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Petra Remshardt

Kirchenkreis will interreligiösen Dialog stärken

Pastor Michael Hanfstängl und Propst Dirk Süssenbach (v. lks.). (Foto: KKOH/Heinen)

Pastor Michael Hanfstängl und Propst Dirk Süssenbach (v. lks.). (Foto: KKOH/Heinen)

Bild: Petra Remshardt

Neustadt. Am 23. Januar startet der Kirchenkreis Ostholstein eine vierteilige Reihe unter dem Titel „Einführungen in den Islam“. Interessierte sind eingeladen, den Islam kennenzulernen und sich mit der Religion auseinanderzusetzen. Die Reihe soll dazu beitragen, Vorurteile abzubauen, Gemeinsamkeiten zu entdecken und zum Austausch über Unterschiede zwischen dem Islam und dem Christentum anzuregen.
„Die Religionsfreiheit gehört zu Deutschland und ist als Menschenrecht auch eine Errungenschaft der Reformationszeit. Daraus leitet sich für mich auch die Verpflichtung ab, dass sich die großen monotheistischen Religionen in Deutschland in gegenseitiger Wertschätzung und mit wachsender Offenheit begegnen und sich gemeinsam für Frieden, Freiheit, Demokratie und das Gemeinwohl einsetzen“, sagte Propst Dirk Süssenbach, der die Reihe gemeinsam mit dem beim Kirchenkreis für die Ökumene zuständigen Pastor Michael Hanfstängl am Freitag, 10. Januar, im Evangelischen Verwaltungszentrum in Neustadt vorstellte.
Während seines Theologie-Studiums habe eher der christlich-jüdische Dialog im Mittelpunkt des Interesses gestanden, während der Islam eine untergeordnete Rolle gespielt habe, so Süssenbach. Und das, obwohl die drei Religionen durch Abraham als Stammvater miteinander verbunden seien. „Ich merke als Propst deutlich, dass ich hier einen Nachholbedarf habe und freue mich, in dieser Seminarreihe selbst ein Lernender sein zu dürfen“, sagte er.
Los geht es am Donnerstag, dem 23. Januar um 19 Uhr im Gemeindehaus, Kirchenstraße 7. Unter dem Titel „Einführung in den Islam aus muslimischer und christlicher Perspektive“ werden Imam Mounib Doukali, Beauftragter für den interreligiösen Dialog beim Rat der islamischen Gemeinden in Hamburg, und Pastor Dr. Sönke Lorberg-Fehring vom Zentrum für Mission und Ökumene der Nordkirche jeweils über den Islam sprechen - beide aus der Perspektive ihrer jeweils eigenen Religion.
Generell werde Religion in der Gesellschaft zunehmend negativ gesehen, konstatiert Imam Doukali. „Religion wird vermehrt als Ursache für Terror, Gewalt und Unterdrückung sowie als antidemokratisch, diskriminierend, rückständig und menschenverachtend dargestellt und wahrgenommen“, so seine nüchterne Bilanz. „Im interreligiösen Dialog sollen die Gemeinsamkeiten und verbindenden Grundwerte der Religionen die Menschen zueinander führen, um dabei gemeinsam gesellschaftliche Herausforderungen und Probleme auch gemeinsam anzugehen“, wurde der Imam, der wie Pastor Lorberg-Fehring nicht persönlich anwesend sein konnte, seitens des Kirchenkreises zitiert. Lorberg-Fehring, Beauftragter der Nordkirche für den christlich-islamischen Dialog, kritisiert, dass zwar viel über den Islam gesprochen werde aber viel zu wenig mit muslimischen Gläubigen: „Ich freue mich deshalb sehr, mit kompetenten und auskunftsfähigen Muslimen ins Gespräch zu kommen.“
Die zweite Veranstaltung unter dem Titel „Fragen an das Christentum aus islamischer Sicht - Fragen an den Islam aus christlicher Sicht“ findet am Donnerstag, dem 20. Februar um 19 Uhr in Schönwalde im Gemeindehaus, Jahnweg 4, statt. Zu Gast ist dann Abdulgafur Musliu, Leiter der muslimischen Hochschulgemeinde Osnabrück. Der Abend ist als Dialoggespräch geplant, bei dem Pastor Lorberg-Fehring und Pastor Michael Hanfstängl für den am 5. Januar verstorbenen Pastor Prof. Thomas Vogel auf dem Podium sitzen, der als ausgewiesener Kenner des Islam galt und die Konzeption der Reihe mitverantwortet hatte. „Wir hoffen in seinem Sinne zu handeln, wenn wir jetzt trotz seines Todes zu dieser Reihe einladen“, sagte Propst Süssenbach. Seiner Einschätzung nach ist es wichtig, mehr für den muslimisch-christlichen Dialog zu tun, denn immer häufiger begegne er in seinen Gemeinden und in der Gesellschaft Ängsten gegenüber dem Islam. „Ich halte es deshalb für wichtig, zwischen den Grundgedanken des Islam und der Gefahr, die vom Islamismus ausgeht, gut zu unterscheiden“, betonte der Propst.
Bei der dritten Veranstaltung, die am 5. März um 19 Uhr in Burg auf Fehmarn im Gemeindehaus, Breite Straße 47, stattfindet, soll es um die „Geschlechterrollen im Islam anhand ausgewählter Korantexte“ gehen. Canan Bayram, Promovendin an der Akademie der Weltreligionen der Universität Hamburg, will in einem Workshop die Vielfalt der Aspekte des Männer- und Frauenbildes im Islam mit den Teilnehmenden erarbeiten. Pastor Hanfstängl wird die Referentin an dem Abend unterstützen.
Den Abschluss der Reihe bildet eine christlich-muslimische Dialogandacht, die am Sonntag, dem 22. März um 18 Uhr in der Kirche Schönwalde stattfinden wird. Die Andacht wird von Imam Emir Faruk Kayahan, Leiter der Jugendabteilung der islamischen Gemeinschaft Millî Göru¨s Bremen, und Pastor Lorberg-Fehring gestaltet. „Barmherzigkeit im Islam und im Christentum“, so lautet der Titel des Abends, der in diesen Tagen vielleicht noch einmal ganz anders gelesen wird als noch vor wenigen Wochen. „Aus den USA und dem Iran haben uns in den letzten Tagen befremdliche Bilder erreicht. Wir leben - Gott sei es geklagt - in Zeiten mit starken religiösen Spannungen im gesamten Nahen Osten, die auch den Weltfrieden bedrohen“, sagte Propst Süssenbach. Und ergänzte: „Wenn es den Religionen gelingt, im friedlichen Dialog Wege zu- und miteinander zu finden, gemeinsam zu Frieden und Versöhnung aufzurufen, dann ist das auch ein wichtiger politischer Beitrag.“ (red)


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