Marlies Henke

Großeinsatz im Hansa-Park – Über 400 Rettungskräfte übten für den Katastrophenfall

Sierksdorf. Ausnahmezustand im Hansa-Park: Ein Tornado hat Teile des Parks verwüstet und für einen Stromausfall gesorgt. Mehrere Feuer sind ausgebrochen. Besucher hängen in den Fahrgeschäften fest oder befinden sich in brennenden Gebäuden oder werden vermisst. Ein Schreckens-Szenario, das sich am letzten Samstag zum Glück nicht real abspielte, sondern eine groß angelegte Einsatzübung für Feuerwehren, Polizei und Rettungsdienste darstellte. „Durch globale Umweltveränderungen kann es immer wieder zu punktuellen Katastrophen kommen, sodass dieses Übungsszenario gar nicht so weit hergeholt ist“, sagte Übungsleiter Michael Hasselmann. Er betonte: „Das ist keine Showübung, sondern ein Projekt, bei dem vor allem die Zusammenarbeit der verschiedenen Organisationen geübt wird, damit wir im Schadensfall schnell reagieren können.“
 
465 Einsatzkräfte, rund 120 Fahrzeuge und 200 Statisten, die als Verletzte agierten, stellten sich der Herausforderung, die aus 10 verschiedenen inszenierten Situationen im Hansa-Park bestand. Insgesamt kamen 37 Feuerwehren aus Ostholstein, die Technische Einsatzleitung Ostholstein, das Technische Hilfswerk, die Psycho-soziale Notfallversorgung, Polizei und drei Rettungsdienste zum Einsatz. Bei Dauerregen mussten sich die Rettungskräfte vielen Aufgaben stellen: Straßensperrungen, Situation erkunden, Zufahrtswege ermitteln, Brände bekämpfen, verletzte und verstörte Menschen retten und versorgen. Koordiniert wurde das Ganze von der Einsatzleitung der Gemeindefeuerwehr Sierksdorf unter Wehrführer Matthias Tamm, der tatkräftige Unterstützung der Feuerwehr Neustadt erhielt.
Als besondere Herausforderungen galten bei dem Einsatz die engen Wege im Park und die besonderen Situationen in den Fahrgeschäften, wo Menschen aus teilweise luftigen Höhen gerettet werden mussten. Technische Probleme gab es in der Wasserversorgung, sodass teilweise Wasser aus der Ostsee zugepumpt werden musste. „Der Hansa-Park bietet auf engstem Raum viele Möglichkeiten für Szenarien dieser Art, das macht ihn für uns zu einer ganz besonderen Location“, sagte Michael Hasselmann. Welche Erkenntnisse aus der Übung, deren Vorbereitung eineinhalb Jahre gedauert hat, gewonnen werden, das will der Kreisfeuerwehrverband in den kommenden Wochen bei einer Übungsnachbesprechung auswerten.
Als einziges Krankenhaus beteiligte sich die Schön Klinik Neustadt an der Großübung. Hier wurde ein sogenannter „Massenanfall von Verletzten“ (MANV) geprobt. Parallel zum regulären Krankenhausbetrieb wurde die Krankenhauseinsatzleitung einberufen, die sofort die in einem Alarmplan festgelegten Abläufe und notwendigen Maßnahmen koordinierte. Die Übungspatienten aus dem Hansa-Park wurden per Rettungswagen in der Notaufnahme eingeliefert. Hier wartete ein Ärzteteam auf die Verletzten, um die Vitalparameter zu ermitteln und die Patienten in verschiedene „Kategorien“ einzustufen: grün (leicht verletzt), gelb (mittelschwer verletzt) oder rot (lebensbedrohlich verletzt). Klinikgeschäftsführer Dr. Matthias Janta erklärte, dass in diesem Fall jeweils drei Patienten der Kategorie rot, zehn der Kategorie gelb und 20 der Kategorie grün gleichzeitig hätten versorgt werden können. Chefarzt Professor Wolfgang Eichler sagte: „Die heutige Übung bietet uns die Gelegenheit, die vorhandenen Strukturen und Prozesse einem freiwilligen Praxistest zu unterziehen und eventuell vorhandenes Verbesserungspotenzial zu erkennen.“ (he)


Weitere Nachrichten aus Neustadt in Holstein

UNTERNEHMEN DER REGION

Meistgelesen