Verbindung“, erzählt Ulrike Schümann, „denn das Haus ist zunehmend eine Notlösung geworden.“ So ist das schöne, historische Gebäude zwar ein wunderbar Geborgenheit vermittelnder Rahmen für kleine Leute, ist aber vom Platz her mittlerweile längst viel zu knapp geworden. Statt der derzeit 340 Quadratmeter, die das Haus bietet, braucht die KiTa mit dem Hort eigentlich 600 Quadratmeter. „Und es entspricht einfach auch nicht mehr den neuesten Vorschriften. Zudem haben wir uns alle auch noch eine Krippe gewünscht, die hier wirklich nicht mehr reingepasst hätte. Wir hätten also ausziehen und uns anderweitig nach Räumen umsehen müssen.“ Das nun konnte dank Thies Hahn nun in letzter Minute abgewendet werden, er wurde sich nach Jahren der Verhandlung und Vermittlung mit dem in Bayern lebenden Voreigentümer einig und konnte das Grundstück mit Haus und Scheunen zum 1. September dieses Jahres erwerben. Zur großen Erleichterung von Ulrike Schümann und aller Eltern, denn jetzt ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis das Kinderhaus umziehen kann. Und zwar einfach nur „nach gegenüber“.
Thies Hahn plant, dem Kindergarten in der von der Straße aus linken der beiden großen Scheunen ein neues Zuhause zu geben. Die Scheune steht wie auch ihr Gegenüber unter Denkmalschutz und soll nach Denkmalschutz-Vorgaben ebenso wie nach den damit zu vereinbarenden Bedürfnissen des Kinderhauses von innen wieder neu auf- und ausgebaut werden. Ein kleiner Wehmutstropfen wäre dann nur noch der Garten hinter dem Haus, den die Kinder sehr lieben und der, je nachdem, was mit dem Haus passieren soll, ihnen dann vielleicht nicht mehr zur Verfügung stünde. Natürlich bekäme auch die Scheune einen Außenbereich, geplant ist eine schöne Terrasse, aber der Garten mit den alten Obstbäumen, dem Werkschuppen und den vielen Möglichkeiten, draußen zu spielen, zu toben, zu pflanzen und zu ernten, ist ein echter Kindertraum.
Der Bau soll im Frühling des kommenden Jahres beginnen. „Ich hatte ja gehofft, dass wir zum 30jährigen Jubiläum der KiTa, das wir kommendes Jahr feiern, schon umziehen können“, schmunzelt Ulrike Schümann, „aber ein Richtfest zum Jubiläum ist genauso gut wie eine Einweihungsparty, die holen wir dann einfach im Jahr darauf nach.“
Die „neue“ KiTa soll dann einen geräumigen Eingangsbereich erhalten, ohnehin werde alles viel großzügiger und heller, offener, freut sich Ulrike Schümann, die mit dem Montessori Kinderhaus, das 1991 aus einer Elterninitiative entstanden ist, 1992 nach Fissau zog und ein Jahr später die geschäftsführende Leitung übernahm, Weil die Kleinsten in der KiTa immer barrierefrei, also ebenerdig „zuhause“ sind und den meisten Platz brauchen, wird die neue Krippengruppe mit zehn Kindern unter drei Jahren ins Erdgeschoss der Scheune ziehen und vielleicht sogar einen eigenen Außenbereich bekommen. Oben finden dann zwei Elementargruppen mit jeweils 18 Kindern und die gemischtaltrige Gruppe mit 15 Kindern wunderbar hellen, offenen Platz für ihre Räume. Hier finden auch die 15 Hortkinder Platz, die das Kinderhaus seit 1999 und zum Glück der Kinder und Eltern auch weiterhin betreuen kann. Darüber, dass der Hort nicht der Betreuten Grundschule „zum Opfer“ fällt, freut Ulrike Schümann sich am meisten: „Ich finde die Idee einfach schön, Kinder mit unter einem Jahr aufzunehmen, sie beim Wachsen zu begleiten und zu behalten, bis sie elf, zwölf Jahre alt sind.“ Eine Entscheidung für Krippe, KiTa und Hort in einem haus, die vor allem für die Kinder schön ist, denn im Montessori Kinderhaus finden sie Geborgenheit, aber vor allem den Platz, stark und liebevoll begleitet groß zu werden. Und das nun weiter im Herzen des Dorfes, das im Laufe der kommenden Jahre immer weiter mit Leben erfüllt werden wird: In der Scheune gegenüber sollen nach jetzigem Stand Mietwohnungen entstehen, sogar Gewerbe Platz finden, die zum Hof passen, außerdem vielleicht ein Gemeinschaftsraum, der den Kindern als Bewegungsraum dient, aber ebenso allen Bewohnern als Treffpunkt. In der Kinderhaus-Scheune ist neben der KiTa noch Platz für Träume, die bei den FissauerInnen vielleicht auf Gegenliebe stoßen: „Ich träume ja von einer großen Küche“, so Ulrike Schümann, „in der wir selber kochen können – und von einem kleinen Bioladen? Das wäre schön.“ Und wenn schon der Traum von der KiTa in der Scheune wahr wird…