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Von der Zuschauerin zur Spielerin

Preetz (vg). Wenn sich am kommenden Wochenende in den Schulen am Hufenweg der Vorhang für das 38. Internationale Preetzer Papiertheatertreffen hebt, ist auch wieder eine Bühne aus Preetz dabei. Anja Daniela Schimert präsentiert mit ihrem Papiertheater Luna das norwegische Märchen „Östlich der Sonne und westlich des Mondes“. Sie ist 2023 von der Zuschauerin zur Spielerin geworden und führt damit die Tradition fort, die einst Dirk und Barbara Reimers, die Initiatoren dieses Festivals, begründet haben.

Anja Daniela Schimert ist Pädagogin und Künstlerin. Sie ist in der Schweiz aufgewachsen, lebt aber schon seit 26 Jahren in der Schusterstadt. „Ich bin mit meinen Kindern immer gerne in die Aufführungen gegangen, das Papiertheater hat uns fasziniert“, berichtet sie. Auch die Spannbreite der Darbietungen hat sie begeistert. „Da gibt es die Perfektionisten, die sehr ausgefeilt mit Ton, Licht und Musik agiert haben, aber auch Künstler, die auf einfache Weise dem Publikum ein Stück erzählt haben. Tisch, Tuch und Kulissen haben ihnen gereicht – auch das war toll“, sagt die 57-Jährige. Sie bekam Lust, ein Stück mit schlichten Mitteln, nicht in Vollendung zu inszenieren. „Und so habe ich vor 13 Jahren zum 70. Geburtstag meines Vaters mit den Kindern ein kleines, mobiles Papiertheater entwickelt.“

Der Schritt in die Öffentlichkeit war dann gar nicht mehr so schwer. „Ich habe mich für das Papiertheatertreffen beworben, und 2023 hat’s dann geklappt“, erinnert sich Anja Daniela Schimert. Klar, die Plätze bei diesem beliebten Festival sind auch auf der Seite der Akteure, die aus aller Welt kommen, begehrt. Auf ihrer selbst gebauten Miniaturbühne hat sie mit Tochter Teresa eine Geschichte aus ihren Lieblingsbüchern umgesetzt: „Der Gefährte der Adler“ nach Erich Jooß. Im vergangenen Jahr hat sie dann bei „Manolo und die Zauberkugel“ alleine erzählt, Figuren geschoben und Flöte gespielt. „Weil das Stück so kurz war, hatte ich zusätzlich einen Workshop für Kinder angeboten. Schließlich möchte ich dazu anregen, Mut zu haben, selbst Papiertheater zu spielen. Es ist wichtig, diesen kulturellen Schatz weiterzutragen. Papiertheater lebt nur, weil es jemand macht!“, betont die Preetzerin.

In diesem Jahr ist das Papiertheater Luna zu viert, inklusive Tochter Johanna, der zwölfjährigen Cellospielerin Marit und Schwiegermutter Susanne als Vorleserin. Mit dem uralten Volksmärchen „Östlich der Sonne und westlich des Mondes“ entführen die Preetzer Papiertheaterspieler in eine Welt voller Fantasie und Magie, eine Welt mit langnasigen Trollen, armen Bauernmädchen und einem verzauberten Eisbären. Man spielt das Märchen nicht auf einer kleinen Bühne, sondern frei auf dem Tisch und an anderen Schauplätzen. Natürlich entstehen auch Bühnenbild und Figuren in Eigenarbeit. „Dieses kreative Schaffen macht ebenso viel Spaß wie das Schauspielerische“, findet Anja Daniela Schimert.

Und wenn das von der Volkshochschule Preetz organisierte Festival von Freitag bis Sonntag, 19. bis 21. September, dann mit 16 Bühnen aus sieben Nationen endlich steigt, freut sich die Künstlerin schon darauf, auch bei den anderen Papiertheatern reinzuschauen und sich inspirieren zu lassen. „Es ist absolut anregend, den anderen Spielern zuzusehen“, meint die Preetzerin. Und genau das will das Internationale Papiertheatertreffen: Es geht nicht nur um Unterhaltung, sondern das Festival will eine Plattform für den Austausch unter Gleichgesinnten sein – auf dass dieses jahrhundertealte Kulturgut noch lange erhalten bleibt.

Nähere Infos zu Programm, Aufführungsterminen und Tickets sind online auf www.papiertheatertreffen-preetz.de zu finden.


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