

Haffkrug. „Heute geben wir 185 polnischen Frauen, Männern und Jugendlichen ihre Würde zurück.“ Mit diesen Worten begrüßte die Scharbeutzer Bürgermeisterin Bettina Schäfer die erschienenen Gäste zur Einweihung der neugestalteten polnischen Kriegsgräber auf dem Ehrenfriedhof Cap Arcona in Haffkrug. In Zusammenarbeit mit dem Bildhauer und Künstler Marek Moderau wurde das polnische Denkmal saniert, eine erläuternde Stele errichtet sowie ein Gedenken mit den Namensinschriften von 185 identifizierten polnischen Bürgerinnen und Bürgern aufgestellt.
„Heute sagen wir: Ihr seid nicht vergessen. Ihr habt einen Platz. Ihr habt einen Namen. Wir tragen euer Andenken weiter“, stellte Schäfer fest. Sie bedankte sich auch für die Zusammenarbeit, denn die Kontextualisierung und Renovierung der Kriegsgräber ist eine gemeinsame Initiative der Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung in Warschau, des Vereins „Zukunft braucht Erinnerung e.V.“, der Gemeinde Scharbeutz sowie des Generalkonsulats der Republik Polen in Hamburg. „Diese Zusammenarbeit zeigt, wie wertvoll es ist, wenn Menschen und Institutionen Grenzen überwinden und im Geist der Versöhnung handeln“, so Schäfer, die hoffe, dass dieses Gedenken eine Brücke sein möge zwischen Vergangenheit und Zukunft, zwischen Polen und Deutschland sowie zwischen Trauer und Hoffnung.
Die gelebte Völkerverständigung fand auch in der Ansprache von Landrat Timo Gaarz Erwähnung. Hier, zur Einweihung des Ehrenmals zu stehen, sei für ihn gleichzeitig eine Verpflichtung, der Vergangenheit ins Auge zu blicken und Verantwortung dafür zu übernehmen, dass sich Unrecht und menschenverachtende Systeme nicht wiederholen. Er erinnerte daran, dass Geschichte nicht abstrakt sei, sondern aus individuellen menschlichen Schicksalen bestehe. „Diese Gedenkstätte ist eine Mahnung für Menschlichkeit und eine Brücke unserer Herzen über Grenzen hinweg“, so Gaarz.
Aleksandra Krystek-Biernacka, Generalkonsuling der Republik Polen in Hamburg, betonte, dass dieses Ehrenmal für die Polen ein wichtiger Ort in Schleswig-Holstein sei und dankte für die Verwirklichung dieses Vorhabens. Seit Jahrzehnten hätten die Toten hier ohne Namen geruht, als wären sie gar nicht hier gewesen, erinnerte sie. Mit der namentlichen Ehrung sei jedoch nur der erste Teil der Arbeit getan. Der nächste Schritt sei, umfangreiche Informationen zu den Opfern vor Ort zugänglich zu machen.
Der Verein „Zukunft braucht Erinnerung“ habe sich bereits seit 2018 mit dem Zustand des Friedhofs befasst und kritisch auf die fehlenden Informationen geblickt, erzählte Helmut Kurth. Der Lärm von Baumfällungen und angrenzender Bundesstraße laufe bislang ungeschützt über den Friedhof und auf die Geschichte habe jeder Hinweis gefehlt. Durch die Neugestaltung könne der Friedhof nun zu einem stolzen Teil der Gemeinde Scharbeutz werden, erklärte Jakub Deka von der Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung. Kreispräsidentin Petra Kirner freute sich, dass die bisher namenlose Ruhestätte jetzt denjenignen, die hier in fremder Erde fern der Heimat bestattet sind, nun ihre Würde zurück gebe und dankte vor allem Helmut Kurth und Jakub Deka, die die Recherchearbeit, Planung und Organisation zu einem großen Teil getragen haben. Dies sei ein langer Weg gewesen, bestätigte Deka und freute sich über das Ergebnis dieser deutsch-polnischen Zusammenarbeit zur Bewahrung der Erinnerung. (ko)



