Leserbrief: „Seidenhochzeit oder immer nur (Ehe-)Krach?“
Süsel (t). Die Interessengemeinschaft Sauberes Wohnen in Süsel (IgSWS) gründete sich vor vier Jahren, um verstärkt gegen die Vögel, den Lärm, den Gestank und den Staub zu kämpfen. Davor gab es bereits jahrelang Probleme für die AnwohnerInnen, die insbesondere vom Betrieb der Firma Gollan ausgehen. Annegret Vogelsang als Sprecherin der IgSWS: „Wir können nach vier Jahren das Jubiläum der Seidenhochzeit feiern, leiden aber weiterhin unter den großen Missständen. Verbessert hat sich eigentlich nichts. “ Die seit 15 Jahren versprochene Umschlaghalle für den Biomüll stehe zwar seit dem letzten Sommer auf dem Betriebsgelände, sei aber immer noch nicht in Betrieb. Die IgSWS teilt dazu mit: „Zuletzt gab es nach Aussage des Verantwortlichen bei der Recycling-Firma Probleme bei Versorgungsleitungen und dem Brandschutz.“ Vogelsang konstatiert: „Wir müssen leider feststellen, dass es bei manchen sehr großen Bauwerke in Deutschland auch nicht länger vom Beginn der Planung bis zur Fertigstellung dauert. Als Beispiel nenne ich die Elbphilharmonie in Hamburg. So eine kleine Halle hier in Süsel zur errichten, das ist offensichtlich für die Macher schwierig.“ Mit dem Bau der Halle verspreche die Firma Gollan die Vogelproblematik in den Griff zu bekommen, damit der Vogelkot nicht mehr auf den Anliegergrundstücken lande und sich die befürchteten gesundheitlichen Gefahren minimierten. „Die Vögel sind nach allen Erfahrungen und Beobachtungen der Anlieger jedoch inzwischen relativ standorttreu: Ihnen gefällt die Vollverpflegung auf dem Firmengelände so sehr, dass sie dort seit Monaten ständig verweilen. Hunderte Möwen fliegen regelmäßig ihre großen Kreise über den nördlichen Bereich Süsels, wenn sie aufgeschreckt oder gestört werden, kehren dann aber zum Vogel-Catering zurück. Es bleibt die Hoffnung, dass sich die Vögel über den Sommer wieder an die Küste verziehen, um dort Urlauberinnen und Urlaubern die Fischbrötchen wegzuschnappen“, so Vogelsang. Sie prophezeit: „Spätestens im Herbst geht es dann für die Vögel mit der Futtersuche in Süsel weiter.“
Stephan Alm, ebenfalls beim IgSWS ergänzt: „Hinzukommt der Lärm, der vom riesigen Steinbrecher und dem Leerrütteln der Baggerschaufel ausgeht. Für uns in Süsel kommt der Krach lauter als in den letzten Jahren an. Da es seit Wochen keine größeren Niederschlagsmengen gab, wehen zusätzlich große Staubwolken über das Dorf. Das ist wirklich schlimm und kann nicht gesund sein. Wenn dann noch geruchsintensiver Biomüll auf dem Firmengelände zwischengelagert wird, dann stinkt es gewaltig.“
Nach unendlich vielen Gesprächen, Vor-Ort-Terminen, Telefonaten und Mails während der letzten Jahre mit den Verantwortlichen der Recycling-Anlage, mit dem Bürgermeister von Süsel, den entsprechenden gemeindlichen Gremien und dem Landesamt für Umwelt sei die Interessengemeinschaft entschlossen, ihre Anfragen und ihren Protest weiterhin deutlich zu vertreten. Die Mitglieder der IgSWS beklagen, dass „offensichtlich Geschäftsinteressen die Befürchtungen und Einwände der Bürgerinnen und Bürger überlagern.“ Vogelsang formuliert ihre Erfahrungen so: „Unser Eindruck ist, dass alle Beteiligten zwar die unhaltbaren Zustände sehen und unsere Sorgen teilen, die Firma jedoch ihre die Umwelt und Menschen belastenden Aktivitäten ohne weitere Einschränkungen oder Auflagen ausüben darf.“ Die Interessengemeinschaft hofft, dass zumindest in absehbarer Zeit die Umschlaghalle für den Biomüll endlich in Betrieb genommen wird. Ob die vielen Möwen dann jedoch dauerhaft das Betriebsgelände verlassen – das wird sich zeigen.