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Petra Remshardt

Jubiläumsausstellung „Fehmarn - Kirchners Paradies“

Burg a.F. Ernst Ludwig Kirchner, der Star des deutschen Expressionismus entflieht dem hektischen Großstadtleben in Dresden und Berlin auf die idyllische Insel Fehmarn. Als Gegenpol und Ausgleich fasziniert Kirchner auf Fehmarn vor allem die unberührte, nahezu menschenleere Natur. Mehr als reiner Rückzugsort macht er die Insel zu seinem Arkadien, zu seinem ganz eigenem, trautem Paradies.
Der Ernst Ludwig Kirchner Verein auf Fehmarn e. V. organisiert aus Anlass seines 25-jährigen Bestehens eine Jubiläumsausstellung „Fehmarn - Kirchners Paradies“. Die feierliche Ausstellungseröffnung ist am Sonntag, dem 9. Juli um 11.15 Uhr im Senator-Thomsen-Haus, Breite Straße 28 in Burg auf Fehmarn. Ausstellungsdauer ist vom 10. Juli bis 20. August.
Die Ausstellung „Fehmarn - Kirchners Paradies“ zeigt 50 Originalzeichnungen aus seiner bahnbrechenden Schaffensphase von 1908 bis 1914, in deren Zentrum 12 Zeichnungen mit Fehmarn-Motiven stehen, die so kuratiert noch nie zu sehen waren. Der Ernst Ludwig Kirchner Verein Fehmarn e. V. schätzt sich glücklich, diese Blätter aus der Schweizer Sammlung Henze-Ketterer präsentieren zu dürfen. Begleitet wird die Ausstellung von zahlreichen Rahmenveranstaltungen. Sie dürfen sich auf einen Klavierabend mit Ulrike Haage, eine Lesung mit Feridun Zaimoglu, einen Theaterabend mit Ivan Dentler, einen klassischen Liederabend mit Arnold Bezuyen, einen Lyrikabend mit Doris Runge und Björn Engholm und einen Workshop für Kinder mit Miriam Lange freuen.
Fehmarn, die Insel, Kirchners selbstgewähltes Paradies wird in seinen Zeichnungen vorgestellt und zeigt den Künstler tief beeindruckt von dem Naturidyll, auf der Suche nach der ursprünglichen Einheit von Mensch und Natur. Frei von gesellschaftlichen Zwängen. Im Rausch. Ständig und überall bewaffnet mit Bleistift, Kohle, Feder und Aquarell. Beglückt und glücklich schafft er und kommt zu einer neuen, reinen Formensprache. Auf Fehmarn entwickelt Kirchner auch das Thema Akt in der freien Natur und Mensch in Bewegung weiter.
Die Ausstellungchronologie orientiert sich an den Arbeiten und zeigt neben den Fehmarnzeichnungen Blätter der Dresdener Jahre, Berliner Atelier Arbeiten, späte Arbeiten aus der Davoser Zeit sowie eine kleine Reihe von Porträts und schließt mit einem Auquarell, welches zu seinen letzten Arbeiten, vor dem Freitod gezählt wird. Eine Entwicklung Kirchners als Zeichner wird wunderbar durch die Ausstellung präsentiert.
Seine Zeichnung vertraut allein der Linie, sie ist spitz, zackig, schnell und leistet Kontur, Fläche, Raum und Volumen. Mit wenigen Strichen schafft er Körperkonturen von großer Intensität und Dynamik. Eindrucksvoll reduziert er die Bildmittel und vermag es, vibrierende Energie in seine Kompositionen in die Bildmitte zu legen. Ohne Andeutung von Modellierung wird jede Rundung der Haut, jedes Körpervolumen spürbar.
Wie wichtig die Inselbesuche von 1908 bis 1914 für den Künstler sind, zeigt allein die Anzahl der Arbeiten mit Fehmarn-Motiven. Die Insel als Inspiration wirkt lange nach, besonders in den schwierigen Jahren der Krankheit bis zur Übersiedlung nach Davos, in die Schweizer Bergwelt, wo Kirchner sehr langsam zu neuer Souveränität kommt. Sein Streben nach einem Leben außerhalb der bürgerlichen Normen und nach einer neuen, «ursprünglichen» Ausdrucksform lässt ihn nie los.
Geschichte und Wirken des Ernst Ludwig Kirchner Vereins auf Fehmarn e. V. (1992 bis 2017)
Der 1992 gegründete Ernst Ludwig Kirchner Verein Fehmarn e. V. hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Spuren Kirchners auf der Insel zu entdecken und zu erhalten. „Oh, Staberhuk, wie bist du herrlich, ein Glück im Winkel friedlich schön!“ - äußerte Kirchner einst sichtlich bewegt über das Leuchtturmgelände auf der Insel. Allein der Arbeit des Vereins und dem unermüdlichen Einsatz von Dr. Diedrich Reinhard, dem langjährigen 1. Vorsitzenden, ist es zu verdanken, dass das Gelände nun unter Landschaftsschutz gestellt ist. Und auch das erste (Insel)Quartier Kirchners „Die Villa Port Arthur“ konnte dank der Bemühungen des Vereins renoviert werden. Aktiv werden zeitgenössische Zeugnisse von Kirchners Fehmarn-Aufenthalten gesammelt und Ausstellungs-Brücken in die Gegenwartskunst beschritten.
In der „Dokumentation“ (E. L. Kirchner Dokumentation, Bahnhofstraße 47, in Burg auf Fehmarn; im Obergeschoss der Burger Stadtbücherei) zeigt der Verein Reproduktionen und Fotografien der Fehmarn-Zeit Ernst Ludwig Kirchners, die interessierte Inselbesucher in den Sommermonaten kostenfrei besichtigen können. Sonntags werden kostenlose Führungen in der Dokumentation angeboten. Des Weiteren hat der Verein eine Fahrrad- und Wanderkarte zu den Wirkungsorten Kirchners
herausgebracht, eine Menge Bildmotive des Malers existieren unveändert. Darüber hinaus organisiert der Verein für seine Mitglieder Exkursionen zu auswärtigen Kunstausstellungen und Partnervereinen.
Ausstellungskatalog
Im Kieler Solivagus-Verlag erscheint pünktlich zur Ausstellungseröffnung das KatalogBuch Fehmarn - Kirchners Paradies Darin werden die ausgestellten Zeichnungen abgebildet, begleitet von einem kunsthistorischen Essay der Kuratorin Imke Ehlers.
Darüber hinaus erzählt der Katalog die 25-jährige Geschichte des E. L. Kirchner Vereins auf Fehmarn und enthält als Bonbon die neuen Kirchner-Gedichte der Lyrikerin Doris Runge. (red)


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