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Kein Gesundheits Campus für die Gesundheitsregion?

Thomas Hüstreich hatte bei der Stadt die Änderung des Bebauungsplans beantragt, um einen GesundheitsCampus zu bauen.

Thomas Hüstreich hatte bei der Stadt die Änderung des Bebauungsplans beantragt, um einen GesundheitsCampus zu bauen.

Eutin (ed). Fast hätte Eutin ihn bekommen, den GesundheitsCampus, für den der Eutiner Unternehmer Thomas Hüstreich der Stadtvertretung Pläne mit der Bitte um die Änderung des Bebauungsplanes vorgelegt hat – ein Komplex aus einem Zentrum für Fort- und Weiterbildung für gesundheitsbildende Berufe, der Betreuung von Praktikanten auf internationaler Ebene und einem Wohnbereich für Senioren, die aktiv und komfortabel leben wollen in unmittelbarer Nähe zu einem umfassenden medizinischen Trainingsbereich. Nun aber sieht es so aus, als würden zwei andere schleswig-holsteinische Städte diesen GesundheitsCampus bekommen, denn in der Ausschuss-Sitzung in der vergangenen Woche hat die Stadtvertretung das Projekt zwar „nicht von vornherein abgelehnt“, wie ein Stadtvertreter es ausdrückte, sondern Thomas Hüstreich umfangreiche „Hausaufgaben“ aufgegeben: Er solle eine gesicherte Finanzierung vorlegen, den Nachweis, dass der GesundheitsCampus auch ohne Wohneigentum möglich sei, und ein schlüssiges Betriebskonzept, zudem hat er die Auflage bekommen, kein Wohneigentum zu schaffen, sollte der GesundheitsCampus gebaut werden. Danach aber sieht es jetzt nicht mehr aus – obwohl Thomas Hüstreich nach der Entscheidung, sich nach der Erfüllung der „Hausaufgaben“ ein weiteres Mal zu beraten, viel Zuspruch bekommen hat – während die Ausschuss-Entscheidung vor allem Verwunderung auslöste. Denn eigentlich ist die Rede davon, das Eutin stetig attraktiver werden soll, nicht nur für Unternehmer, auch für Menschen, die sich bei uns niederlassen, die hier lernen und arbeiten wollen. Mindestens 50 Arbeitsplätze wären geschaffen worden – ganz zu schweigen von der Außenwirkung für die Gesundheitsregion Ostholstein: Fachkräfte hätten hier im Rahmen der Ausbildung der Entwicklung von Prozessen der Demenzbegleitung und des sogenannten AAL (active assistant living) betreut und weitergebildet werden und währenddessen auf dem Campus leben sollen. Kombiniert mit selbstbestimmtem, altersgerechtem Mehrgenerationen-Wohnen mit Zugang zur medizinischen Therapie. „Das hat Zukunft“, weiß Thomas Hüstreich, „nicht nur wegen des Fachkräftemangels im Gesundheitsbereich, der längst bei uns angekommen ist, sondern auch weil immer mehr ältere Menschen immer länger selbständig bleiben wollen.“ Bereits einige Therapeuten aller Gesundheitsbereiche hatten Interesse angemeldet, sich auf dem GesundheitsCampus anzusiedeln, ebenso eine große Krankenkasse, die hier ihren Stützpunkt einrichten wollte. „Der Komplex wäre für alle Gesundheitsanbieter offen gewesen“, sagt Thomas Hüstreich, „und es bestand großes Interesse daran, auch seitens der Diakonie und der Johanniter. Wir wollen miteinander arbeiten und nicht gegeneinander.