

Neustadt. 53 Schüler aus dem 7. Jahrgang des Küstengymnasiums in Neustadt haben am bundesweiten Girls‘Day und Boys‘Day, auch Zukunftstag genannt, erste Erfahrungen in der Berufswelt gesammelt. Der Clou: Die 28 Mädchen und 25 Jungen wählten im Vorfeld einen vornehmlich geschlechteruntypischen Beruf aus.
Während in der Regel bei den Mädchen üblicherweise Tierärztin, Krankenpflegerin oder Kindergärtnerin hoch im Kurs stehen, liegen in der Gunst der Jungen noch immer Kfz-Mechatroniker, Polizist, Fußballprofi oder Forscher und Erfinder hoch oben. Jetzt bestand die Möglichkeit, Sichtweisen zu verändern und die unterschiedlichen Berufsfelder aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. In der Praxis sah es so aus, dass Mädchen als LKW-Fahrerin, im Maschinenbau oder als Kfz-Mechatronikerin Einblicke erhielten, die Jungen hingegen als Altenpfleger, in der Apotheke und im Kindergarten neue Eindrücke gewinnen konnten.
Auf Initiative der Schülervertretung (SV) hat sich das Küstengymnasium erstmals an diesem Zukunftstag beteiligt. Den Hintergrund erklärt SV-Sprecherin Eileen Dankbardt, die zusammen mit Annalena Hermann maßgeblich die Umsetzung forcierte: „Schon viele Schülervertretungen vor uns haben über das Projekt gesprochen, geschehen ist bisher jedoch nichts. Wir haben die Umsetzung jetzt gezielt angestoßen.“ Im Vorfeld sei man im intensiven Austausch mit der César-Klein-Schule in Ratekau gewesen, die bereits seit vielen Jahren am Girls‘ und Boys‘ Day teilnimmt. In Neustadt habe man zudem die Gleichstellungsbeauftragte Natalia von Levetzow und als ehrenamtliche Unterstützerin Aline M. Breiter mit ins Boot geholt, um weitere Erfahrung zu generieren. Auch Susanne Angern, Gleichstellungsbeauftragte am Küstengymnasium, stand hilfreich zur Seite.
„Die Schülervertretung hat in hohem Maße Initiative gezeigt. Dieses Engagement wollten wir belohnen, denn genau diese Schüler möchten wir, junge Menschen, denen es nicht egal ist, wie sich die Gesellschaft entwickelt, die sagen, wir wollen eine Welt, in der jeder ungehindert von Klischees wachsen kann“, erläuterte Schulleiter Karsten Kilian.
„Wir möchten uns ausdrücklich bei allen Betrieben bedanken“, sagte Eileen Dankbarth. Der Aktionstag ist ein wichtiger Baustein in der Berufsorientierung und Studienwahl. Zwei Beispiele: Seit Beginn des Girls‘Day 2001 ist der Frauenanteil bei den auszubildenden Fahrzeuglackiererinnen von 5,5 Prozent im Jahr 2000 auf 15 Prozent im Jahr 2015 gestiegen. Erste Erfolge zeigen sich auch bei der Berufswahl junger Männer. Seit Start des Projekts Boys’Day im Jahr 2011 hat sich der Anteil der Männer bei der schulischen Ausbildung zum Erzieher von 16,8 Prozent im Jahr 2012 auf 18,6 Prozent nur drei Jahre später erhöht.
Mit dem Girls‘ und Boys‘Day fördern Unternehmen und Einrichtungen die Potenziale junger Menschen und machen Berufe jenseits von Geschlechterstereotypen einer breiteren Zielgruppe zugänglich. Damit tragen sie aktiv und sichtbar zu mehr Chancengleichheit bei. (mg)