Eutin (aj). Es war die zweite Auflage und die konnte nicht nur mit bekannten Namen, sondern auch mit reichlich Gehalt und einer großen thematischen Bandbreite aufwarten: Die Eutiner Hitchcock- Days sind jüngst zu Ende gegangen. Mark Benecke war dabei, Jens Wawrczeck las zum zweiten Mal auf der Studiobühne der Opernscheune und im Ostholstein-Museum waren die Arbeiten der Illustratorin Aiga Rasch zu sehen. Vier ausverkaufte Abende, inspirierende und kurzweilige Veranstaltungen und entsprechend begeisterte Besucher*innen – da wundert es wenig, dass das Fazit von Initiator Volker Graap positiv ausfällt.

Das Besondere an dieser neuen Reihe, die er ins Leben gerufen hat und nun zunehmend aufwendig umsetzt: Die Hitchcock- Days sprechen eine Vielzahl von Menschen an: Cineasten freuen sich über Hitch auf großer Leinwand, kreative Köpfe rauchen in Podiumsdiskussionen und wenn Kriminalbiologe Mark Benecke über die vielen Gesichter des Todes spricht, sitzen Geschäftsleute und Gothics nebeneinander im Publikum. Mit Benecke hatte Graap zweifellos einen Star von Weltwurf gewinnen können, die Karten waren im Handumdrehen ausverkauft.

Zu den ersten, die sich ein Ticket gesichert hatten, gehörte eine Eutinerin, die wie Benecke selbst in der Gothic-Szene zu Hause ist: „Seine Vorträge sind einfach toll, nie langweilig”, erzählte sie. Auch wenn der „Herr der Fliegen” ohne seine Frau kam und es damit kein Tattoo gab, war für Nervenkitzel gesorgt. Benecke nahm sich einige der Hitchcock-Morde vor und unterfütterte mit beeindruckendem Fachwissen, was sich darüber wissenschaftlich sagen lässt. Vor allzu expliziten bildlichen Darstellungen warnte er: „Jetzt lieber wegsehen!” Der Reichtum an Kenntnis in Verbindung mit einer großen Portion an Menschenfreundlichkeit begeisterte. Und spätestens, als Benecke nach all dem „hartem Tobak” am Ende mit dem Bild eines Glitzereinhorns sein Publikum in den Abend entließ, hatte er alle Herzen gewonnen.

Zu sehen gab es manchen Film-Mord auch in diesem Jahr im Kino: Neben dem Binchen-Kino stand dafür mit der Filmwelt Eutin ein zweites Kino zur Verfügung. Der Betreiber Ralf Plate hat vier Filmvorstellungen mit Klassikern wie „Psycho“ und „Der unsichtbare Dritte“ ermöglicht. Und nach dem Corona-bedingten Ausfall im Vorjahr konnte das abermals ausverkaufte Krimi-Dinner in der Seeloge tatsächlich stattfinden: „Es war ein echtes Vergnügen”, so Graap. Er erklärt: „Nicht zuletzt durch die beiden Ausstellungen – über die Drei-???-Illustratorin Aiga Rasch im Ostholstein-Museum und mit den KI-generierten Szenenbildern in der Opernscheune – waren die Hitchcock-Days 2023 wesentlich aufwendiger als im Premierenjahr.” Nach seinen persönlichen Highlights befragt, sagt er: „Es war schon etwas ganz Besonders, mit dem Kriminalbiologen Mark Benecke jemanden kurzfristig für ein Gastspiel in Eutin begeistern zu können, dessen Termine eigentlich bereits für zwei Jahre im Voraus vergeben sind. Auch war es eine Freude, erneut eine szenische Lesung mit Jens Wawrczeck erleben zu können – das macht er einfach sensationell. Ein großer Spaß war es darüber hinaus, so viele neue nette Menschen kennenzulernen – allen voran natürlich aus der begeisterungsfähigen Drei-???-Community.”

Und dass die eine oder andere Veranstaltung nicht so gut nachgefragt gewesen ist, sei Ansporn, im nächsten Jahr mit neuen Formaten zu punkten. Denn eine Fortsetzung wird es definitiv geben: „2024 wäre Hitchcock 125 Jahre alt geworden. Im Jubiläumsjahr würde ich gerne neben den zwei kompakten Veranstaltungswochen im September weitere Events übers Jahr verteilt organisieren – wieder in Kooperation mit Eutiner Kulturtreibenden und unseren treuen Sponsoren: der Sparkasse Holstein und ihren Stiftungen und den Eutiner Stadtwerken.” Fix ist bereits eine Buchpräsentation am Dienstag, 20. Februar: Dann stellt Jens Wawrczeck sein brandneues Buch „How to Hitchcock. Meine Reise durch das Hitchcock-Universum“ vor. Daniel Kaiser vom NDR-Podcast „eat.read.sleep.“ moderiert den Abend in der Opernscheune. Karten dafür gibt es ab sofort bei den Eutiner Festspielen im Vorverkauf.