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Parade-Bett – Blickfang und Staubfänger

Vom Parade-Bett wirbelt Ulrike Unger mit einem Blasebalg den Staub auf, Restaurator Markus Freitag fängt  ihn dann mit dem Staubsauger auf, in dem sich ein Filter befindet, so dass der Staub nicht wieder mit der Luft nach draußen entweichen kann.

Vom Parade-Bett wirbelt Ulrike Unger mit einem Blasebalg den Staub auf, Restaurator Markus Freitag fängt ihn dann mit dem Staubsauger auf, in dem sich ein Filter befindet, so dass der Staub nicht wieder mit der Luft nach draußen entweichen kann.

Eutin (wh). Das Eutiner Schloss ist fast sein Zuhause. Seit 25 Jahren geht Diplom-Restaurator Markus Freitag aus Kiel hier ein und aus. Mit einer Kollegin hat er während der jahrelangen baulichen Instandsetzungsarbeiten seine Hand schützend und pflegend nicht nur über das in den Räumen, sondern auch das im Depot befindliche wertvolle Inventar gehalten. Was ihm jetzt obliegt, ist unter anderem die regelmäßige Entstaubung aller sensiblen historischen Ausstattungsstücke. Dazu gehören der Gemäldebestand, historische Möbel, Polsterungen, Vergoldungen (zum Beispiel auf den Leisten der Wandbespannungen, auf Bilder- und Spiegelrahmen). Markus Freitag hat viel Freude an seiner Arbeit, auch wenn es zeitweise „nur“ um Staubsaugen geht. Sein Motto lautet: „Objekthygiene ist die Grundlage jeglichen Substanz-Erhalts!“ Jetzt, zum Beginn der Winterszeit und nach der erhöhten Besucherzahl während der LGS, ist gründliche und vor allem professionelle Entstaubung wieder angesagt, bevor zunehmende Luftfeuchtigkeit den Staub an die Objekte bindet. Mit einem speziellen Rucksack-Staubsauger machte sich Markus Freitag auf den Weg durch die wunderschönen Räume des Schlosses. Letzten Dienstag erreichte er das herzogliche Gästezimmer, in dem als Blickfang und begehrtes Fotomotiv ein Paradebett steht. „Viele Kinder äußern, sie hätten am liebsten auch so ein Bett“, erzählt Ulrike Unger, Volontärin. „Um das Bett ranken sich einige Geschichten“, weiß sie zu berichten. – Das um 1760 geschaffene Paradebett aus bemalter und vergoldeter Eiche wird von einem hohen Baldachin aus rotgoldener Lyoner Seide beschirmt. Dieser sollte nicht nur Besucher beeindrucken, die – so war es damals gang und gäbe – im Bett empfangen wurden. Der Baldachin hatte auch manch praktischen Nutzen: Er sollte den darin Liegenden vor Zugluft schützen, ihm eine gewisse Privatsphäre verleihen und ihm einen Teil jener lästigen Plagegeister - wie Bettwanzen - vom Leibe halten. Laut Überlieferung sollte das Paradebett für einen geplanten Besuch König Friedrichs II. von Preußen angeschafft worden sein, der dann allerdings nicht gekommen war. Berühmtheit erlangte das Paradebett als Ausstattungsgegenstand in einigen Szenen des Films „Cabaret“ mit Liza Minelli in der Hauptrolle, dessen Innenaufnahmen zum Teil im Eutiner Schloss gedreht wurden. „Das Bett ist ein Highlight unseres Inventars“, sagt Ulrike Unger und hilft dem Restaurator bei der Entstaubungs-Aktion, indem sie einen Blasebalg betätigt, der den Staub aufwirbelt, den Freitag dann gewissermaßen „aus der Luft“ weg saugt; denn direkte Berührungen der wertvollen Stoffe sollen soweit wie möglich vermieden werden.


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