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„Was wir uns wünschen, ist Respekt“

Arash Vilan und Sara Khaleghi sammeln Unterschriften aus Protest gegen die Arbeit der Zuwanderungsbehörde.

Arash Vilan und Sara Khaleghi sammeln Unterschriften aus Protest gegen die Arbeit der Zuwanderungsbehörde.

Bild: Foto: Jabs

Eutin (aj). „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ – auf diesen elementaren Gedanken des deutschen Grundgesetzes hat Arash Vilan vertraut, als er vor neun Jahren den Iran verließ. Derzeit sammelt er unter dem Verweis auf den Artikel 1 Unterschriften, weil er sich von der Zuwanderungsbehörde des Kreises Ostholstein nicht immer mit Respekt behandelt sieht. „Natürlich ist diese Sammlung angemeldet, es ist alles nach dem Gesetz“, betont er am Donnerstag der zweiten Juliwoche an seinem Stand vor dem Eutiner Rathaus.

Auf dem Tisch liegt eine große Papierbahn, auf der zu lesen ist, wogegen er protestiert. Es ist sehr heiß, nur wenige Menschen sind um die Mittagszeit unterwegs, so hat Arash Vilan Zeit, seine Geschichte zu erzählen: Als Flugzeugtechniker hat er im Iran gearbeitet. Als er zum Militärdienst eingezogen werden sollte, um in Syrien zu kämpfen, habe er entschieden, das Land zu verlassen. Er kommt ohne Pass, aber seine Geburtsurkunde und den Führerschein habe er vorlegen können. In die komplizierten deutschen Vorschriften findet er sich ein, Paragraphen und Aufenthaltstitel kommen ihm flüssig über die Lippen, während er von seinen Erfahrungen berichtet. Und auch die Ansprechpartner beim Kreis kann er mit Namen nennen. Warum er nun mit Unterschriften gegen die von ihm empfundene Respektlosigkeit der Behörde protestieren will, erklärt er an einem konkreten Beispiel: Zwei Jahre habe er bei einem deutschlandweiten Postversand gearbeitet: „Immer pünktlich, immer zuverlässig, der Chef war zufrieden“, unterstreicht der Familienvater. Dann habe er den Job verloren – weil er die für eine Weiterbeschäftigung notwendigen Papiere nicht erhalten habe: „Die Behörde war nicht erreichbar, nicht am Telefon und auch per E-Mail habe ich keine Antwort erhalten“, sagt der Arash Vilan. „Nicht rechtzeitige Ausstellung der Fiktionsbescheinigung, was zu Arbeitsverlust, Ausschluss von Sozialleistungen und Versicherungsschutz geführt hat“ lautet der entsprechende Punkt auf dem Unterschriftenplakat. Schon lange seien die Türen auf dem Amt verschlossen, ohne Termin sei niemand zu sprechen und einen Termin zu vereinbaren sei schwierig, weil Antworten auf Anfragen ausblieben und die Erreichbarkeit nicht gewährleistet sei. Er habe mittlerweile eine neue Arbeitsstelle bei einem Pizzaservice gefunden, so Vilan. Trotzdem ist es ihm wichtig, auf das Problem, das er in der Arbeitsweise der Zuwanderungsbehörde sieht, aufmerksam zu machen. Dafür hat er vor dem Kreishaus Unterschriften gesammelt und dafür wird er auch in anderen Orten seinen Tisch aufbauen: „Alles gesetzlich“, beteuert er noch einmal.

Nach Abschluss der Sammlung will er die Liste dem Büro der Landeszuwanderungsbeauftragten des Schleswig-Holsteinischen Landtages übergeben. Er will für sich und die anderen eintreten, denn: „Wir haben auch Rechte, wie alle Menschen“, meint er nachdrücklich und schiebt hinterher: „Wir wollen nur leben.“ In Deutschland hat er seine Frau Sara Khaleghi kennengelernt, hier haben sie geheiratet, der vierjährige Sam und zweijährige Sophia sind hier geboren: „Wenn auch Sara, die im Iran als Architektin ausgebildet wurde, Arbeit finden würde, wären wir komplett raus beim Jobcenter, denn wir sind jung, wollen arbeiten und Deutschland braucht Arbeitskräfte“, sagt Arash Vilan. Er wünsche sich, was sich alle wünschen: Dass es den Kindern gutgeht, eine Wohnung, einen Job. Das ist „Würde“ für ihn und dafür kämpft er, wie das in einem demokratischen Staat möglich ist.


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