Stadt Neustadt würdigt Arne Rautenberg
Neustadt in Holstein. Der mit 10.000 Euro dotierte „Kay-Hoff-Literaturpreis“ wird alle drei Jahre von der Stadt Neustadt für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Sprache und Literatur in Schleswig-Holstein vergeben. Er wurde von dem Schriftsteller Kay Hoff gestiftet, der 1924 in Neustadt geboren wurde und seine Zeit ein halbes Jahrhundert lang in Gedichten, Romanen, Erzählungen und Hörfunkarbeiten reflektierte. Er starb 2018 in Berlin.
Arne Rautenberg gehört zu den eigenständigsten Stimmen der zeitgenössischen Lyrik. Seine Gedichte zeichnen sich durch eine bemerkenswerte sprachliche Experimentierfreude aus, die Erwartungen an Poesie immer wieder unterläuft und neu definiert. Mit Neologismen, spielerischen Klangfeldern und überraschenden Wortverbindungen gelingt es ihm, Alltägliches in poetische Imaginationen zu verwandeln. Besonders auffällig ist der bewusste Verzicht auf Großschreibung und Interpunktion, wodurch Rautenberg eine Gleichwertigkeit aller Wörter und eine ganz eigene, rhythmisch dichte Textur schafft. Seine Lyrik bewegt sich virtuos zwischen Komik und Tiefe, zwischen Nonsens und Reflexion, zwischen Popkultur und literarischer Tradition. Dabei entstehen Gedichte, die durch ihre formale Innovation ebenso bestechen wie durch ihre inhaltliche Vielschichtigkeit.
Eine besondere Rolle spielt in Rautenbergs Werk seine schleswig-holsteinische Heimat. Die Küstenlandschaft, das Meer und die Atmosphäre des Nordens sind nicht bloß Kulisse, sondern werden zu poetischen Resonanzräumen, in denen Natur und Sprache miteinander in Dialog treten. Kiel und die Ostseeküste erscheinen in seinen Texten als lebendige Akteure, die das Erleben und die Wahrnehmung der Welt prägen. Maritime Motive und topografische Prägungen durchziehen sein Werk und verleihen ihm eine unverwechselbare regionale Authentizität, die jedoch nie ins Provinzielle abgleitet, sondern universelle Dimensionen eröffnet.
Rautenbergs künstlerisches Schaffen ist zudem von einer bemerkenswerten Vielstimmigkeit geprägt. Neben der Lyrik für Erwachsene, die durch formale Kühnheit und inhaltliche Offenheit besticht, hat er auch die Kinderlyrik mit neuen Impulsen bereichert. Seine intermedialen Projekte, in denen er Bildkunst, Collage und visuelle Poesie mit dem geschriebenen Wort verbindet, erweitern die Möglichkeiten der Lyrik und schaffen faszinierende Dialoge zwischen Text und Bild. Durch seine programmatische Offenheit gelingt es ihm, Tradition und Avantgarde, Regionalität und Internationalität, Ernst und Humor in immer neuen Konstellationen miteinander zu verweben.
Mit der Verleihung des Kay-Hoff-Preises 2025 an Arne Rautenberg würdigt die Stadt Neustadt einen Dichter, der die literarische Landschaft Schleswig-Holsteins und weit darüber hinaus durch seine Innovationskraft, seine sprachliche Virtuosität und seine tiefe Verbundenheit mit der norddeutschen Heimat nachhaltig geprägt hat. Rautenbergs Werk steht für eine Poesie, die Grenzen überschreitet, neue Wege sucht und dabei der Sprache und ihrer schöpferischen Kraft vertraut.
Arne Rautenberg, geboren 1967 in Kiel, lebt als Dichter und Künstler in seiner Geburtsstadt. Von 2006 bis 2020 war Arne Rautenberg Lehrbeauftragter an der Muthesius Kunsthochschule Kiel. 2013 hatte er die Liliencron-Dozentur für Lyrik an der Christian-Albrechts-Universität inne. 2016 erhielt er mit dem Josef-Guggenmos-Preis den ersten Preis für Kinderlyrik, der je in Deutschland vergeben wurde. Im Herbst 2017 wurde Arne Rautenberg in die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung gewählt. 2020 erhielt er die Poetik-Dozentur am Literaturinstitut Hildesheim, das Hermann-Hesse-Stipendium und den Kulturpreis der Stadt Kiel. 2022/23 war er Rompreisträger der Villa Massimo in Rom. 2024 erhielt Arne Rautenberg die Joseph-Breitbach-Poetikdozentur in Koblenz. Zuletzt erschien der Gedichtband „sekundenfrühling“ (Verlag Das Wunderhorn, 2023). Mit seiner Lyrik, mit Gedichten für Kinder und seiner visuellen Poesie ist Arne Rautenberg einer der vielseitigsten zeitgenössischen Dichter im deutschen Sprachraum.
Der Jury gehören die Lyrikerin Doris Runge (Cismar) und die Literaturwissenschaftler Tobias Buchwald (Bremen) und Prof. Dr. Ralf-Henning Steinmetz (Universität Kiel) an.
Der Kay-Hoff-Literaturpreis wird am 18. September um 18 Uhr in der Aula des Küstengymnasiums Neustadt, Butzhorn 85, vergeben. Die Laudatio auf den Preisträger übernimmt Dr. Christian Demandt, Theodor-Storm-Zentrum, Husum. Die Veranstaltung ist öffentlich, eine Voranmeldung ist nicht notwendig. (red)

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