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„Tim Kreuzer soll bleiben!“

Protest: An der Bushaltestelle in Rachut halten die Familien ihre Botschaft hoch: „Tim Kreuzer soll bleiben!“

Protest: An der Bushaltestelle in Rachut halten die Familien ihre Botschaft hoch: „Tim Kreuzer soll bleiben!“

Bild: hfr

Malente (aj). Seit den 1970er Jahren fährt der Tim Kreuzer-Bus Malenter Grundschulkinder in die Schule und nach Hause. Anlass, diese gemeindeeigene Lösung einzurichten war seinerzeit die Schließung der Dorfschulen Timmdorf und Kreuzfeld. Heute fahren zwei Busse, angeschafft 2018 und 2019, laut Verwaltung auf den Strecken Timmdorf, Kreuzfeld – Malente und Sieversdorf – Neukirchen, Malkwitz, Söhren, Benz, Nüchel, Krummsee. Sie verfügen über 19 bzw. 20 Sitzplätze, das Gesamtgewicht liegt bei 5 Tonnen. Unter Einbindung der OGS-Zeiten werden die Kinder bis 15.30 Uhr chauffiert, je nach Uhrzeit sitzen jeweils bis zu 19 Kinder im Gefährt. Nachzulesen ist all dies in der Vorlage zur Sitzung des Malenter Schulausschusses am morgigen Donnerstag, 15. Mai, um 18.30 Uhr. Dort hat man für den „Tim Kreuzer“ den Tagesordnungspunkt 8 angesetzt. Der Beschlussvorschlag der Malenter Verwaltung lautet: Einstellung des gemeindeeigenen Busbetriebes zum 1. August 2025. Stattdessen soll der Öffentliche Personennahverkehr die Aufgabe der Schüler*innenbeförderung übernehmen. Zur Begründung werden Kosten für Betrieb und Personal angeführt. Danach trägt der Kreis Ostholstein die Finanzierung zu zwei Dritteln, die Gemeinde Malente muss ein Drittel der Kosten für Treibstoff, Reparaturen, Versicherungen und Lohn für die beiden Fahrer übernehmen. Für das Jahr 2024 wird die Summe von 107.000 Euro genannt, demnach fielen für Malente 32.500 Euro an. Eine Einbindung der Schüler*innenbeförderung in den ÖPNV zöge laut Verwaltung eine Ersparnis von 5.000 Euro nach sich.

Die „Tim Kreuzer“-Busse sind auch für die Fahrten zum Schwimmunterricht im Einsatz. An zwei Tagen in der Woche werden 100 Kinder der Grundschulen Malente, Sieversdorf und der Gemeinschaftsschule von der Schule zur Schwimmhalle und zurück gebracht. Diese Touren müssten nach der Abschaffung des gemeindeeigenen Busbetriebes durch einen externen Anbieter geleistet werden. Nach einer ersten Markterkundung rechnet die Gemeinde hierfür mit einer Summe von 26.000 Euro jährlich. Für 2025 fallen hier noch rund 9.500 Euro an. Für das Halbjahr 2026 rund 16.500 Euro. Sie liegen damit rund 16.000 Euro über den bisherigen Kosten. Zusammengefasst kommt die Verwaltung für die Einbindung in den ÖPNV und die externe Vergabe der Schülerbeförderung zum Schwimmunterricht rechnerisch auf Mehrkosten von jährlich rund 11.000 Euro.

Blieben die Personalkosten für die beiden Vollzeitkräfte, die im Rahmen ihrer Anstellung beim Baubetriebshof anteilig den Busverkehr übernehmen und nach Wegfall dieser Tätigkeit für andere Aufgaben zur Verfügung stünden. Die Verwaltung nennt diesbezüglich in der Vorlage einen derzeit nicht gedeckten Bedarf an hausmeisterlichen Tätigkeiten in der Schule und in anderen öffentlichen Gebäuden wie dem Kurhaus.

Ein weiteres Argument vonseiten der Verwaltung für eine Überantwortung des Schulbusverkehrs an den ÖPNV sind Schäden an den gemeindeeigenen Bussen und dadurch oder durch Fehlzeiten der Busfahrer verursachte Ausfälle.

Punkte, die die betroffenen Eltern nicht überzeugen können: Nach Bekanntwerden der Pläne zur Einstellung der „Tim Kreuzer“-Busfahrten haben sich Familien der Malenter Grundschule schnell zu einer Gruppe zusammengefunden. Ihre größte Sorge gilt dem Verlust der Sicherheit: „Ein gravierendes Beispiel ist die Lage der ÖPNV-Haltestellen: In Kreuzfeld oder Rachut liegen die außerhalb der Orte, es müssen gefährliche Straßen überquert werden“, legt Maria Sievert dar. Sie gehört zum harten Kern von neun Eltern, die allabendlich darüber beraten, wie sie die Ausschussmitglieder und die Gemeindevertretung davon überzeugen können, dass Tim Kreuzer die beste und sicherste Lösung für die Kinder in den Malenter Dorfschaften ist. Dafür haben sie die Zahlen genau unter die Lupe genommen: „Die Verwaltung rechnet Einsparungen vor, die aus unserer Sicht nicht eintreten werden. Tatsächlich würden aus unserer Sicht Mehrkosten entstehen, das werden wir im Ausschuss darlegen“, so die Eltern.

In der morgigen Sitzung wollen sie aber auch Faktoren aufs Tableau bringen, die in der Argumentation der Verwaltung nicht vorkommen: „Im ÖPNV können gerade junge Grundschulkinder schnell überfordert sein. Für sie ist der Hausmeister, der den Tim Kreuzer fährt, auch eine Bezugsperson“, befinden die Mütter und Väter. Zudem halte der Bus direkt an der Schule, warte, bis alle an Bord seien. Es gehe nicht zuletzt auch um die Gemeinschaft: „Wir sind als Dorfschaften Ortsteile dieser Gemeinde, Generationen sind mit dem Tim Kreuzer gut gefahren und wir haben noch viele künftige Schulkinder, die das auch gern tun würden“, so die Eltern. Ein Schulbus, mit dem Kinder sicher von A nach B kommen, mache die Gemeinde für Familien attraktiv: „Wenn man aber jetzt etwas wegnimmt, was gut läuft, kommt ganz schnell schlechte Stimmung auf“, mahnen sie. Deshalb setzen sie sich nachdrücklich für ihren Bus ein, haben auch die Dorfvorstände mobilisiert. In den Schulausschuss werden sie in großer Besetzung kommen, der Ort der Zusammenkunft wurde vom Klönzimmer in den Kursaal verlegt. Von der Gemeinde wünschen sie sich mehr Transparenz: „Und wir hoffen, dass die Gemeindevertreter richtig entscheiden – für unsere Kinder, denn nur um die geht es.“


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