

Kirche will „sichtbarer“ für Touristen werden
Weissenhäuser Strand. Der Tourismus an der Ostsee befindet sich im Aufwind.
Diese Entwicklung beeinflusst auch die Arbeit der Pastoren, Mitarbeiter und
Ehrenamtlichen in den touristisch geprägten Kirchengemeinden: In den
Sommermonaten wachsen mit den Gästezahlen auch die Gemeinden und damit die
Aufgaben. Um die kirchliche Tourismusarbeit in den Gemeinden zu stärken,
hat der Kirchenkreis Ostholstein seine diesjährige Sommersynode im
Ferienzentrum Weissenhäuser Strand am Wochenende deshalb dem Tourismusgewidmet.
Mit zwei Vorträgen, einer Podiumsdiskussion und Workshops setzten sich die
Synodalen mit dem Thema auseinander.
Pastor Thomas Vogel hob in seiner Andacht zu Beginn hervor: „Gastfreundschaft
gehört zu den Grundideen aller Glaubenspraxis.“ Das Thema Gastfreundschaft ziehe
sich durch die ganze Bibel. Gäste zu haben, sei schön, aber auch anstrengend:
Taufen und Trauungen am Strand, besondere Gottesdienste für Urlauber, offene
Kirchen – all dies bedeute eine Bereicherung für die Region, aber auch
zusätzlichen Aufwand.
Zum Einstieg ins Thema hatte der Kirchenkreis zwei fachkompetente Referenten
eingeladen: Landrat Reinhard Sager sprach in seinem Vortrag über die Bedeutung
des Tourismus für den Wirtschaftsstandort Schleswig-Holstein und Katja
Lauritzen, Geschäftsführerin des Ostsee-Holstein Tourismus e.V., stellte
aktuelle Trends im Tourismus vor. Der Kirchenkreis Ostholstein sei ohne den
Tourismus nicht vorstellbar, sagte Landrat Reinhard Sager. Zumal der Tourismus
in Schleswig-Holstein auf Wachstumskurs sei, insbesondere an der Ostsee, betonte
Katja Lauritzen. Was die Zusammenarbeit angehe, sehe sie noch „eine ganze Menge
Potenzial“. Sie finde es „erstaunlich und toll, was wir schon alles zusammen
machen“. Zum Thema Sinnsuche habe die Kirche viel zu bieten. Urlauber seien
besonders gut ansprechbar für kirchliche, spirituelle und kulturelle Angebote,
betonte Synodenpräses Dr. Peter Wendt in der anschließenden Podiumsdiskussion
mit Vertretern von Kirche und Tourismus. Dieses Potenzial zu nutzen, sei eine
„gewaltige Herausforderung“, betonte Pastor Prof. Thomas Vogel. „Wir sind noch
lange nicht am Ziel.“ Er sei überaus dankbar, dass zur Unterstützung
„Strandpastorin“ Katharina Gralla mit im Boot sei, die für die Kirchenregion
Strand zuständig ist, und forderte, zügig auch einen Tourismus-Pastor für den
Kirchenkreis einzustellen.
Propst Peter Barz betonte: „Wir machen bereits eine ganze Menge im
Tourismus-Bereich: Taufen und Trauungen am Strand, Pilgerwege, offene Kirchen,
Kirchenkonzerte, Open-Air-Gottesdienste und vieles mehr. Wir wollen Kirche nah
bei den Menschen sein. Wir müssen das, was wir haben, besser sichtbar machen,
jedoch nicht über unsere Ressourcen hinaus.“ Ziel sei es, die zahlreichen und
vielfältigen Angebote gebündelt zu präsentieren, sagte Propst Dirk Süssenbach.
Dabei setze er auf die Zusammenarbeit mit Stadtmarketing und
Tourismus-Agenturen. „Diese Netzwerke nutzen wir noch zu selten.“ Es gebe viele
Anknüpfungspunkte. Als Beispiel nannte er Gottesdienste auf einer Seebrücke, die
bislang nur standesamtlich sind. „Wir sollten die Orte nutzen, die uns bereitet
werden“, forderte Süssenbach.
Lauritzen signalisierte die Bereitschaft zur Kooperation von Tourismus-Seite:
„Wir sind aufgeschlossen für Ihre Angebote – unsere Türen sind offen.“ Landrat
Reinhard Sager lobte das Vorhaben der Kirche, sich künftig stärker in die
touristischen Angebote einzubringen, ebenfalls: Das kann ich nur außerordentlich
begrüßen. Die Kirche ist auf dem richtigen Weg.“ Beim sogenannten
„Erfahrungs-Cafés“, konnten sich die Synodalen anschließend an sogenannten
Thementischen über Kirche am anderen Ort, Kirchenmusik, Offene Kirche,
Tourismus-Praxis in Ostholstein, den Mönchsweg, Kirche am Urlaubsort sowie den
Garten am frischen Wasser auf der Landesgartenschau in Eutin informieren und
austauschen, Impulse geben und aufgreifen sowie Ideen vertiefen.
Bei seinem Ziel, die Tourismusarbeit zu verbessern, erhält der Kirchenkreis
Ostholstein auch Unterstützung von der Nordkirche. Neben einem Gesamtkonzept zum
Thema Kirche und Tourismus hat die Landessynode bereits 2014 einen Fonds „Kirche
und Tourismus“ beschlossen. Er dient der Förderung der touristischen Arbeit
innerhalb der Nordkirche und enthält bis zu 4,5 Millionen Euro. (red)