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Marco Gruemmer

„Alter Hafen, neue Impulse“

Neustadt. Die Neugestaltung der Hafenwestseite in Kombination mit dem Bahnhofsumfeld ist für die Stadt Neustadt von enormer Bedeutung. Seit Jahrzehnten wird über die kommende Nutzung diskutiert, Visionen und Ideen wurden entwickelt und definiert. Nachdem sich die Stadtverordnetenversammlung im Februar 2016 für eine maritim-touristische Nutzung mit dem Zusatz „Leben und Arbeiten am Hafen“ ausgesprochen hatte, wurde im Zuge einer europaweiten Ausschreibung der städtebauliche Realisierungswettbewerb Hafenwestseite/Bahnhofsumfeld eingeleitet.
 
„Nach einem langjährigen Prozess ist dies ein historischer Moment für die Stadt“, sagte Bürgermeisterin Dr. Tordis Batscheider im Rahmen der Preisverleihung am vergangenen Donnerstag. Sie betonte zugleich noch einmal die Bedeutung dieses Großprojektes, da der Hafenumschlag seit Jahren rückgängig sei und der Bereich mit viel Leerstand einen trostlosen Eindruck hinterlasse. Dennoch sei der Hafen für Gäste und Bürger noch immer ein Ort, der Faszination ausstrahle, auch als Hafen für Sportboote und Schauplatz vieler Veranstaltungen.
 
Für den Wettbewerb sind insgesamt 28 Arbeiten eingereicht worden. Nach einer einer Sichtungsphase blieben acht übrig. „Zum Schluss waren noch zwei Arbeiten gleichauf“, erläuterte Leiterin des Stadtbauamtes Antje Weise, die von einer sehr schweren Entscheidung sprach.
 
Das Rennen machte am Ende des Tages der Entwurf der Stadtplaner Elbberg aus Hamburg im Zusammenschluss mit den Landschaftsarchitekten Tüper, Gondesen und Partner aus Lübeck sowie den Architekten Többen und Müller-Hagen aus Lübeck. Deren preisgekrönter Entwurf sieht die Hafenwestseite zukünftig in vier Quartieren mit unterschiedlichen Nutzungsschwerpunkten gegliedert, die von den Bestandsbauten geprägt werden und sich durch ergänzende Neubauten mosaikartig zusammenfügen.
 
Auszug aus dem Erläuterungsbericht:
 
Das Bahnhofsquartier wird neu geordnet indem der ZOB eine angemessene Dimensionierung bekommt, ein Pocketpark entsteht und der LHG-Speicher und dessen Anbau durch eine Hostelnutzung sowie ein Welcome-Center zum Knotenpunkt für Gäste und Hafentouristen in Neustadt wird.
 
Nördlich des Hafenplatzes befindet sich das Hospitalquartier, das sich in seiner Körnigkeit und Dachform an das Hospital anlehnt ohne dabei die Altstadtstruktur zu reproduzieren. Vielmehr muss an dieser Stelle auf die angrenzende denkmalgeschützte Struktur in entsprechender Weise reagiert werden, um sie in seiner Qualität erhalten und unterstützen zu können. Die Erdgeschosse zum Hafenplatz bieten Raum für maritimes Gewerbe, Handel und Gastronomie, die oberen Geschosse sowie der neue Riegel entlang des Obstgartens nehmen Wohnnutzungen auf.
 
Südlich des Hafenplatzes kommt der Hafencharakter im Speicherquartier deutlicher zum Ausdruck und so füllen großformatige Gebäudetypen, die in ihrer Nutzungsstruktur dennoch kleinteilig angelegt sind, die Zwischenräume zwischen dem Haus der Manufakturen und dem markanten Petersen-Speicher. Dessen historischer Treppengiebel wird wieder freigelegt und rekonstruiert. Die vorhandene Kran-/Förderanlage wird als Hafenskulptur erhalten.
 
Das Quartier am Hobelwerk, welches den 2. Bauabschnitt bildet, liegt rückwärtig hinter dem Hafenband an der Promenade und nimmt überwiegend Wohnnutzungen auf. Die zur Werftstraße zugewandte Seite kann in den Erdgeschossen Dienstleistungen, Einzelhandel und kleinere, nicht störende Gewerbebetriebe mit aufnehmen. Ein Hotelneubau mit rund 80 bis 100 Zimmern bildet den südlichen Abschluss zum Areal der Marine. Das Hobelwerk wird für eine Kita umgenutzt und bespielt einen Quartiermittelpunkt an der Freitreppe, die sich zum Wasserturm öffnet und bis an die Hafenpromenade fortsetzt.
 
Die neu entstehenden Freiräume der Hafenwestseite sind durch ein unterschiedlich dimensioniertes und gestaltetes Wegenetz miteinander verbunden, sodass ein Freiraumverbund aus gepflasterten Platzflächen und Grünräumen entsteht. Das bedeutendste verbindende Element stellt die Hafenpromenade dar, die am Brückenplatz im Norden beginnt und sich über dem Platz an der Wassertreppe, Hafenplatz und dem Platz am Waserturm bis hin zum Werftplatz im Süden fortsetzt. Entlang der Promenade bilden die fünf Plätze unterschiedliche Gestaltungsschwerpunkte.
 
Verkehr: Der nördliche Stadtraum wird zunächst weiterhin über die Lienaustraße und Bahnhofstraße erschlossen. Um den Bahnhof werden zwei Parkdecks (rund 270 Parkplätze) für Besucher und Pendler erstellt. In einem zweiten Erschließungsschritt kann die Hafenwestseite mit der Herstellung der neuen südlichen Anbindung der Wieksbergstraße besser erreicht werden und sorgt damit für eine Entlastung der Lienaustraße und der Knotenpunkte im Norden. Eine Entzerrung des Fußgängerverkehrs von der Alten Hafenbrücke auf eine neue südliche Fußgängerbrücke, entlastet den Knotenpunkt an der Alten Hafenbrücke. Eine zusätzlich zweite Querung in Form der Schwenkbrücke wird zusätzlich Entlastung schaffen.
 
Ziel ist es nach Aussage von Antje Weise, das Konzept im ersten Bauabschnitt in den kommenden 10 bis 15 Jahren schrittweise umzusetzen. Der zweite Bauabschnitt sei Stand jetzt nicht mehr als eine Denkoption. Die Aufstellung der Bebauungspläne wird im Herbst in der Stadtverordenetenversammlung beraten.
 
Alle Arbeiten sind noch bis zum 15. August, jeweils dienstags von 9 bis 13 Uhr und donnerstags von 15 bis 18 Uhr im Rathaus ausgestellt. (mg)
 


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