“ Daher hatte er für sein Grundstück in der Ohmstraße die Änderung des Bebauungsplanes beantragt – vom Industriegebiet mit Schwerpunkt Sportnutzung in ein Mischgebiet mit 60 Prozent Gewerbe und 40 Prozent Wohnen. Das nun sollte bei einem Ortstermin beratschlagt werden. Befürchtet wurde vor allem, dass sich die ansässigen Unternehmen durch den höheren Schutzanspruch des geplanten Wohnbereiches des GesundheitsCampus einschränken müssten. Schallgutachter Knut Rasch bescheinigte dabei dem GesundheitsCampus, dass durch dessen Konstruktion von vornherein jeglicher möglicher Schall von außen abgefangen würde – das allerdings zählte während der Ausschuss-Sitzung kaum. Und bereits zuvor hatte die egoh alle Unternehmen im Gewerbegebiet als deren selbsternannter Anwalt angeschrieben und darauf hingewiesen, dass mögliche Einschränkungen durch den GesundheitsCampus mit seinem Wohnbereich zu befürchten seien. So wie Hauke Wulff, den Meister der Raiffeisen Technik. „Wir haben eine Einladung von der egoh zu der Ausschuss-Sitzung mit Ortstermin bekommen“, berichtet er. „Mit dem Hinweis, dass wir vielleicht unsere Schlepper nicht mehr auf den Hügel fahren könnten, wenn hier Wohngebiet gebaut wird.“ Allerdings vertraue er auf die rechtliche Richtigkeit des Schallschutzgutachtens, dass sicherstellt, dass der Betrieb genau so weiter arbeiten kann wie bisher. „Und es war immer unser Standpunkt, dass dann nichts gegen den Bau spricht.“ „Mit mir hat niemand von der egoh gesprochen“, wundert sich Thomas Hüstreich. Stattdessen aber hatte er bei seinen Nachbarn schonweit vorher nachgefragt, wie sie zu seinem GesundheitsCampus stünden – und alle seien, soweit sie so weiter machen könnten wie bisher, damit einverstanden gewesen. Und auch der Forderung der Stadt nach einer Bushaltestelle für den Campus ist er nachgekommen, hatte mit dem Nahverkehrsunternehmen Rohde gesprochen, das die Möglichkeit einer Haltestelle gern eingeräumt hat. „Ich verstehe nicht, warum die Stadt eher überlegt, wie sie das Projekt torpedieren kann“, sagt Thomas Hüstreich, der nun darüber nachdenkt, seinen Gewerbesitz ebenfalls zu verlegen, „anstatt zu überlegen, wie sie es maximal nach vorne bringen kann.“ Stattdessen wurde er dazu befragt, was mit dem GesundheitsCampus passiere, wenn er in fünf Jahren pleite sei – eine Frage, die den Unternehmer, der seit 1989 erfolgreich sein A-k-tiv betreibt und es in den vergangenen 17 Jahren in der Ohmstraße von einem Fitnesscenter hin zu einem renommierten Gesundheitszentrum mit medizinischer Trainingstherapie entwickelt hat, nicht nur bass erstaunte: „Das ist eine Äußerung, die geschäftsschädigend ist“, hat Hüstreich sich von juristischer Seite versichern lassen, „wir lassen zur Zeit prüfen, wie hoch der hierdurch entstandene Schaden ist.“ Ostholstein bezeichnet sich selbst als Gesundheitsregion – „und da kommt einer und bietet ein solches Konzept an und wird mit Auflagen und inakzeptablen Forderungen belegt“, wundert sich Hüstreich. Während sein Projekt in anderen Städten willkommen geheißen und von den Stadtvertretern möglich gemacht wird. „Ich bin Eutiner und ich hätte dieses Projekt einfach gern für Eutin hier angesiedelt“, sagt Thomas Hüstreich, „in zweiter Linie bin ich Schleswig-Holsteiner, also werden wir unseren GesundheitsCampus nun in zwei anderen Städten des Landes verwirklichen, die uns dazu eingeladen haben.“ Ob es für Eutin und den GesundheitsCampus noch eine Chance gibt? Grundsätzlich aber sei er zu Gesprächen bereit. Bleibt zu hoffen, dass Eutin dieses zukunftsfähige Konzept, das die Attraktivität der Stadt sicherlich steigern würde, als das sieht, was es sein könnte: Ein Geschenk.


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