Reporter Eutin

Herbstzeit ist Zeit der Wildunfälle

Kreis Plön (sh). In den Herbstmonaten steigt die Zahl der Wildunfälle drastisch an. Im gesamten Kreis Plön kam es im vergangenen Jahr zu 1.552 registrierten Wildunfällen, das macht nahezu 40 Prozent aller Unfälle aus. Das ist ein Anstieg um 7,6 Prozent zum Vorjahr. Die Polizei kontrolliert jetzt in der Herbstzeit wieder verstärkt die Einhaltung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit – vorrangig in Gebieten mit starkem Wildwechsel. Wie an der Kreisstraße 25 zwischen Lebrade und dem Grebiner Kreuz. Hier sitzen Polizeihauptmeister Frank Wehrend und Polizeiobermeister Cord Wachholz in ihrem verstreckten Technikfahrzeug in einer Kurve in den „Kossauer Tannen“, den Monitor stets im Blick. Die beiden Beamten des Polizeibezirksreviers Kiel haben die Messgeräte mitgebracht, da der Kreis Plön keine eigenen hat. Das letzte halbe Jahr waren die Polizisten mit der Flüchtlingsbetreuung beschäftigt, nun besetzen sie wieder die bekannten Blitzerstandorte. Aufgrund der drei Fernsehteams und vieler Journalisten, die mit ihren Kameras am Straßenrand standen, bremste manch ein Autofahrer rechtzeitig ab und entging dem roten Blitz. „Diese Nebenstrecke von Lütjenburg nach Kiel wird stark befahren – hier gibt es viele Verstößen trotz des starken Wildwechsels“, erklärt Cord Wachholz. Vor allem in den frühen Morgenstunden und der Abenddämmerung kreuzen Tiere wie Damwild, Wildschweine und Rehwild die Straßen. Wenn die Fahrbahn dann zusätzlich noch nass ist, lässt sich ein Zusammenprall mit Wild leider nicht immer verhindern. Der Revierleiter des Plöner Polizeireviers Michael Martins kollidierte selbst kürzlich auf der B76 bei den zulässigen 80 km/h mit einem Wildschwein: „Gerade, wenn Warnschilder „Achtung Wildwechsel“ und der Damhirsch mit „Vorsicht! Starker Wildwechsel!“ sowie blaue Reflektoren an den Leitpfählen auf eine gefährliche Stelle hinweisen, sollten Autofahrer die Geschwindigkeit bewusst reduzieren.“ Reduzierte Geschwindigkeit reduziert auch Unfallverfolgen. Springt ein Tier auf die Straße, heißt es: Ruhe bewahren, kontrolliert bremsen und abblenden. Riskante Ausweichmanöver sollten vermieden werden, denn sie erhöhen das Risiko eines Unfalls mit anderen Fahrzeugen. „Wild überquert häufig im Rudel die Straße, einem Reh können also durchaus weitere folgen“, gibt Hermann Ehlert zu bedenken. Der Forstmann im Ruhestand betreute 33 Jahre lang den Wald zwischen Lebrade und Grebin. „Der Kreis Plön ist das wildreichste Gebiet Deutschlands. Jetzt ist die Zeit der Damwildbrunft. Auch durch den verstärkten Maisanbau verlassen die Tiere ihre natürliche Deckung – das ist wie ein Schlaraffenland.“ Die heutigen Maissorten schmecken den Tieren besser als die früheren bitteren Sorten. Auf Freiflächen begegnet Autofahrern mehr Rehwild, von dem im vergangene Jahr rund 600 Tiere unter die Räder kamen. Dazu kamen über 200 Damwild und fast 100 Wildschweine, dazu viele weitere Wildtiere. Ist es trotz aller Vorsicht zu einem Wildunfall gekommen, sind Warnblinker einzuschalten und das Warndreieck aufzustellen, erklärt Michael Martins. „Die Warnweste ist mittlerweile auch Pflicht. Und Vorsicht beim Verlassen des Wagens!“ Wichtig ist, den zuständigen Jäger zu informieren, der das verletzte Tier von seinem Leid erlöst. Hier hilft der Notruf 110 – auch wenn das Wildtier tot ist – denn seit Einführung der Jagdsteuer ist die Jägerschaft nicht mehr zur Entsorgung von Fallwild bereit. „Das übernimmt die Straßenmeisterei“, so Martins. „Außerdem sollte man verletzte Tiere nicht anfassen – das kann lebensgefährlich sein. Und wer ein totes Tier mitnimmt, macht sich der Wilderei schuldig.“ In den „Kossauer Tannen“ besteht das ganze Jahr über Tempo 50. Bis 11 Uhr am Freitagmorgen wurden 87 Fahrzeuge gezählt, 20 Prozent von ihnen waren zu schnell unterwegs. Sie werden alle in 14 Tagen Post von der Ordnungswidrigkeitenstelle Neumünster erhalten – so wie der Fahrer, der mit 70 km/h an diesem Morgen der Spitzenreiter war.


Weitere Nachrichten aus Plön/Preetz

UNTERNEHMEN DER REGION

Meistgelesen