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Junge Eltern – aber nur auf Probe

Die sieben Teilnehmer des „Eltern auf Probe“-Kurses in Hutzfeld mit Betreuerin Wiebke Aldenhoff.

Die sieben Teilnehmer des „Eltern auf Probe“-Kurses in Hutzfeld mit Betreuerin Wiebke Aldenhoff.

Hutzfeld. Achtklässler Simon wiegt sein leise quengelndes Baby im Arm, seine Klassenkameradin Lena muss ihres gerade füttern und Pias Baby will gewickelt werden. Sie und die vier weiteren Schülerinnen und Schüler, die neben ihren Babyschalen auf dem Schulhof der Außenstelle der Wilhelm-Wisser-Schule in Hutzfeld sitzen, sind aber nicht etwa sehr früh Eltern geworden, sondern haben sich Anfang vergangener Woche freiwillig auf ein erstmaliges Projekt eingelassen. Vier Tage und drei Nächte lang kümmerten sich Simon, Lena, Pia, Dominik, Kea, Leonie und Paula jeweils um einen 3000 Gramm schweren Babysimulator – eine Babypuppe, die einem lebendigen Baby in seinen Bedürfnissen in nichts nachsteht. „Einmal musste ich fünfmal in einer Nacht aufstehen, weil das Baby geweint hat, und Kea musste einmal 45 Minuten lang füttern.“, erzählt Paula. Die Simulation ist Tagesabläufen nachempfunden, die junge Eltern über längere Zeit dokumentiert haben, sodass es 15 verschiedene Programmierungen gibt, in einer Abstufung von leicht bis schwer. Jeder Simulator hat einen Sensor im Kopf und reagiert nur auf eine Person, die einen entsprechenden Sensor am Handgelenk trägt. Macht sich das Baby bemerkbar gilt es zunächst herauszufinden, was es braucht und sich dann dementsprechend darum zu kümmern. Eine große Herausforderung für die Schülerinnen und Schüler, die Stresssituationen zu meistern, zum einen im Umgang mit dem Babysimulator, zum anderen aber auch mit Reaktionen von außen, die sich sehr unterschiedlich gestalteten. „Als wir die Babys bekommen haben und damit durch die Schule gegangen sind waren natürlich alle neugierig. Innerhalb der Schule war das Interesse positiv, aber in der Stadt hat man schon mal komische Blicke bekommen, oder musste sich fiese Sprüche anhören.“, sagen alle. Teil des Projekts war ein Besuch der Abteilung für Babynahrung im Supermarkt, wo zum Beispiel Preise verglichen werden sollten. Vormittags trafen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit ihrer Biologie-Lehrerin Tanja van der Meirschen und Betreuerin Wiebke Aldenhoff vom Eutiner Familienzentrum in der Schule, trugen die Erfahrungen des vergangenen Abends und der Nacht zusammen und erhielten speziellen Unterricht zum Thema rund um Kinder, von Verhütung bis Erziehung. In der Schule habe das Projekt bereits weitläufig für großes Interesse gesorgt und es sei auch für das nächste Schuljahr wieder angesetzt, so Tanja van der Meirschen stolz. Und die „Eltern auf Probe“ geben ihre Babys nur schweren Herzens wieder ab: „Natürlich war es anstrengend und wir freuen uns auf ruhige Nächte, aber auch in so kurzer Zeit baut man eine richtige Bindung zu den Kleinen auf.“, geben sie zu. Schulen können bei Interesse an dem Projekt beim Familienzentrum in Eutin anfragen, das zwei Sätze von je sieben Babysimulatoren zur Verfügung hat und Gruppen von bis zu 14 Schülerinnen und Schülern mit fünf Trainern zur Seite stehen kann.


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