„So ein Schätzchen wie diese Kirche”

Reporter Eutin 416

Ahrensbök (ed). Nicht allzuhoch, kantig und imposant ist er, der Turm der Ahrensböker Kirche – und von weitem sieht man auch nicht, dass er nicht mehr im allerbesten Zustand ist, gelinde gesagt. Denn an dem Turm, der „erst“ 1760 an den ältesten Teil der Kirche, das Kirchenschiff aus der Zeit um 1328, angebaut wurde, nagt nicht nur der Zahn der Zeit sondern auch unsachgemäße Ausbesserungsarbeiten in längst vergangenen Zeiten.
Weil er nun innen zwar recht stabil, seine Fassade aber stark beschädigt ist und dringend saniert werden muss, und der Bund für solche Maßnahmen ein Sonderprogramm Denkmalschutz ausgegeben hat, besuchte der Ostholsteiner Bundestagsabgeordnete Ingo Gädechens die Ahrensböker Kirche, um zu prüfen, ob der Ahrensböker Kirchturm unter dieses Sonderprogramm fällt. Und das war zwar ein dienstlicher Besuch, aber irgendwie auch eine Reise zu seinen Wurzeln, denn Ingo Gaedechens Herz hängt an der Ahrensböker Kirche, das ist zu spüren: Der Bundestagsabgeordnete ist in Ahrensbök geboren und aufgewachsen und hat eine Menge Kindheitserinnerungen an die altehrwürdige Kirche: „Sie kam mir immer riesig vor“, erzählt er schmunzelnd, vor allem bei seinem Einschulungsgottesdienst, den er hier erlebt hat. Später dann sei er zwar weggezogen, habe aber eine Ahrensbökerin geheiratet – hier in dieser Kirche im Jahr 1986. Eine echte Marinehochzeit sei es gewesen, obwohl der Pastor nicht begeistert davon gewesen sei, einen Soldaten in Uniform zu trauen. Für eine ganz besondere Kirchenführung ist er nun in der vergangenen Woche nach Ahrensbök gekommen – und freut sich als allererstes, dass „die Bänke jetzt endlich richtig rum stehen“.
In der und um die Ahrensböker Kirche herum ist viel passiert in den vergangenen Jahren – die Orgel wurde saniert, der Altarraum umgebaut, der Weg zur Kirche befestigt und gepflastert und so barrierefrei gestaltet. Auch am Kirchenschiff müsste hier und da gearbeitet werden, so habe man die machbaren Aufgaben vorgezogen, erklärt Volker Schmechel aus dem Ahrensböker Kirchengemeinderat. Über kurz oder lang müsse auch das Mauerwerk des Kirchenschiffes unter die Lupe genommen werden. „Es gibt so viel zu tun, dass wir auch den Turm lange hinausgeschoben haben.“ Nun weise der Turm aber so starke Schäden auf, dass eine Totalsanierung anstünde, würde man nun nicht handeln.
Der Kirchturm ersetzte einen älteren aus dem Jahr 1715, der zwar noch jung an Jahren, aber doch erheblich beschädigt war. Er wurde bereits 1746 abgetragen, der neue Turm allerdings erst 1760 begonnen – 1761 wurde er fertiggestellt und eingeweiht. Bereits 1793 musste er zum ersten Mal instand gesetzt werden, zum ersten, aber bei Weitem nicht zum letzten Mal. So traf ihn 1865 ein Blitzschlag und richtete großen Schaden an – heute ist der Kirchturm eine Mischung aus Sanierungsarbeiten mehrerer Jahrhunderte, die nicht immer ganz sachgemäß waren. So wurde statt des gebrannten Kalks Zement für die Fugen verwendet – der aber wird zu hart, arbeitet nicht mit den Backsteinen, sodass diese sich zurückziehen, frieren, reißen und zerbrechen. Man habe Bohrungen durchgeführt, um Feuchte, Beschaffenheit und Salzgehalt zu messen, die Untersuchungsergebnisse werden Ende Februar eintreffen und die Grundlage für das weitere Vorgehen bilden. Sicher ist, dass der Zement und auch zahlreiche Steine ausgetauscht werden müssen – auch die Zusammensetzung der Steine muss untersucht werden, um sie nachbrennen zu können, zumal beim Turmbau Steine im Kloster- sowie im Reichsformat verwendet worden seien. „Wir haben bereits Angebote bei Brennereien eingeholt“, sagt Architekt Thomas Uhlen, „und dann entscheiden, welchen Mörtel wir nehmen.“ Alles in allem werde es sicher noch ein gutes halbes Jahr dauern, bis die Arbeiten beginnen können. Das sei ein vernünftiges Zeitfenster, auch in Anbetracht der Entscheidung über die Förderung, sagt der Bundestagsabgeordnete. „So ein Schätzchen wie diese ortsbildprägende Kirche muss erhalten werden“, so Ingo Gädechens, „und es ist klar, dass ein so altehrwürdiges Bauwerk mal einen Erneuerungsbedarf hat – und auch, dass der nicht ohne Hilfe gestemmt werden kann.“ Natürlich seien es schwierige Zeiten, es sei aber auch kontraproduktiv, in diesen Zeiten aufzuhören, den Schutz solcher Denkmäler zu stoppen.
Neue Steine, frischer und sachgemäß zusammengesetzter Mörtel und eine Menge Handarbeit werden erforderlich sein, um den Kirchturm zu retten – die Kosten werden sich über etwas mehr als 300.000 Euro belaufen, von denen der Kirchenkreis Ostholstein bereits zugesagt hat, 35 Prozent zu übernehmen. Würde der Bund nun die Maßnahmen mit 50 Prozent fördern, bliebe der Kirchengemeinde ein Rest von 15 Prozent zu stemmen. Er nehme das alles mit nach Berlin, so Ingo Gädechens: „Ich habe das auf dem Zettel und will gern Hoffnung machen, dass es klappt, versprechen kann ich aber nur, dass ich mich mit ganzer Kraft für die 50prozentige Förderung durch den Bund einsetzen werde.“