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Marlies Henke

„Das Ganze wird uns erheblich belasten“ – Brückenbauwerk und Ausweichsgleis beschäftigen Altenkrempe

Altenkrempe. Die Schienenhinterlandanbindung zur geplanten Festen Fehmarnbeltquerung wirft ihre Schatten voraus. Mit möglichen Auswirkungen wie Lärm oder Eingriffen in die Landschaft werden viele Anwohner entlang der Trasse dann leben müssen. Besonders hart trifft es auch die Gemeinde Altenkrempe.
Damit Hochgeschwindigkeitszüge mit 200 Stundenkilometern und über 800 Meter lange Güterzüge passieren können, soll der alte Bahnübergang in Hasselburg, durch ein kreuzungsfreies Brückenbauwerk ersetzt werden. Nach jetzigem Planungsstand ist dafür eine Verschwenkung der Milchstraße (Landesstraße 216) vorgesehen. Feuerwehrgerätehaus und ein Teil des Sportplatzes sollen weichen. Der reporter traf Bürgermeister Hans-Peter Zink vor Ort.
 
„Das hier soll alles weg“, sagt Zink und weist auf das Feuerwehrgerätehaus und das benachbarte Wohnhaus. Die beiden Gebäude müssen laut Plan abgerissen werden für die Verschwenkung, die ab Zufahrt Feuerwehrgerätehaus zunächst Richtung Westen parallel zur Bahn verläuft und dann in einem Bogen über die Schiene wieder vorm Friedhof auf die alte L216 führt. Für das Ganze werden neben dem Feuerwehrgerätehaus auch Teilflächen vom Sportplatz des B.C. Germania Altenkrempe von 1911 (BCG) beansprucht. “Wir müssen nicht nur unser Feuerwehrgerätehaus neu bauen, sondern auch zusehen, dass unser über 100-jähriger Verein nicht kaputt geht, weil der Spielbetrieb ohne Sportplatz nicht aufrecht erhalten werden kann“, erklärt Hans-Peter Zink.
 
Mehrere Trassenvarianten sind im Laufe der 10-jährigen Planungsphase von der Bahn geprüft worden. Doch Altenkrempe habe ein räumliches Problem: In östliche Richtung könne man sich aus naturschutzrechtlichen Gründen nicht entwickeln. In westlicher Richtung würde das denkmalgeschützte Gelände des Kulturgutes Hasselburg ein Ausweichen begrenzen. Und ein sogenannter Trog, der die Straße unter die Schienen führt, sei für die Bahn und den Straßenbaulastträger aufgrund des hohen Grundwasserspiegels zu aufwendig und zu teuer. Doch die aktuelle Variante kostet der Gemeinde viel Geld, befürchtet Zink: „Das Ganze wird uns erheblich belasten. Die Bahn will uns entschädigen, aber das entspricht bei Weitem nicht unseren Vorstellungen.“ Es sei keine verbindliche Zahl, aber für Feuerwehrgerätehaus und Sportplatz solle ein Betrag von 500.000 Euro fließen. Zink: „Ein Gerätehaus allein kostet ohne Grunderwerb schon fast eine Million Euro. Und ein neuer Sportplatz kostet über den Daumen auch 300.000 Euro. Hier fühlen wir uns als Gemeinde Altenkrempe allein gelassen.“
Auf Anfrage des reporters bei der Bahn teilte Egbert Meyer-Lovis, Pressesprecher und Leiter Kommunikation Regionalbüro Nord, mit, dass die Summe von 500.000 Euro als Entschädigungssumme für das vorhandene Objekt aktuell nicht bestätigt werden kann. Man warte derzeit ein Wertgutachten von der Gemeinde ab.
 
Doch wie hoch auch immer die Summe letztendlich sein wird: Sie beinhaltet nicht den Erwerb von Flächen für den Neubau. Hinzu kommt wieder die räumliche Begrenzung durch die Wasserproblematik und die Frage: Wohin mit einem neuen Feuerwehrgerätehaus, damit auch die gesetzlich bestimmten Rettungsfristen eingehalten werden können? „Die Bahn erkennt zum Glück das Problem mit dem Standort eines neuen Gerätehauses. Im Planfeststellungsverfahren wurde aufgenommen, dass dafür Flächen beim Land angemeldet werden. Auf jeden Fall muss es hier im Umfeld bleiben. Und wenn das alte abgerissen wird, muss das neue schon stehen“, erklärt Hans-Peter Zink.
 
Ein weiterer Punkt sind die optischen Auswirkungen auf das Ortsbild mit seinen gewohnten Sichtachsen über die Wiesen bis zum Herrenhaus in Hasselburg, die verbaut wären. Oder die geplanten Lärmschutzwände entlang der Hochgeschwindigkeitstrasse. Auch der Verkehr ist noch nicht einzuschätzen: „Dieses Bauwerk wird man sowohl optisch als auch akustisch wahrnehmen. Berechnungsgrundlage für die laufende Lärmschutzprüfung ist die zulässige Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h. Die Geschwindigkeitsmessungen im Ort zeigen aber, dass auf der Straße 70 bis 80 Prozent schneller fahren“, so der Bürgermeister. Hinzu kommt ein weiteres Bauvorhaben der Bahn: ein Ausweichgleis, das hinter dem Kremper Feld beginnend bei Rogerfelde enden soll. Hier rangieren dann 835 Meter lange Güterzüge – Schallschutz ist nicht vorgesehen.
 
Aufgrund der Komplexität der Themen hat sich in Altenkrempe eine Arbeitsgruppe aus Gemeindevertretern gebildet. Weitere Gespräche mit der Bahn werden folgen, Entschädigungsansprüche für die Gemeindebedarfsflächen geprüft.
Voraussichtlich im ersten Quartal 2019 soll das Planfeststellungsverfahren für den Streckenabschnitt um Altenkrempe eingeleitet werden. Betroffene können dann einen Monat lang ihre Belange einbringen (Beratungsnachmittage bei der Gemeindevertretung sind geplant). Doch mit großen Erfolgsaussichten rechnet der Bürgermeister nicht; man habe das jedenfalls im Raumordnungsverfahren nach seitenlangen Stellungnahmen zu Lärmschutz und Erschütterungsschutz so erlebt.
Zum Glück seien aber die Bundestagsabgeordneten sensibilisiert und die Bahn erkenne die Probleme. Zink: „Wir in Altenkrempe sind alle nicht erfreut von dem, was passiert, aber wir werden versuchen, das Bestmögliche rauszuholen. Wichtigstes Ziel ist es, dass die Gemeinde nicht auf den Großteil der Kosten für ein neues Feuerwehrgerätehaus hängen bleibt“ (he)


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