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Alexander Baltz

Hochwasser-Prognosen wurden übertroffen

Lübecker Bucht. Die Jahrhundert-Sturmflut hat auch die Lübecker Bucht schwer getroffen.

Am Freitagmittag schien sich die Lage zunächst zu entspannen: Die seit Tagen angekündigten hohen Wasserstände wurden vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie von 1,70 Meter auf 1,60 Meter über Normal nach unten korrigiert. Am späten Nachmittag kam dann alles anders: Die orkanartigen Böen aus östlicher Richtung peitschten das Ostseewasser über die Strände und bis auf die Promenaden, vor allem in Dahme und Kellenhusen. Die Warnungen wurden dann auf 1,80 über Normal angehoben - und dennoch wurden auch diese Werte vielerorts übertroffen. Vermutet wird die schlimmste Sturmflut seit gut 70 bis 80 Jahren.

Im Vergleich zu Flensburg (hier war es die schlimmste Flut seit 120 Jahren mit 2,27 Meter über Normal) oder auch den Schäden in Damp und Kiel-Schilksee ist die Lübecker Bucht zwar etwas mehr „verschont“ worden - dennoch werden die Schäden auch bei uns in die Millionen gehen.

Weggerissene Strände und Strandhäuser, beschädigte Dünen und Promenaden sowie zahlreiche Sturmschäden an Gebäuden werden die Städte und Gemeinden wohl noch wochenlang beschäftigen.

Zwischen 2 und 4 Uhr am Samstagmorgen beruhigte sich die Lage in den Leitstellen allmählich. Nach Mitternacht hatte der Sturm deutlich nachgelassen und die Pegel begannen langsam wieder zu fallen. Die Aufräumarbeiten, Reparaturen und Wiederaufbauarbeiten werden allerdings noch lange andauern. Umweltstaatssekretärin Katja Günther machte sich in Dahme ein Bild von den Schäden, Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen informierte sich in Scharbeutz und Grömitz. Zur Schadenssumme an der gesamten Ostseeküste kann bislang noch keine konkrete Zahl genannt werden. Dafür ist eine umfangreiche Bestandsaufnahme notwendig, eine Prognose sei bislang noch nicht möglich. Ministerpräsident Daniel Günther kündigte schnelle Hilfe an: „Klar ist, dass wir niemanden alleine lassen werden und dass wir den Betroffenen bestmöglich und schnell helfen wollen.“ Auch die stellvertretende Ministerpräsidentin Monika Heinold betonte: „Angesichts der Schäden ist klar, dass das Land mit finanziellen Mitteln helfen muss und helfen wird.“

In Neustadt mussten durch die Unwetterlage 41 Einsätze in der Nacht zu Samstag und am Samstag tagsüber durch die Freiwillige Feuerwehr abgearbeitet werden - hier trat das Wasser über die Ufer und überflutete auch Teile der Waschgrabenallee. Es galt außerdem, umgestürzte Bäume von den Fahrbahnen zu entfernen und abgebrochene Äste zu sichern. Einige Bereiche wurden durch Sandsäcke gesichert, so dass größere Gebäudeschäden verhindert wurden. Dennoch mussten einige Keller ausgepumpt werden. Unterstützung gab es vom THW und der Polizei. Bürgermeister Mirko Spieckermann dankte den Helfenden für ihren bemerkenswerten Einsatz und das großartige Engagement. Gemeinsam konnte dafür gesorgt werden, weitere Schäden von Mensch und Vermögen einzudämmen, so Spieckermann.

In Grömitz waren bis zu 90 Kameradinnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr und den anderen Ortswehren gute 20 Stunden im Einsatz, um Schlimmeres zu verhindern - mit Unterstützung durch das THW und den Bauhof. Auch hier wurden Strandzugänge gesichert, Sandsäcke gefüllt und Sturmschäden beseitigt. „Alle Maßnahmen waren richtig - es ist niemand zu Schaden gekommen“, so Bürgermeister Sebastian Rieke, der ein großes Lob an alle Einsatzkräfte und Gastronomen für ihre Unterstützung bei der Verpflegung richtete. Rieke sei stolz auf den großen Zusammenhalt in der Gemeinde - die Sachschäden würden Grömitz aber noch Monate beschäftigen.

Wiederaufbaufonds angekündigt

Zwei Tage nach der Sturmflut ist das Kabinett am Montag zu einer Sondersitzung zusammengekommen. Themen waren unter anderem das bis jetzt noch nicht vollständig abschätzbare Ausmaß der Schäden sowie der Wiederaufbau der beschädigten Infrastruktur. Darüber hinaus verständigte sich die Landesregierung auf finanzielle Hilfen, deren Höhe und Ausgestaltung in den kommenden Tagen weiter konkretisiert werden sollen. Geplant ist unter anderem ein Darlehen für Betroffene, um die Zeit zu überbrücken, bis die Versicherungen für die Schäden aufkommen. Darüber hinaus soll eine Härtefallregelung für Betroffene greifen, die von ihrer Versicherung aufgrund ihrer Gebäudelage keinen Versicherungsschutz erhalten konnten. Mit einem Wiederaufbaufonds will das Land in gemeinsamer Verantwortung mit den Kommunen die von der Sturmflut beschädigte kommunale Infrastruktur wieder instandsetzen. (ab/red)


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