Bürgermeister-Wahl Scharbeutz: Kandidaten stellten sich in Pönitz vor
Pönitz/Scharbeutz. In der Sporthalle in Pönitz fand am vergangenen Donnerstagabend, dem 11. September 2025, die erste von zwei öffentlichen Vorstellungsrunden zur Bürgermeisterwahl in der Gemeinde Scharbeutz statt. Amtsinhaberin Bettina Schäfer (parteilos) und Herausforderer Jan Jope (CDU) präsentierten den Bürgerinnen und Bürgern ihre Visionen für die Zukunft der Gemeinde und stellten sich im Anschluss den Fragen des Publikums.
Unter der souveränen Moderation von Wolfgang Lerche entwickelte sich ein sachlicher Schlagabtausch, der die unterschiedlichen Profile der Kandidaten klar hervorhob: die krisenerprobte Verwaltungsexpertin gegen den dynamischen Quereinsteiger aus der Wirtschaft.
Den Auftakt machte nach vorherigem Losentscheid Jan Jope. Der 1977 geborene, selbstständige Unternehmer aus Hamburg mit familiären Wurzeln in Scharbeutz seit 1954, betonte seine Herkunft aus der freien Wirtschaft als entscheidenden Vorteil. „Ich komme nicht aus der Verwaltung. Dementsprechend habe ich vielleicht auch eine andere Perspektive“, erklärte Jope. Er versprach, Themen wie Prozessmanagement und Kostencontrolling stärker in den Fokus zu rücken, um die Gemeinde „ein Stück weit professioneller und besser“ zu machen.
Seine inhaltlichen Schwerpunkte umfassen fünf Kernpunkte: Den zügigen Bau einer Seniorenanlage, die Einrichtung eines Jugendparlaments, die Ausweisung neuer Gewerbeflächen zur Stärkung der heimischen Wirtschaft, die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum nach dem Vorbild anderer Gemeinden wie Stockelsdorf und eine Neuausrichtung des Tourismus, der stärker auf die Bedürfnisse der Einheimischen Rücksicht nehmen müsse. Jope strebt als eventuell neuer Bürgermeister einen „Neuanfang mit frischem Wind“ für alle zehn Dorfschaften an.
Bettina Schäfer (53), seit 2020 Bürgermeisterin und seit über 14 Jahren in der Gemeindeverwaltung tätig, baute ihre Vorstellung auf ihrer Erfahrung und den Erfolgen ihrer bisherigen Amtszeit auf. Sie verwies eindrücklich auf die zahlreichen Krisen – von der Corona-Pandemie über die Energiekrise bis zur Sturmflut – die die Gemeinde in den letzten Jahren gemeistert habe. „Trotz all dieser Herausforderungen sind wir nicht stehen geblieben“, konstatierte Schäfer und betonte den starken Zusammenhalt der Gemeinschaft.
Für die Zukunft setzt sie auf eine solide und nachhaltige Entwicklung. Ein „höher, schneller, weiter“ im Tourismus werde es mit ihr nicht geben; stattdessen gehe es um den Erhalt und die Pflege der erreichten Qualität. Weitere Prioritäten sind der Ausbau von Pflegeplätzen für Senioren, die konsequente Digitalisierung der Verwaltung und Schulen sowie die Fortführung des Klimaschutzkonzeptes. Die Finanzierbarkeit aller Projekte sei dabei oberstes Gebot: „Jeder Euro aus Steuergeldern, den wir investieren, muss einen echten Mehrwert für die Menschen in unserer Gemeinde bringen“. Auch Schäfer bekannte sich ausdrücklich zur Einrichtung eines Jugendparlaments, welches ihr eine „wirkliche Herzensangelegenheit“ sei.
Schäfer und Jope stellten sich den Fragen aus dem Publikum
In der anschließenden Fragerunde wurden die Positionen weiter geschärft. Beim vieldiskutierten Thema der Hinterlandanbindung und dem Erhalt der Bäderbahn zeigten sich beide Kandidaten einig: Der Bahnanschluss für die Küstenorte müsse erhalten bleiben. Schäfer berichtete von ihren direkten Gesprächen mit der Staatssekretärin, um die aus ihrer Sicht unsinnige Planung eines neuen Bahnhofs in Haffkrug zu verhindern und stattdessen den bestehenden zu modernisieren.
Beim Thema Wohnraum bekräftigte Jope seinen Wunsch, auf gemeindeeigenen Flächen genossenschaftliches Bauen zu fördern, um „runtergelassene Jalousien“ zu vermeiden und Wohnraum für junge Familien und Angestellte zu schaffen. Schäfer verwies auf bereits laufende Projekte und die bürokratischen Hürden des Landes, die eine schnellere Entwicklung oft ausbremsen.
Auch die Gemeindefinanzen wurden thematisiert. Schäfer legte transparent dar, dass die Gemeinde nach hohen, aber wichtigen Investitionen in Schulen und Kitas einen Schuldenberg von rund 52 Millionen Euro vor sich herschiebe. Künftiger Fokus müsse daher auf der Konsolidierung und der Sanierung der Feuerwehr-Gerätehäuser liegen.
Die erste Vorstellungsrunde hat die Wahl für die anwesenden Bürgerinnen und Bürger und den Zuschauern zu Hause (Pönitz TV hat live aus der Sporthalle übertragen) greifbarer gemacht.
Die zweite Möglichkeit zum direkten Vergleich bietet sich am Montag, dem 22. September, um 18 Uhr in der Sporthalle Scharbeutz, bevor am 28. September die Wahl stattfindet. (rk)