Neustadt in Holstein. Kunsthungrige werden sich nicht satt sehen können, wenn sie dieser Tage das Hans-Ralfs-Haus für Kunst und Kultur besuchen. Mit der Gemeinschaftsausstellung „Raumaufzeichnung – Mixed Media“ interpretieren Ena Klopp, Christian Klopp und Hans-Dieter Holtz den Kunstraum des Hans-Ralfs-Hauses vollkommen neu. So entsteht ein ganzes Universum der Kreativität, das in Bildern, Filmen, Objekten, Wortspielen, Installationen und umgebauten Thermohygrografen entdeckt werden kann. Das Konzept ist frisch, unverkrampft, experimentell und zeigt, wie Kunst Spaß machen kann.

„Wenn es an der Wand hängt, ist es ein Bild. Wenn man drum herum gehen kann, ist es ein Objekt. Und wenn das Bild sich bewegt, ist es ein Film“, gab Anke Kessenich, Leiterin des Hans-Ralfs-Hauses, den Besuchern scherzhaft eine Orientierungshilfe mit auf dem Weg durch die Ausstellung, die im wahrsten Wortsinne raumgreifend ist. Denn jede Nische, jede Tür, die Lüftungsschächte und die Wände – und zwar vom Boden bis zur Decke - werden mit enormer Vielfältigkeit bespielt.

Dabei steckt in jedem Ausstellungsstück selbst eine Geschichte, wie zum Beispiel in den 135 Linolschnitten von Christian Klopp, die in den letzten 10 Jahren entstanden sind und sich mit viel Wortwitz verschiedener Werbegrafiken und tagesaktueller Themen annehmen. Da wird schon mal das Logo von Lego zu Ego umgestaltet, aus Edith Piaf wird „Edith pafft“ und statt „Rauchen tötet“ heißt es „Tauchen rötet“. „Meine Passion ist das Wortspiel“, erklärte Klopp. Der Kameramann aus Hamburg zeigt außerdem zwei Filminstallationen und „fliegende Enten“ – ein aus den Scheibenwischern seines alten Citroën 2CV und kleinen Modell- und Spielzeugautos gebautes „Auto-Mobilé“.

Bei Ena Klopp steht das Thema Collage im Fokus. Die Künstlerin und Kunstwissenschaftlerin führt darin Bildelemente aus Zeitschriften und Büchern zusammen und übermalt oder ergänzt sie mit Gouache. Dabei verbindet sie verschiedene Zeitebenen, kombiniert beispielsweise Fotos aus der Vogue mit alten Meistern wie Dürer oder da Vinci.

Auch der Künstler und Grafiker Hans-Dieter Holtz aus Neustadt zeigt sein experimentelles Spektrum. Er setzt feines Blattgold mit Kartoffeldruck in Szene, schafft aus geknüllten Zeitungen grafische Wesen oder simuliert in einem speziellen Weißdruckverfahren zarte, röntgenbildartige Grafiken vom einjährigen Silberblatt aus seinem Garten.

Als Gemeinschaftsarbeiten der drei Künstler sind außerdem Trommelschreiber (Thermohygrografen) zu sehen. Statt Lufttemperatur und Luftfeuchtigkeit zeichnen die Geräte jetzt allerdings die Work-Life-Balance oder „das Gute und das Böse“ auf.

Die drei Künstler verbindet neben der Freude am Experimentieren eine lange Freundschaft. Bei den vielen Treffen zu Dritt seien dabei viele Ideen zustande gekommen, die jetzt „rausgeknallt“ werden sollten, wie Ena Klopp im Gespräch mit dem reporter erzählte. Dabei sei es vor allem darum gegangen, nicht alles auf Augenhöhe zu hängen, sondern auch die Nischen, Türen, Schächte und den Boden mit einzubeziehen und sich auch von der Atmosphäre des Ortes inspirieren zu lassen.

„Der Raum an sich wird Teil des Gesamtkunstwerkes“, sagte Anke Kessenich. „Die Grenzen des Üblichen zerfließen. Die Statiken einer sauber gehängten Ausstellung werden immer wieder aufgebrochen. Der Betrachter wird herausgefordert, sich treiben zu lassen, zu schauen, immer wieder hinzugucken, immer wieder neue Details zu entdecken.“

Die Künstler stellen übrigens nicht zum ersten Mal im Hans-Ralfs-Haus aus. Alle drei hatten bereits eine Einzelausstellung. Vor 10 Jahren war es Christian Klopp, der mit seinen „Paartraits“ begeisterte. Diese Fotografien von Paaren vereinen sich durch Doppelbelichtung zu einer Figur. Ein Jahr später zeigte Ena Klopp ihre Ausstellung „Menue“ mit Siebdrucken und Lomografien, ebenfalls 2013 war Hans-Dieter Holtz hier mit Malerei, Druckgrafik und Zeichnungen zu Gast.

Die Ausstellung „Raumaufzeichnung – Mixed Media“ kann noch bis Sonntag, dem 24 Juli besucht werden. Öffnungszeiten sind montags bis donnerstags von 9 bis 16 Uhr, freitags von 9 bis 15 Uhr sowie sonntags in Anwesenheit der Künstler von 11 bis 16 Uhr besucht werden. (he)