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„Bloß nicht weinen, Akbar“

Ahrensbök (ed). Akbar war gerade 16, als ihn die Polizei als unbegleiteten minderjährigen Flüchtlöing vor der dänischen Grenze aufgriff – heute hat er eine Lehrstelle als Industriemechaniker und ist angekommen in seiner neuen Heimat. Seine Geschichte hat er zusammen mit seiner Deutschlehrerin Frauke Kässbohrer in einem ebenso berührenden wie aufrüttelnden Buch aufgeschrieben – „Bloß nicht weinen, Akbar“ heißt es und zeigt schonungslos und authentisch die Situation zahlreicher Flüchtlinge mitten in Europa auf, erzählt das, was wir nicht sehen (wollen). Eine wahre Odyssee, die hinter vielen der jungen Menschen liegt, die meisten in einem Alter, in dem wir noch brav zur Schule gehen, behütet bei unseren Eltern leben und nichts wissen von Krieg und Verfolgung. Und das ist auch der Grund, aus dem Akbar sich entschloss, seine Geschichte zu erzählen – er bat, nachdem er etwa drei Jahre in Deutschland war, seine Deutschlehrerin, ihm dabei zu helfen und seine Geschichte in Worte zu fassen. „Ich glaube, dass mich viele Leute hier in Deutschland besser verstehen werden, wenn sie wissen, wie es mir ergangen ist und warum ich hier bin“, sagte er. „Und für mich ist es auch gut, wenn ich mir mal alles von der Seele rede….warum gibt es Ausländerfeindlichkeit hier in Deutschland? Weil wir viel zu wenig voneinander wissen.“ Und Recht hat er – das fand auch Frauke Kässbohrer und schrieb Akbars Geschichte nieder, so wie er es ihr erzählte, in einfachen klaren Worten: Wie er in Afghanistan und im Iran aufwuchs, wie seine Eltern spurlos verschwanden und seine Tante ihn liebevoll bei sich aufnahm. Wie er mit gerade 15 Jahren in der Hoffnung auf ein richtiges Leben floh, über die Türkei, in einem kleinen Boot übers Mittelmeer schipperte, sich dann in einem griechischen illegal in den Laderaum eines Lkws versteckte, der sich als Kühltransporter entpuppte, und über Italien und Frankreich nach Deutschland gelangte. Damit möglichst viele Menschen Akbars Geschichte hören und vor allem sehen, dass seine Geschichte ein gutes Ende genommen hat, reisen der junge Mann, der mittlerweile 24 ist, und seine Deutschlehrerin, wann immer sie eingeladen werden, zu Lesungen im ganzen Land. Zusammen lesen die beiden an Schulen oder in Bibliotheken aus ihrem Buch, kommen mit den Menschen ins Gespräch, denn nur so kann man sich kennenlernen, Verständnis wecken Vorurteile ausräumen – am kommenden Mittwoch, dem 29. März um 19 Uhr auch in der Ahrensböker Gemeindebücherei. Auf Einladung der Büchereileiterin Ute Denckert-Fengler und der Ahrensböker Flüchtlingshilfe sind Akbar und Frauke Kässbohrer zu Gast und lesen Passagen aus „Bloß nicht weinen, Akbar“. Anschließend ist Raum für Gespräche und Fragen. „Wir finden es einfach wichtig, dass die Geschichte erzählt wird“, macht Ute Denkcert-Fengler deutlich, „deshalb haben wir die beiden eingeladen – und laden nun alle Interessierten herzlich dazu ein, Akbar und Frauke Kässbohrer zu lauschen und zu hören, was für eine Geschichte hinter diesem jungen Mann liegt.“ Der Eintritt zu der Lesung ist frei, Spenden für die Arbeit der Ahrensböker Flüchtlingshilfe sind herzlich willkommen.


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