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Funkamateure vernetzen Küsten und Kontinente

Wisch (mm). Wenn am nächsten Sonntag Mitglieder des Ortsverbands Lütjenburg im Deutschen Amateur-Radio-Clubs (DARC) eine Funkstation direkt am Leuchtturm Heidkate aufbauen, dann wartet ein Tag voller Funkwellen, Technik und Geschichten von Leuchttürmen. Anlass ist das International Lighthouse Lightship Weekend (ILLW), ein weltumspannendes Event, bei dem Funkamateure und Leuchtturmfreunde aus mehr als 40 Ländern miteinander in Kontakt treten.

Von der schleswig-holsteinischen Küste bis nach Australien, Amerika oder Japan: Die Funkamateure sind mittendrin in einem weltweiten Netzwerk. Ohne Smartphone.

Wie das geht, das teilen sie gerne. „Wir freuen uns über jeden Besucher, der einmal live erleben möchte, wie Funkverbindungen quer über den Globus entstehen“, lädt Eckhardt Plagmann, Vorsitzender des Ortsverbandes Lütjenburg M07, alle Interessierten ein. Von 10 bis 17 Uhr wollen sie vor Ort sein, Antennen aufbauen, Funkgeräte in Betrieb nehmen und „CQ CQ LIGHTHOUSE“ rufen.

Die Veranstaltung ist längst kein Geheimtipp mehr. Was einst in Schottland als kleine Aktion begann, hat sich zu einem der größten Amateurfunk-Events entwickelt. Dabei geht es nicht um Wettkampf oder Preise, sondern um die Freude am Funken und den „Ham Spirit“ einer weltweiten Gemeinschaft. Gerade dieser Ehrenkodex der Funkamateure macht das Besondere aus. Er verbindet Menschen, ungeachtet von Hautfarbe, Religion, Herkunft oder Geschlecht. Auch für den Ortsverband Lütjenburg ist das eine Herzensangelegenheit: „Wir sind zum dritten Mal dabei und fühlen uns mit dieser weltweiten Bewegung verbunden“, betont Plagmann, dankbar für die Genehmigung der Gemeinde Wisch. Technikinteressierte dürfen sich auf einen Blick hinter die Kulissen freuen. Denn es ist faszinierend zu sehen, wie man mit vergleichsweise wenig Aufwand von einem kleinen Ort an der Ostsee Kontakt aufnehmen kann bis in den entferntesten Winkel der Erde. Köpfchen ist gefragt.
Neben der Technik geht es auch um das Zusammenspiel von Antennen und natürlichen Bedingungen wie Tageszeit, Sonnenstand oder Wetterlage. „All das beeinflusst die Ausbreitung der Funkwellen“, erklärt Plagmann die Faszination des Amateurfunks. „Für eine Verbindung zu einer Station in Amerika braucht es daher andere Frequenzen, Antennen oder andere Tageszeiten wie zu einer Station im Baltikum“, ergänzt Wolfgang Wehde, einer der Organisatoren des Aktionstages.

Dass der Leuchtturm Wisch zum Schauplatz dieser Aktion wurde, war anfangs nicht selbstverständlich. Wegen der Naturschutzbestimmungen rund um den Deich mussten Auflagen erfüllt werden. Doch inzwischen hat sich das eingespielt. „Unsere Antennen lassen sich problemlos wieder abbauen, wir hinterlassen keinerlei Spuren“, so Wehde, „und der benötigte Strom wird ohnehin mit einer mobilen Solaranlage direkt vor Ort erzeugt.“

Für Funkamateure und Technikbegeisterte ist der Lighthouse-Tag ein besonderer Leckerbissen. Denn stets bleibt es spannend, welche Leuchttürme auf dem Globus man erreicht. „Fast alles ist möglich. Und genau das macht den Reiz aus“, sagt Plagmann. „Auch wenn es an diesem Tag keine Punkte oder Urkunden gibt wie in anderen Wettbewerben, ist es immer wieder ein besonderes Erlebnis, diese Verbindung über die Weltmeere hinweg herzustellen.“

Mit mehr als 500 teilnehmenden Leuchttürmen weltweit hat sich die Veranstaltung zu einem der populärsten Ereignisse für Funkamateure entwickelt. Es verbindet Technik und Tradition, verdeutlicht zugleich die Bedeutung von bewährter Kommunikationstechnik, die heute vielfach automatisiert, aber keinesfalls vergessen ist. Spannend: Das gilt für Leuchttürme und Funkanlagen gleichermaßen. Der Leuchtturm Wisch, an dem die Funkamateure ihr Lager aufschlagen, ist einer dieser stillen Küstenwächter. Mit seinen rund 25 Metern ist er zwar kein Gigant, doch seine Bedeutung hat er nicht verloren. Für die Funkamateure ist dieser Ort daher mehr als nur ein Standort. Er ist Symbol für das, was ihr Hobby ausmacht: Kommunikation über Grenzen hinweg.

Dass die Lütjenburger Funkamateure heute mit dabei sind, ist auch Teil einer langen Tradition. Der Ortsverband M07 wurde vor mehr als siebzig Jahren gegründet, als einer der ersten in Schleswig-Holstein. Seitdem hat sich in Sachen Technik zwar viel verändert, doch die Leidenschaft für das Funken ist ungebrochen. Auch in Zeiten, wo jeder jederzeit mit jedem telefonieren kann, bietet der Ortsverband M07 Verein Raum für Technikbegeisterte jeden Alters. Wer einmal selbst in das Thema Amateurfunk hineinschnuppern möchte, ist herzlich eingeladen: Die Mitglieder des Ortsverbands treffen sich jeden dritten Freitag im Monat im Giekauer Krug. Wer teilnehmen möchte, darf sich gerne bei Eckhardt Plagmann unter Telefon 04361-2975 anmelden. Details zur Leuchtturmveranstaltung sind zu finden unter https://illw.net.


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