

Service
Wenn Sie ein Restaurant besuchen, was für Erwartungen haben Sie? Die Gerichte schmecken, das Preis-Leistungs-Verhältnis ist gut und der Service hervorragend. Wenn wir unser Auto in eine Werkstatt bringen, was erwarten wir? Die Reparaturarbeiten sind kompetent, die Kosten angemessen und der Meister ist absolut vertrauensvoll. Wenn Sie einen Urlaub buchen, was erwarten Sie? Die Unterkunft und die Bilder im Prospekt stimmen überein, die Zimmer sind sauber, es gibt keine versteckten Kosten und alle Servicekräfte sind ausgesprochen freundlich.
Solche Erwartungen kann man auf viele Lebensbereiche ausdehnen, aber in der Grundidee sind sie alle gleich: das Produkt muss einwandfrei, die Preise korrekt und der Service ansprechend sein.
Solange es um materielle Dinge geht, sollte diese Erwartungshaltung aufgehen. Wenn wir uns zwischenmenschliche Beziehungen anschauen, dann wird es schon ein wenig komplizierter. Eine Maschine kann ich schnell testen, ob sie funktioniert oder nicht. Aber ein Mensch ist keine Maschine. Auch eine wie auch immer geartete Bezahlung führt in eine falsche Richtung. Und dennoch haben wir auch anderen Menschen gegenüber Erwartungen. Nüchtern betrachtet, ist vieles geprägt von einem wie-du-mir-so-ich-dir.
Und dann lese ich in diesen Tagen der Passionszeit einen Vers, der das alles auf den Kopf stellt. Da heißt es etwas frei übersetzt: Jesus Christus ist nicht in diese Welt gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um anderen zu dienen und mit seinem eigenen Leben für viele einen Preis zu bezahlen. (Matthäus 20,28)
Im Normalfall bezahle ich eine Leistung, damit andere mir dienen. Aber hier ist einer, der alle Machtfülle in den Händen hält, mit einem Fingerschnipsen die Welt bewegen könnte und der bietet sich mir als Diener, als Servicekraft an. Und zahlt auch noch selber. „Seht, was für ein Mensch?, sagte der römische Statthalter Pilatus in Jerusalem, nachdem er diesen dienenden Jesus hat halb totschlagen lassen. Pilatus war ein abgebrühter Machtpolitiker, aber auch ein bisschen überrascht. Wer sich heute mit Jesus beschäftigt, kommt nicht umhin, über manche Fragen ganz neu nachzudenken. Er ist Herr und Diener gleichzeitig.
Pastor Jens Rathjen, Neustadt