Zwei Frauen, zwei Werke, ein Glücksfall
Heikendorf (t). Am 16. Juli 2025 durfte sich das Künstlermuseum Heikendorf erneut über eine Schenkung der Fielmann AG freuen. Constanze Köster von der Fielmann AG und Marcel Kühnemann-Rode von der Filiale des Optikers in Kiel-Wellingdorf übergaben zwei Werke dem Museum. Mit diesen Neuzugängen wird der hauseigene Bestand um Werke zweier herausragender Künstlerinnen, Karin Hertz (1921–2017) und Jeane Flieser (1912–2007), erweitert. Die Künstlerinnen sind die einzigen beiden Frauen unter den Mitgliedern der Künstlerkolonie Heikendorf.
Das erste Werk ist die 1983 entstandene Bronzeskulptur von Karin Hertz, die zwei alte Frauen zeigt. Die Skulptur trägt den Titel „Nu vertell mi dat doch“ (Jetzt erzähl mir das doch). Hertz hat hier realistisch eine Szene wiedergegeben, in der eine der Frauen versucht, der anderen ein Geheimnis zu entlocken. Das zweite Werk ist ein stark stilisiertes Porträt einer Frau namens Gisela, das von der Künstlerin Jeane Flieser geschaffen wurde. Es ist 1972 in Kitzeberg entstanden und wurde der porträtierten Gisela als Geschenk übergeben, zumindest legt das die Beschriftung auf der Rückseite des Gemäldes nahe.
Ein zufälliger Dialog?
Wenn man die beiden Werke so nebeneinander betrachtet, stellt man sich vielleicht die Frage, über wen sich die beiden älteren Damen so angeregt unterhalten. Die Frau auf dem Gemälde Fliesers blickt kritisch, vielleicht auch etwas traurig, von der Seite auf diese beiden Frauen. Vielleicht möchte die linksstehende Frau gerade etwas über sie in Erfahrung bringen. Eine typische Szene im dörflichen Lebensumfeld. Auch Flieser selbst war es nicht unbekannt, Gesprächsthema bei den Bewohnern Heikendorfs zu sein. In den Monaten, in denen sie ihren Wohn- und Arbeitsort von ihrer Wohnung in Berlin in ihr Haus im Schlosskoppelweg in Kitzeberg verlegte, fühlte sie sich beobachtet. Dieses Gefühl spiegelt sich auch in dem einen oder anderen Werk wider.
Entdeckung war ein Glücksfall
Die Entdeckung der Bronzeskulptur auf einer Online-Plattform für Privatverkäufe war ein echter Glücksfall, denn Werke von Hertz werden auf dem Kunstmarkt nicht oft angeboten. Die Skulptur wurde zusammen mit zwei Dokumenten übergeben, einem Brief aus dem Jahr 1984 an den Erstkäufer und der Rechnung, die für die Provenienz der Skulptur von Bedeutung sind. Auf dem Kunstmarkt sind auch Werke von Jeane Flieser eher selten zu finden. Das Gemälde von Flieser konnte von der Fielmann AG bei einer Auktion ersteigert werden. Die Schenkungen durch die Fielmann AG sind immer eine hochwillkommene Bereicherung. Kleinen Häusern, wie dem Künstlermuseum, steht kein Budget für Ankäufe zur Verfügung. Die Fielmann AG engagiert sich für die Förderung kleiner Museen in Schleswig-Holstein, indem sie diese dabei unterstützt, ihre Bestände sinnvoll zu ergänzen.
Schenkung stärkt Künstlerinnen den Rücken
Das Künstlermuseum freut sich nun ganz besonders, weil es dank dieser beiden Schenkungen das Werk gerade der beiden Künstlerinnen aus hauseigenem Bestand in vielfältigerer Form präsentieren kann. Die Skulptur wird in der Jubiläumsausstellung des Künstlermuseums zu sehen sein: Sieben auf einen Streich. 25 Jahre Künstlermuseum Heikendorf, ab 20. September.
Das Werk Fliesers kann man gerade umfassend, dank der Dauerleihgabe durch die Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf, in der Ausstellung „Zwischen Farbenpracht und Seelenschmerz - Das expressive Werk der Künstlerin Jeane Flieser“ kennenlernen. Sie ist noch bis zum 7. September zu sehen. Auch das neu hinzugekommene Gemälde wird aktuell gezeigt. Vielleicht meldet sich Gisela ja im Museum.