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Simon Krüger

Fachkräftemangel: So locken Unternehmen neue Mitarbeiter

Bild: Pixabay.com @ Anrita1705

Unternehmen in Deutschland schlagen Alarm. Mehr als jeder zweite Betrieb (54 Prozent) rechnet für 2021 mit Personalengpässen, so eine Untersuchung der Bertelsmann Stiftung. Problem Fachkräftemangel: Im Wettbewerb um die besten Mitarbeiter müssen Arbeitgeber heute weit mehr bieten als ein gutes Gehalt.
 
Jobsuchende nutzen verstärkt Bewertungsplattformen
Der Arbeitsmarkt hat sich schon seit einigen Jahren vom Arbeitgeber- zum Arbeitnehmermarkt gewandelt. Das heißt: Gut qualifizierte Jobsuchende können in der Regel zwischen mehreren Stellen auswählen. Das gilt für so unterschiedliche Branchen wie den Gesundheitssektor, Bauwesen und Finanzdienstleistungen. "Fachkräfte nutzen dazu immer stärker auch Internetportale, auf denen Arbeitsbedingungen, Gehälter und Aufstiegsmöglichkeit verglichen werden", sagen zum Beispiel Personalplaner des Finanzdienstleister Swiss Life Select.
 
Zwar bleibt das Gehalt ein wesentlicher Faktor bei der Jobwahl. Arbeitgeber haben sich aber mittlerweile darauf eingestellt, dass sie darüber hinaus weitere Benefits zur Verfügung stellen müssen, um bei begehrten Fachkräften zu punkten. Fast schon unabdingbar sind dabei flexible Arbeitszeiten, mit denen Beschäftigte Beruf, Freizeit und Familie besser unter einen Hut kriegen.
 
Gleitzeitmodelle immer verbreiteter
Der Digitalverband Bitkom hat in einer repräsentativen Befragung von Unternehmen aller Branchen untersucht, mit welchen Vergünstigungen und Annehmlichkeiten sie neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter locken. Eines der Ergebnisse: 71 Prozent bieten ihren Angestellten Gleitzeitmodelle, knapp zwei Drittel Arbeitszeitkonten für flexible Arbeitszeiten. Überhaupt spielt das Prinzip "New Work" eine immer größere Rolle. 44 Prozent der befragten Unternehmen bemühen sich um eine Arbeitsatmosphäre, die das Zusammengehörigkeitsgefühl stärkt. Die neue Großzügigkeit drückt sich aber auch ganz handfest aus: Mit 55 Prozent stellt inzwischen eine Mehrheit der Betriebe den Beschäftigten Smartphones, Tablets oder Notebooks der neuesten Generation zur Verfügung - ausdrücklich auch zur privaten Nutzung. 46 Prozent lassen ihren Angestellten bei der Arbeitszeitgestaltung im Home Office weitgehend freie Hand - "Vertrauensarbeitszeit" heißt hier das Schlagwort.
 
Arbeitsplatz als Wohlfühloase?
"Digitale Technologien machen die neue Freiheit, die mit New Work verbunden ist, überhaupt erst möglich", erklärt Bitkom-Präsident Achim Berg. "Wichtig ist, dass man auch in Wohlfühloasen das Arbeiten nicht vergisst." Denn ein bisschen etwas von einer Oase haben manche Arbeitsplätze inzwischen tatsächlich. 92 Prozent der Arbeitgeber versorgen die Belegschaft am Arbeitsplatz mit kostenlosen Getränken. In jedem fünften Betrieb dürfen sich die Kolleginnen und Kollegen gratis in der Firmenkantine verköstigen. Fast ebenso viele stellen Tischkicker oder Unterhaltungselektronik für die Pausen zur Verfügung. Klassische Benefits wie einen Dienstwagen nutzen dagegen nur noch 12 Prozent der Unternehmen zur Mitarbeitergewinnung. Dafür bleiben kostenlose Weiterbildungsmaßnahmen nach wie vor begehrt: 69 Prozent bieten Beschäftigten die Chance, sich weiterzuqualifizieren.
 
Zum Fachkräftemangel trägt auch bei, dass sich die Einstellung der Deutschen zu Arbeit und Beruf in den letzten Jahrzehnten grundsätzlich gewandelt hat. Laut einer Umfrage, aus der die Deutsche Presseagentur zitiert, stand die Karriere Ende 2019 nur noch für drei Prozent aller männlichen und zwei Prozent der weiblichen Beschäftigten an erster Stelle in ihrem Leben. 65 Prozent der Frauen und 56 Prozent der Männer nannten hier stattdessen die Familie. Angebote wie eine kostenlose Kinderbetreuung in der Betriebskita müssen sich Unternehmen allerdings auch erst einmal leisten können. Lediglich 8 Prozent der Betriebe aus der Bitkom-Umfrage halten einen solchen Service für Eltern bereit.


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