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Marco Gruemmer

Wenn nicht jetzt, wann dann? - L 57: Erneute Forderung nach einem Radweg von Lensahn nach Schönwalde

Politische Vertreter sowie Einwohner aus Wahrendorf brachten zum Ausdruck, wie wichtig ein Radweg zwischen Lensahn und Schönwalde wäre.

Politische Vertreter sowie Einwohner aus Wahrendorf brachten zum Ausdruck, wie wichtig ein Radweg zwischen Lensahn und Schönwalde wäre.

Wahrendorf. Dass Politik, zumindest in den Augen der Bevölkerung, nicht immer verständlich ist, ist keine nennenswerte Neuigkeit. Wichtige Maßnahmen werden trotz einer hohen Dringlichkeit nicht realisiert. Die Begründungen sind dabei in vielen Fällen nicht nur unverständlich, sondern auch fadenscheinig. Mal sind es fehlende finanzielle Mittel (Stichwort Schuldenbremse), mal ist es ein Kurswechsel mit Prioritätenverschiebung nach einem Regierungswechsel in Kiel, mal wird nur eine touristische Nutzung, mal eine schulische gefördert. Speziell bei verkehrsrelevanten Projekten stellt sich nur allzu häufig die Frage: Muss erst etwas passieren, um die Bedeutung in den Köpfen der Entscheidungsträger zu schärfen? Und welche Reaktion folgt, wenn das Kind sprichwörtlich bereits in den Brunnen gefallen ist?
 
Die L 57 zwischen Lensahn und Schönwalde. Es ist der 24. Oktober gegen 15.45 Uhr. Theresa Lamp fährt die Straße mit dem Fahrrad von Lensahn aus kommend, als sie in Höhe der Bushaltestelle in Wahrendorf von einem Auto touchiert wird und im Zuge des Zusammenpralls die Kontrolle verliert und stürzt. Die Folgen: schlimme Schmerzen, Schulter-OP, eingeschränkte Beweglichkeit. „Nicht der erste Unfall“, wie Anwohner aus Wahrendorf bei einem Ortstermin berichten. Schnell wird deutlich, dass die schnurgerade Straße nur zu gern als Rennstrecke genutzt wird. Die erlaubten 100 km/h auf dem Abschnitt in Höhe Wahrendorf werden von vielen Autofahrern nicht eingehalten. Für Radfahrer lebensgefährlich.
Den beschriebenen Unfall hat Lensahns Bürgermeister Klaus Winter gemeinsam mit seinem Schönwalder Kollegen Hans-Alfred Plötner erneut zum Anlass genommen, noch einmal vehement und mit aller Deutlichkeit die Notwendigkeit eines Radweges von Lensahn nach Schönwalde zu unterstreichen.
 
Die Geschichte dazu ist unendlich. Und auch ein Stück weit paradox, denn die Voraussetzungen zum Bau des sieben Kilometer langen Radweges sind bereits gegeben. Der Grunderwerb ist vollständig abgeschlossen, die Pläne liegen in der Schublade des Landeshauses bereit. Ein positives Signal aus Kiel und die Bagger könnten sofort anrollen. Schon seit 1996 herrscht ein intensiver Schriftverkehr zwischen der Gemeinde Lensahn und der Landeshauptstadt. So hieß es in einem Schreiben des damaligen Verkehrsministers Peer Steinbrück von Oktober 1996: „Der angesprochene Radweg liegt hinsichtlich der Prioritäteneinreihung in der Kategorie, die nach jetziger Einschätzung in etwa um das Jahr 2000 begonnen werden kann.“ Realisierung bis heute, Fehlanzeige! In einem Brief des zuständigen Ministeriums vom 30. Juli 2004 wird die weitere Verzögerung wie folgt begründet: „Der Bedarf des geforderten Radweges ist grundsätzlich erwiesen. Daher ist dieser auch Bestandteil der gültigen mittelfristigen Maßnahmen und Finanzplanung für den Neubau-, Um- und Ausbau von Landesstraßen. Die zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel reichen leider nicht für alle zu realisierenden Radwegeprojekte aus, sodass eine Dringlichkeitsbewertung unvermeidbar ist. Für den Radwegeabschnitt von Schönwalde nach Lensahn besteht im Vergleich nach wie vor nur eine nachrangige Priorität, sodass aus heutiger Sicht ein Baubeginn vor 2008 nicht möglich ist.“ Realisierung bis heute, Fehlanzeige!
 
„Uns läuft die Zeit davon“, sagt Klaus Winter. Die Wirksamkeit eines Planfeststellungsbeschlusses vom 19. Januar 2009 ist nun noch einmal bis 2019 verlängert worden. Sollte bis dahin der Startschuss für den Bau des Radweges noch nicht gefallen sein, alle bislang getroffenen Maßnahmen wären hinfällig und das gesamte Szenario müsste von vorne beginnen. „Sehr zur Freude der Steuerzahler“, wie Klaus Winter mit hörbarem Unterton anmerkte. Auch Hans-Alfred Plötner kann in Anbetracht der wechselnden Aussagen aus Kiel nur den Kopf schütteln. „Wir verteilen an unsere Kinder Badekarten für das Waldschwimmbad in Lensahn. Die Strecke mit dem Fahrrad zurückzulegen, ist kaum noch zu verantworten“, so Schönwaldes Bürgermeister.
 
Mit vor Ort war auch der CDU-Landtagsabgeordnete Peer Knöfler. Als Mitglied des Wirtschaftsausschusses sagte er: „Ich kann, ohne konkretes versprechen zu können, nur gute Argumente für das Radwegebau-Vorhaben liefern.“ Nicht nur Theresa Lamp würde sich sicher über eine positive Nachricht aus Kiel freuen. (mg)


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