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Petra Remshardt

„Bilder sind ein Ventil der Verarbeitung“ - Ausstellung der Künstlerin Adelheid Sonnenschein im Hans-Ralfs-Haus eröffnet

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Neustadt. Die Ausstellung der Künstlerin Adelheid Sonnenschein trägt den vielsagenden Namen „Leben im Spagat“. Schon die Vernissage im Hans-Ralfs-Haus für Kunst und Kultur, Ameos Einrichtungen weckte am vergangenen Mittwoch das Interesse vieler Kunstfreunde. Im Fokus standen dabei die Kunstwerke, allerdings auch der Mensch Adelheid Sonnenschein. Noch vor fünf Jahren war die Künstlerin ein Mann, der sich seit Kindheits- und Jugendtagen im falschen Körper fühlte. „Mit 60 Jahren wagte ich endlich mein Coming-out, ging den Schritt in die Öffentlichkeit, der mich innerliche, seelische und geistige Kraft gekostet hat“, erklärte Adelheid Sonnenschein, die einen Künstlernamen benutzt. „Denn in unserer scheinbar liberalen Welt ist die Diskriminierung doch noch sehr hoch“, wie Dr. Jörn Conell als ärztlicher Direktor der Ameos Klinika Neustadt, Eutin und Lübeck erklärte.
 
Vom biologischen Geschlecht her ein Mann oder eine Frau zu sein und sich auch so zu fühlen, ist für manche Menschen keine Selbstverständlichkeit. Sie haben das sichere Gefühl „im falschen Körper gefangen“ zu sein. Offiziell geht man in Deutschland von circa 6.000 Betroffenen aus. Die Dunkelziffer ist jedoch erheblich höher.
 
Die Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität schätzt, dass rund 60.000 Menschen in Deutschland transident sind und gegen alle Widerstände versuchen, ihr Leben im Spagat zu meistern. Bei dem Versuch, sich entsprechend ihres „gefühlten“ Geschlechts zu kleiden und zu geben, stoßen sie immer wieder an gesellschaftliche Grenzen, an Unverständnis innerhalb der Familie und des Freundeskreises. „In der Kunst kann ich meinen Gedanken Ausdruck verleihen“, so Adelheid Sonnenschein.
 
Viele Transsexuelle entscheiden sich, entgegen ihren Gefühlen, den gesellschaftlichen Anforderungen zu entsprechen. Viele heiraten und gründen eine Familie. Doch der Leidensdruck ist enorm hoch. Das Leben im Geheimen führt nicht selten zu psychischen Problemen, zu Depressionen oder gar Suiziden.
 
Die Künstlerin Adelheid Sonnenschein ist eine von ihnen. Eine transidente Frau. Im Körper eines Mannes geboren, hat sie Jahrzehnte lang alle Anforderungen der Gesellschaft erfüllt. Heirat, Familie, Ehemann und Vater. Doch vor fünf Jahren entschied sie sich, das für sie richtige Leben zu führen. Gegen alle Widerstände und mit Unterstützung ihrer Ärzte - und mithilfe ihrer Kunst.
 
Beim Malen kann sie ihrem inneren Druck Luft verschaffen und loswerden, was sie beschäftigt und quält. In einer sehr eigenen Malweise setzt sie einzelne Bildszenen und Satzfragmente nebeneinander aufs Papier und lässt so ihren Gefühlen und Gedanken freien Lauf.
 
„Die Ursachen von Transsexualität sind weiterhin nicht bekannt. Oft kommt es schon im frühen Kindesalter zu Erlebnissen. Wichtig ist, die menschliche Vielfalt zu akzeptieren“, sagte Christina Prawda, Oberärztin am Ameos Klinikum Lübeck und Sexualtherapeutin.
 
Die Ausstellung kann bis zum 7. April zu den Öffnungszeiten Montag bis Donnerstag 9 bis 16 Uhr und Freitag 9 bis 14.30 Uhr besucht werden. (red)


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