Die Tradition lebt! 533 Jahre Grömitzer Bürgergilde
Die Grömitzer Bürgergilde gibt es seit nunmehr 533 Jahren, genauer gesagt seit 1492. Zumindest lässt sich diese Jahreszahl belegen, aber wahrscheinlich gibt es sie noch ein paar Jahre länger. Ursprünglich war es eine Elenden- und Totengilde. Die Mitglieder kümmerten sich zum einen um die christlichen Pilger, die sich vom Bistum Lübeck aus über das Kloster Cismar nach Skandinavien auf den damals noch sehr beschwerlichen Weg machten. Und nicht alle haben diesen Weg überlebt, aber sie brauchten nach damaligem christlichen Verständnis eine angemessene Beisetzung, wofür die Gilde sorgte. Zum anderen waren es die Gildebrüder, deren Begräbnisse und Versorgung der Hinterbliebenen durch die Gildebrüder getragen wurden. Diese Tradition hat sich bis heute erhalten, denn noch immer bekommen die Witwe oder die Kinder ein Sterbegeld nach dem Ableben eines Gildebruders.
Die Tradition des Vogelschießens
Nicht ganz so alt ist die Tradition des Vogelschießens. Aber schon in einem noch vorhandenen Kassenbuch von 1675 werden die Kosten und Einnahmen eines Vogelschießens aufgelistet. Und in einem Protokollbuch von 1724 ist unter anderem eine „Verordnung, wie man sich bey dem Schießen“ zu verhalten habe. 1729 war der Schützenkönig sogar eine echte königliche Hoheit: Herzog Karl-Friedrich von Holstein-Gottorf. Das Vogelschießen war auch in der Bevölkerung beliebt und ist es bis heute geblieben. Es fand an verschiedenen Standorten, vor und hinterm Deich, in Grömitz statt, bevor es Ende der 1960er Jahre an die Gildestraße verlegt wurde, wo es heute noch stattfindet.
Das sind aber nur Teile der Traditionen, die die Mitglieder der Grömitzer Bürgergilde fortführen. Auch die plattdeutsche Sprache wird gepflegt, indem bei vielen Versammlungen oder Veranstaltungen Ansprachen in Plattdeutsch gehalten werden.
Aktiv im Gemeindeleben
Darüber hinaus war und ist die Bürgergilde aktiv in das Grömitzer Gemeindeleben eingebunden. So unterstützen die Gildebrüder Sportveranstaltungen wie den jährlichen Sun-Run, kirchliche Feste wie den Nicolai-Markt zum Erntedank, das Vogelschießen der Feuerwehr, die Beziehungen zum Partnerschiff, dem Minenjagdboot „Grömitz“, sowie die Schulen und den Kindergarten im Ort.
Aktiv im Gildeleben
So wie dieses Engagement den Zusammenhalt in der Gemeinde unterstützt, so stärken freundschaftliche Verbindungen zu anderen Gilden im Landkreis auch die guten Beziehungen zu und ein gutes Miteinander mit den Menschen in den Orten der Umgebung. Das Fortführen der Traditionen und das Engagement der Gildebrüder in der Gemeinde trägt dazu bei, dass sich jedes Jahr wieder junge Menschen entscheiden, in die Gilde einzutreten. Dadurch ist die Anzahl der Mitglieder mit rund 200 Gildebrüdern schon seit Jahrzehnten relativ konstant. Und vielleicht entscheidet sich auch in diesem Jahr beim Vogelschießen wieder der eine oder andere, die Traditionen künftig mitzuleben. (red)