„Wir machen alles möglich, was geht!“

Reporter Eutin 703

Eutin (sh). „Mit dem Reiterhof Fissau habe ich mir einen Kindheitstraum erfüllt“, verrät Jackie Meyer. „Ponys sind meine Leidenschaft.“ Es geht nicht ohne. Und damit der schöne Reiterhof Fissau, auch Gestüt Immental genannt, die Corona-Pandemie übersteht, hat sich die Hof-Chefin einiges einfallen lassen. „Wir passen uns an – und machen alles möglich, was geht.“ Und es geht einiges.
„Der erste Lockdown im letzten Jahr hat mir komplett den Boden unter den Füßen weggerissen“, gibt Jackie Meyer zu. Doch durch die Unterstützung des Staates – und vor allem auch durch die Unterstützung von lieben Menschen aus der Umgebung konnte der Reiterhof überstehen. „Zum Beispiel haben viele ehemalige Reitschüler an mich gedacht, das war sehr emotional“, so Jackie Meyer. „Ich bin so dankbar.“
Anfang Mai 2020 berichtete der Reporter über den Reiterhof Fissau. „Der Artikel wirkte damals wie eine Art Aufklärung“, erinnert sich Jackie Meyer. „Den Menschen wurde bewusst, dass trotz Corona die Ponys hier auf dem Hof auf die Kinder warten.“
Patenschaften für Ponys wurden übernommen. Viele Kinder kamen. Die kleineren wurden von ihren Müttern begleitet. Die begeisterten Pony-Fans kümmerten sich um die Tiere, als wären es ihre eignen. Reitunterricht durfte ja nicht stattfinden, daher war ein wenig Pferde-Erfahrung wichtig.
Seit dem Artikel ist zum Beispiel auch Isi (13) dabei. Die Schülerin hatte über die Situation gelesen und ist seitdem für die drei Shetlandponys Blond Czar, genannt Cevin, Karin und Nordje da. Jeden Tag. Bei Wind und Wetter. Die Tiere werden von Isi gefüttert, betüdelt und geputzt. Zudem geht das Mädchen mit ihnen spazieren, damit die Tiere Bewegung und Abwechslung haben. Geritten wird natürlich auch.
Als Isi auf dem Hof erscheint, wird sie von ihren drei Lieblingen schon sehnsüchtig erwartet. Die Tiere haben sich längst an das engagierte Mädchen gewöhnt und genießen die Zeit mit ihr.
Als im Sommer 2020 die Corona-Maßnahmen dann langsam gelockert wurden, kehrte wieder ein wenig Normalität auf dem Ponyhof zurück: Reitunterricht durfte wieder angeboten werden und es fanden wieder Lehrgänge für kleine und große Reiter statt. Vor allem in den Ferien. Auch verschiedene Open-Air Musik-Veranstaltung (www.immental-events.de) wurden auf dem Hof realisiert – darunter ein Benefiz-Konzert für ein an Epilepsie erkranktes Mädchen. Der Erlös floss mit in die Finanzierung eines Assistenzhundes ein. Jeder hilft, so gut er kann.
Dann kam im Herbst der zweite Lockdown. Nichts durfte mehr stattfinden. Bis heute. Keine Unterrichtsstunden, keine Veranstaltungen.
Das Wetter wurde ungemütlich. Nass und kalt. Leider ließen sich davon viele Familien abschrecken und blieben zu Hause. Die Nachfrage an Pony-Patenschaften ging zurück, aber die Tiere auf dem Gestüt Immental möchten natürlich trotzdem versorgt und gepflegt werden.
Der Hof ist groß und bietet auch während der Pandemie-Zeit genügend Platz für Pferde-Begeisterte. „Wir haben fünf Stall-Trakte und fünf Reitmöglichkeiten“, so Jackie Meyer. „Fast alles an der frischen Luft.“ Zudem gibt es festgelegte Zeitfenster. So ist gewährleistet, dass nicht zu viele auf dem Hof gleichzeitig erscheinen und alle stets genügend Abstand zueinander halten können. Und: Es herrscht natürlich eine Mund-Nasen-Schutz-Pflicht.
Man kann sich also wunderbar aus dem Weg gehen und trotzdem genug Platz und Zeit für sein Pflegepony haben. Nur am Wetter kann man nichts ändern – aber wer ein echter Pferde-Freund ist, lässt sich durch Kälte normalerweise nicht abschrecken.
Marina Ziesak und ihre Tochter Miina (8) zum Beispiel haben seit dem ersten Lockdown durchgehend eine Patenschaft und kümmern sich um ein Pony. Zurzeit ist es Shetlandpony Joyline. Die bunte Pony-Dame lässt sich ganz brav von der Weide holen und putzen. Seit gut drei Jahren reitet Miina schon auf dem Reiterhof Fissau und kennt sich mit Ponys gut aus. Ihre Mutter hat eher wenig Erfahrung mit Pferden und ist als Begleitperson dabei. Das Mutter-Tochter-Gespann kommt zweimal die Woche zum Hof. „Einmal reitet Miina, einmal kümmern wir uns einfach so um das Pony“, so Marina Ziesak.
Weil zurzeit nicht so viele Pferde-Freunde zum Hof kommen, wechselt das Pony für Miina jeden Monat. Marina Ziesak: „Frau Meyer hat genau im Blick, welche Ponys mehr Bewegung und Beschäftigung brauchen. Das klappt prima.“ Und wer weiß, vielleicht dürfen sich ja bald noch mehr Ponys über eine Patenschaft freuen.