

Wenn Papa und Mama das Handwerkszeug auspacken, werden Kinderaugen oft erst groß, um dann nach einem „dafür bist Du noch zu klein“ zum traurigen Hundeblick abzusinken. Heimwerken, so ist es in vielen Elternköpfen verankert, ist etwas, bei dem man Sprösslinge höchstens vom frühen Teenager-Alter aufwärts beteiligt.
Doch das stimmt ganz und gar nicht, denn schon in der Grundschule können kleine Baumeister mithelfen und daraus eine Menge Vorteile ziehen. Welche Arbeiten warum kindertauglich sind, erklärt der folgende Artikel.
Die Vorteile
Doch bevor wir „handfest“ werden, ein paar Realitäten für ängstliche Eltern. Heimwerken ist höchst förderlich für die Kindesentwicklung. Grundlegend werden damit die sich im Grundschulalter ausprägenden motorischen Fähigkeiten geschult. Denn vom Einstecken eines Schraubenziehers in die Schraube bis zum Ansetzen eines Gabelschlüssels ist nun mal jede Menge Fingerfertigkeit vonnöten. Doch es geht noch weiter: Kinder lernen dabei direkt, dass das, was sie in der Schule, etwa in Mathematik lernen müssen, einen Nutzen im Leben hat. Dass der Umgang mit Werkzeugen das technische Verständnis ebenfalls schärft, sollte auch klar sein. Wen das noch nicht überzeugt, der sollte bedenken, dass damit auch eine wertvolle Attitüde geprägt wird. Die, sich bei Problemen nicht auf die Hilfe anderer zu verlassen, sondern sich selbst zu helfen. Eine dieserart geprägte frühkindliche Selbstständigkeit kann sich aufs ganze Leben entscheidend auswirken. Wichtig ist nur, dass man alles verständnisvoll erklärt, Schritte vormacht und vor allem auch zeigt, warum Kids dieses oder jenes (noch) nicht selbst machen dürfen.
Laminat verlegen
Nachdem viele Jahre der Teppich des Deutschen liebster Bodenbelag war, wurde diese Rolle schon vor einigen Jahren vom Laminat abgelöst. Vor allem, weil die dazu notwendigen Verlegeschritte zum einen sehr einfach sind und keine herausragenden Heimwerker-Fähigkeiten benötigen und zum anderen, weil nur ein relativ kleiner Grundstock an Werkzeug ausreicht. Doch was können Kids dabei tun?
- Beim Verlegen von Feuchtigkeitssperre und Schalldämpfung helfen
- Die einzelnen Paneele ausmessen und markieren
- Beim Zusammenstecken bzw. -hämmern unter Elternaufsicht loslegen
- Bei den Fußleisten mit einer Handsäge erste Sägeversuche starten
Also praktisch alles, außer dem Schneiden der eigentlichen Bodenbretter, weil hierzu elektrische Kreissägen verwendet werden, dafür sind Grundschulkids wirklich „noch zu klein“.
Wände streichen
Was gibt es für ein Kind schöneres, als sich so richtig mit Farbe und Pinsel austoben zu können? Genau hier können Eltern diese Energie in gewisse Bahnen lenken. Zwar dann, wenn der Neuanstrich eines Zimmers auf dem Programm steht. Erste Regel: Auch wenn es für anstreich-erfahrene Erwachsene ausreicht, nur den ein Meter breiten Streifen des Bodens bis zur Wand mit Folie abzudecken, sollte, wenn Kids mithelfen, am besten der ganze Boden bedeckt sein. Dann kann, solange die elterliche Hand zuvor alles, was nicht mit Farbe in Kontakt kommen darf, sorgsam abgeklebt hat, der Nachwuchs ungehemmt loslegen. Zur Sicherheit sollte er dabei aber nur Dinge übernehmen, die sich ohne Leitern und Tritte erreichen lassen. Da hapert es selbst bei vielen Erwachsenen mit Gleichgewicht und/oder Motorik. Dabei muss nur darauf geachtet werden, dass die Kids nicht zu dick auftragen. Im Zweifelsfall lässt sich das ohne Krokodilstränen hinbekommen, indem das Kind den Voranstrich machen darf und die Eltern anschließend noch einmal darüber gehen.
Möbel aufbauen
Wenn die Kartons aus dem Einrichtungshaus nach Hause verfrachtet wurden, beginnt das große Puzzeln. Was viele Erwachsene regelrecht zur Verzweiflung treiben kann, ist für mithelfende Kinder mitunter ein riesengroßer Spaß. Die Hilfe beginnt schon beim Öffnen des Kartons und dann können Kids:
- Anhand des Vergleichs von Bauplan und Bauteil ihren abstrakten Blick schärfen
- Eine große Hilfe beim Sortieren und Heraussuchen der unterschiedlichen Teile sein
- Schrauben mit dem beiliegenden Handwerkszeug eindrehen, ohne dass gefährliche Elektrowerkzeuge benötigt werden
Tatsächlich ist das Aufbauen solcher Puzzle-Möbel vielleicht sogar die beste Heimwerkerschule für Kids, weil es sich dabei letzten Endes ja nur um eine Art „erweitertes“ Lego handelt. Solange Eltern alles festhalten, besteht auch keine Gefahr durch umkippende große Teile.
Vogelhäuschen bauen
Die bisherigen Arbeiten verbanden vor allem das frisch gelernte Schulwissen der Kids in Sachen Mathematik mit der realen Welt. Doch beim Vogelhäuschen kommt auch noch echte Naturkunde dazu. Tatsache ist: Kinder, die durch bisherige Arbeiten schon routinierter im Umgang mit Werkzeug sind, können sich dieses Projekt-Schmankerl auch ganz ohne elterliche Hilfe (aber nicht deren Aufsicht) erstellen. Denn Vogelhäuschen sind im Prinzip unglaublich einfache Konstruktionen. Dabei können die Kids:
- Die Abmessungen von der Anleitung auf das Holz übertragen
- Mittels Laubsäge die Einzelteile aussägen „ Sie mit Sandpapier glätten (Staubschutzmaske nicht vergessen)
- Unter Anleitung die nötigen Bohrungen mit einer Standbohrmaschine setzen (ist nur eine Handbohrmaschine vorhanden, sollten die Eltern diesen Schritt übernehmen)
- Alles mit Schrauben zusammenbauen
Natürlich darf auch im Anschluss der Pinsel bzw. die Spraydose von den kleinen Heimwerkerkönigen effektvoll geschwungen werden. Hier ist der Kreativität keine Grenze gesetzt. Auch weil es den künftigen Bewohnern des Vogelhäuschens egal ist, welche Farbe es hat, sollten Eltern dabei sehr liberal vorgehen und bis auf die Arbeitswerkzeuge gar keine Hilfestellung geben. (red)