Reporter Eutin

„Hier bin ich Mann, hier darf ich sein“

Plön (vg). Sie sind traditions- und heimatverbunden, durchaus aufgeschlossen für Neuerungen, lassen sich vom Zeitgeist aber nicht in ihren Grundfesten erschüttern: Für die Mitglieder der Plöner Schützengilde von 1621 ist eine Öffnung für Frauen tabu. Dass die altehrwürdige Vereinigung auch in Zukunft ein reiner Männerclub bleibt, daran lässt Ältermann Stefan Meyer keinen Zweifel: „Hier bin ich Mann, hier darf ich sein – das ist für uns die Basis“, betonte er im Pressegespräch zum diesjährigen Gildefest, das am Freitag, 11. Juli, über die Bühne geht.

Für die rund 120 Gildebrüder ist diese Frage aber auch überhaupt kein Thema. Das „Männernetzwerk“ ist ein wesentlicher Aspekt des Gildelebens, an dem nicht gerüttelt wird. Dort, wo es angebracht ist, sich anzupassen, wird es auch getan. „Wir drehen immer wieder an kleinen Stellschrauben und haben mit der Verlegung des Festtages von Mittwoch auf Freitag 2019 sogar eine große Kuh geschoben“, sagt Meyer. Seit Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Gildefest mittwochs gefeiert, weil es für meisten Kaufleute ohnehin nur ein halber Arbeitstag war. Das passt natürlich nicht mehr in die heutige Zeit“, so Meyer. Und trotzdem bleibt das Bürgervogelschießen eine seit Jahrhunderten Plön prägende Veranstaltung, die traditionsbewusst, aber eben auch zeitgemäß begangen wird.

Los geht es bereits am Donnerstag, 10. Juli: Auf dem Wentorper Platz vor dem Kreismuseum wird der neue „Papagoy“, der hölzerne Vogel, auf den später geschossen wird, um 16.30 Uhr unter den Klängen des Förde-Blasorchesters aus Kiel vorgestellt. Dann folgt der Marsch mit Blasmusik und dem Vogel auf einem Trecker zum Festplatz Düvelsbrook an der Rodomstorstraße/Höhe Parnaßweg, wo die Vogelstange gerichtet wird. „Die Plöner sind eingeladen, uns zu begleiten und auf dem Festplatz noch Bratwurst, Bier und Musik zu genießen“, sagt Major Helge Wiederich vom Gildevorstand.

Von der Plöner Schützengilde ist am Donnerstag zunächst nur eine Fahnenabordnung mit dem Offizierskorps dabei. Die versammelte Truppe in Gänze tritt erst am Freitagmorgen vor dem Rathaus an: Bis 8.30 Uhr treffen die Gildebrüder auf dem Platz vor dem Rathaus am Schlossberg ein. Im Rathaus empfangen die Stadtoberhäupter die Gilde, gegen 9 Uhr setzt sich der Tross dann Richtung Düvelsbrook in Bewegung. „Zwischenstopps legen wir an der Rodomstorschule und am Seniorenheim am Parnaßturm ein. Für die Schüler und Senioren spielt das Orchester dann Ständchen“, erläutert Stefan Meyer.

Um 10.30 Uhr beginnt für die geladenen Gäste und Gildebrüder das Gildefrühstück mit den traditionellen Reden auf König, Gilde und Heimat. Gegen 13 Uhr startet das Schießen mit einläufigen Flinten auf den Papagoy. Dann gilt es, vom Vogel die Federn und Insignien abzuschießen und am Ende auch den Rumpf von der Stange zu feuern. Wer die Insignien trifft, erhält später Silberpreise. Und wer am Ende König wird, entscheidet die vom Major verwahrte Schießliste.

Doch bis die neue Majestät gegen 21 Uhr proklamiert wird, steht zunächst ab 15 Uhr ein buntes Volksfest für jedermann auf dem Programm, bei dem die Gilde unter anderem von DLRG, TSV Plön und Jugendfeuerwehr unterstützt wird. Auf dem Festplatz gibt es dann Kinderspiele für die jüngsten Besucher, die älteren können sich am Luftgewehr- und Laserschießen beteiligen, bei denen es auch Preise zu gewinnen gibt. Für das leibliche Wohl ist natürlich ebenfalls bestens gesorgt. Um 19.30 Uhr versammelt sich die Festgesellschaft schließlich in der Festhalle, wo zunächst die besten Schützen und der Königsschütze geehrt werden, das Königsbier angestochen und die neue Majestät ausgerufen wird. Daran schließt sich der Ausmarsch des Gildetrosses an, denn das neue Königspaar und die Blasmusik werden zum Ausklang des Festtages am Rathaus erwartet.

König zu werden, dürfte für die meisten Gildebrüder ein echter Traum sein. Der zweite Ältermann Torben Martens jedenfalls schwärmt noch immer von seiner Proklamation 2013: „Man wird ein Stück weit Teil der Stadtgeschichte und reiht sich in die Riege der Männer ein, die sich schon vor 400 Jahren in diese Liste eingetragen haben.“ Die Majestät hat dann selbst in der Hand, wie sie das Königsjahr gestaltet und kann dem Gildeleben seinen individuellen Stempel aufdrücken. So, wie es in den vergangenen zwölf Monaten König Mark Westerwelle und seine Königin Gabi getan haben.

Wer einen Blick auf die historischen Fahnen und den Silberschatz der jahrhundertealten Plöner Schützengilde sowie auf die Preise für die diesjährigen Wettbewerbe werfen möchte, kann schnell noch in die Schaufenster der Förde Sparkasse gucken. Dort sind die Gegenstände ausgestellt.
Festablauf 2025

Donnerstag, 10. Juli

16.30 Uhr:    „Der neue Papagoy“ kommt in die Stadt; Blasmusik auf den Wentorper Platz; Marsch mit Musik und Fahnenabordnungen zum Festplatz Düvelsbrook

Freitag, 11. Juli

6 Uhr:     Sammeln der Gildebrüder und Abmarsch der Fahnenabordnungen mit Blasmusik vom Marktplatz

bis 8.30 Uhr: Eintreffen aller Gildebrüder auf dem Museumsvorplatz

9 Uhr:     Majestät grüßt die Gilde und Ehrengäste am Rathaus, anschließend Ausmarsch der Gilde mit Blaskapelle zum Festplatz

10.30 Uhr:    Begrüßung zum Festkommers in der Festhalle; später Eröffnung des Schießens

15 Uhr:    Öffentliches, buntes Programm für Jung und Alt und Kinderspiele, Luftgewehrschießen (ab 14 Jahren) und Laserschießen für alle

15.30 Uhr:    Zeit für Kaffee und Kuchen

18 Uhr:    Gewinner der Schießpreise des Luftgewehr- und Laserschießens

19.30 Uhr:    Alle versammeln sich in der Festhalle und ehren die besten Schützen und den Königsschützen

21 Uhr:    Proklamation des neuen Königs


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