Ortswechsel eines stadtbekannten Kunstwerkes
Eutin (t). Neu aufgestellt: Einst standen die „Geldsäcke“ in der Königstraße, nun haben sie den Ort gewechselt. Anlass für Regine Jepp, sich den Fakten hinter der Skulptur zu widmen. Hier kommt das Ergebnis:
Manchmal reiben sich auch stadtgeschichtlich affine Eutinerinnen verwundert die Augen, zum Beispiel dann, wenn sie quasi aus der eigenen Haustür kommen und auf ein altbekanntes Kleindenkmal gucken. Die „Geldsäcke“, die einst vor der Volksbank in der Königstraße gestanden haben, wurden nun, nachdem sie der Neugestaltung des Ortes weichen mussten, wieder aufgestellt und zeigen sich erneut in der Nähe der Volksbank, diesmal am unteren Ende des Katerstiegs. Aber wo kommt diese Skulptur ursprünglich her?
Im Sommer 1977 ist es so weit. Die Idee einiger weniger, die unentwegt für die Sache geworben und Verbündete gesucht haben, geht in die Realisierung. Es hat eine ganze Zeit gedauert, die Stadtmütter und -väter zu überzeugen, ein Bildhauersymposion in Eutin durchzuführen. Zu den Urhebern des Ganzen gehört ein deutscher Bildhauer, der in Sagau ansässige Pierre Schumann, dem es gelungen ist, Künstlerkollegen aus drei Erdteilen zu interessieren. Er erklärt sich bereit, die Gäste und ihre Angehörigen bei sich zu Hause zu beherbergen. Doch die Arbeiten, die normalerweise im Steinbruch oder im Atelier stattfinden, sollen jetzt in der Eutiner Öffentlichkeit durchgeführt werden, auf dem großen Grün vor dem Eutiner Schloss. Alle fünf eingeladenen Bildhauer kennen sich aus Carrara, der italienischen Marmorhauptstadt. Nach längerem Hin und Her beschließt die Stadt, einen Zuschuss von 20.000 DM zu geben, ferner wird sichergestellt, dass die Künstler einen Monat lang vor dem Schloss sägen, meißeln und schleifen dürfen.
Während sich der Bürgermeister Knutzen und verschiedene Ratsherren zu Beginn der Diskussion noch recht bedeckt hielten, treiben Schumann und die Damen und Herren der KVE (Kaufmännische Vereinigung Eutins, ein Vorgänger der WVE) die Angelegenheit voran. Bereits im Februar reist Pierre Schumann nach Carrara, um den Marmor zu erwerben. Ende Juni kommt ein Lastzug, beladen mit 10 Tonnen Steinmaterial in Eutin an. Der größte Koloss – ein grauer Bardiglio, ein 4 Tonnen-Monstrum, – wird für den dänischen Künstler reserviert
Zeitgleich mit dem Material treffen auch die Bildhauer ein. Es sind Jesper Neergaard – ein Däne, Harri Noordhoek aus Kanada, Joshito Fugibe aus Japan und der Peruaner Isidro Gutiérrez Alfaro.
Zur Eröffnung des Symposiums spricht der Schirmherr, der Schleswig-Holsteinische Kultusminister Prof. Walter Braun. Auch der Landtagspräsident Dr. Helmut Lemke informiert sich über den Fortgang der Arbeiten. Der „Kulturspiegel“ des NDR-Fernsehens sendet live aus Eutin.
Am Ende des Symposiums entscheiden Magistrat und Kulturausschuss der Stadt das Werk des Japaners Joshito Fugibe – Fudschi, wie ihn seine Künstlerkollegen nennen – anzukaufen. In diesem Werk sei eine tiefe Symbolik versteckt, die japanische Traditionen wie Musik, das Element Wasser, aber auch Empfindungen wie die Angst vor Vergänglichkeit versinnbildlicht und damit auch gut zu Eutin passt.
Die KVE hat sich für das Werk des jüngsten Teilnehmers Jesper Neergaard entschieden. In der Laudatio erwähnt die stellvertretende Vorsitzende der Vereinigung, Hannelore Schwanitz, dass das Werk nicht nur die faszinierende Schönheit des Marmors einfängt, sondern mit den liegenden, gestapelten Geldsäcken zeigt, was die Kaufmannschaft so dringend braucht. Das Werk des peruanischen Künstlers, ein marmorner Löwe, soll vor der Gustav-Peters-Schule aufgestellt werden. Harry Noordhoeks Skulptur wird vom Kreis erworben. Der deutsche Bildhauer Pierre Schumann erhält einen Auftrag in Bad Schwartau.
Der kosmopolitische Künstler Jesper Neergaard, Jahrgang 1939, wohnhaft in Kopenhagen und Carrara hat 1972 nach Studium und Promotion in Literaturwissenshaften ein Schlüsselerlebnis, durch das er sich komplett der Bildhauerei zugewandt hat.
Er arbeitet vorzugsweise in Marmor. Seine abstrakten, runden fließenden Volumen zeigen die besondere Schönheit des Carrara Marmors.
Nun sind also die „Geldsäcke“, bzw. das Werk „Huckepack“, wie es offiziell nach einem namengebenden Wettbewerb der KVE heißt, am Katerstieg/Freischützstraße angekommen.

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