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Alexander Baltz

„Jedes Kind hat ein Recht auf Bestattung“ - Luzie Linde spendete Anziehsachen für Sternenkinder und Frühchen

Neustadt. Es ist ein Thema, über das man nur schwer sprechen kann und das oft sprachlos macht: wenn Kinder tot auf die Welt kommen oder kurz nach der Geburt sterben. Das Gewicht oder die Größe spielen dabei keine Rolle.
 
Diese Kinder werden Sternenkinder genannt. Manche nennen sie auch Schmetterlingskinder oder Engelskinder.
 
Um auch diesen Kindern einen würdevollen Abschied zu ermöglichen, hat die Neustädter Näherin und Designerin Luzie Linde vom „Label Lumali“ zusammen mit Freundin Maria Ludwig und anderen Näherinnen in ehrenamtlicher Arbeit 150 Schnittmuster aus Stoffresten entworfen, in denen die Sternenkinder beigesetzt werden können. Dieses sind kleine Einschlagdeckchen (Sternenbett), Hosen, Strampler, Taschen und Mützchen, die es industriell gefertigt nicht zu kaufen gibt. Die Kleidungsstücke hat sie an verschiedene Organisationen und Kliniken gespendet - 40 davon dem Bestattungshaus Mielke im Wagrienring. Dieses Projekt in Zusammenarbeit mit dem „Verein Herzenssache“ soll kein einmaliges bleiben, wenn es nach Luzie Linde, selbst Mutter von zwei gesunden Kindern, geht: „Vor 10 Jahren hatte eine Freundin von mir eine Totgeburt. Nach so einem schweren Schicksalsschlag ist es um so wichtiger, dass Kinder bestattet werden dürfen, egal wie groß oder schwer sie sind und ob sie nach der Geburt gelebt haben oder nicht. Früher galten Sternenkinder unter 500 Gramm nicht als Mensch und wurden meist gemeinsam mit dem Klinikabfall entsorgt“, erzählt Luzie Linde bewegt. Erst 2013 hatte der Bundestag beschlossen, dass auch für Kinder unter 500 Gramm eine Urkunde mit Namen erstellt werden darf, ohne die eine Bestattung nicht möglich ist. So will Luzie Linde auch weiterhin Anziehsachen für Sternenkinder ehrenamtlich herstellen - Stoffspenden dafür nimmt der Verein Herzenssache entgegen, können aber auch beim Bestattungshaus Mielke abgegeben werden.
 
Inhaber und Bestattermeister Christoph Mielke, der es selbst im Jahr mit drei bis zehn Sterbefällen von Sternenkindern zu tun hat, war von Luzie Linde direkt kontaktiert worden: „Anfragen nach kleinen Deckchen waren bei uns schon da. Dank der Arbeit von Frau Linde können wir nun den Eltern etwas anbieten. Wichtig finde ich, dass die Sachen bunt und fröhlich gestaltet sind, denn schwarz passt nicht zu Kindern.“
 
Bei der Übergabe am vergangenen Donnerstag war auch Pastorin Sarah Lotzkat anwesend, die sich gemeinsam mit Christoph Mielke für einen separierten Bereich auf dem Friedhof für Sternenkinder einsetzt: „Mir ist es eine Herzensangelegenheit, hier tätig zu werden. Wir müssen Hemmungen ablegen und das Tabuthema ansprechen, denn der Tod wird tabuisiert. Aber würdevolle Trauer muss sein, gerade wenn Kinder vor den Eltern sterben. Herr Mielke und ich werden den Bedarf erörtern und danach mit Kirchenvorstand und Friedhofsausschuss besprechen, was möglich ist und wo es die Fläche nur für Kindergräber gibt. Da muss Kirche offen sein“, sagte Pastorin Sarah Lotzkat entschlossen. (ab)


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