Störche zwischen „Hui und Pfui“
Kreis Plön (dif). Die KSV Holstein bekommt in die Spielzeit 2025/26 einfach keine Linie. In der 2. Fußballbundesliga lieferte man Spiele wie gegen den Karlsruher SC (3:0), beim FC Schalke (1:0), in Fürth (2:0) oder jüngst im Pokal beim VfL Wolfsburg (1:0) ab, wo der Fan sieht „es geht doch“, um dann kurz darauf Spiele wie gegen Bochum (1:1), Bielefeld (0:2) oder nun Münster (1:2) hinterherzuschieben. Beim jüngsten Auftritt bei den Preußen startete das Team um Trainer Marcel Rapp durchaus stark und hatte das Duell fest im Griff. Folgerichtig ging man durch Adrian Kapralik nach achtzehn Minuten verdient in Führung. Dann folgte der Bruch und das Spiel sollte in Halbzeit zwei im Verwaltungsmodus austrudeln. Dieses Vorhaben ging gründlich schief, denn die Hausherren schlugen durch einen Strafstoß und einen abgefälschten Flachschuss in den Minuten 60 und 77 zurück. Davon erholten sich die Störche nicht mehr, auch wenn sie selbst - mit etwas mehr Glück - durch Alexander Bernhardsson noch hätten in Führung gehen können. Doch sein Treffer wurde wegen Abseits vom Video-Assistenten einkassiert. Einmal mehr also kein Sieg für den Bundesligaabsteiger, der in der Tabelle immer weiter nach unten gereicht wird. Ganz krass gesagt: Nun heißt es nicht mehr Aufstiegshoffnung oder Bundesligarückkehr, nun muss man den Fall in Liga drei erst einmal vermeiden. In Kiel am Mühlenweg ist aktuell kaum etwas Positives zu erkennen, sieht man vom wirklich guten Match beim VfL Wolfsburg vergangene Woche einmal ab. Dort zeigten die Störche eine engagierte Leistung und hätten weit höher als mit 1:0 (Tor: Bernhardsson per Elfmeter) siegen können. Der Bundesligist und Gastgeber konnte über die gesamten neunzig Minuten kaum Gefährliches zustande bringen und blieb weitgehen harmlos. Warum diese Form nicht drei Tage später mit nach Münster genommen werden konnte, bleibt ein Rätsel. Dort schien ein komplett anderes Team am Werk zu sein. Aber wo ist in Kiel anzusetzen? Die Anhänger stehen weiter zu ihrer KSV, gleich 2000 reisten unter der Woche abends nach Wolfsburg mit, haben aber auch nicht endlose Geduld. Trainer Marcel Rapp, der die Kieler ja in die Bundesliga führte, steht noch nicht zur Debatte und sollte nach den Leistungen der Vergangenheit auch noch ein wenig Kredit haben. Sportchef Olaf Rebbe muss sich da schon eher die Frage stellen, ob er den richtigen Kader für seinen Coach bereitgestellt hat. Schon jetzt sollen Winterkäufe nicht ausgeschlossen sein. Die Neuzugänge Jonas Therkelsen oder Kasper Davidsen blieben bisher vieles schuldig und konnten kaum Akzente setzen. In zu vielen Duellen sind sie über den Status „Mitläufer“ nicht hinausgekommen. In Sachen Kreativität fehlt es in Kiel, gesucht wird weiter ein Spieler, der das berühmte Heft des Handelns mal in die Hand nehmen kann, wenn es nicht so läuft. Der Nachfolger eines Lewis Holtby oder Shuto Machino ist noch nicht gefunden. Keeper Jonas Krumrey hat sich nach einigen Wacklern am Anfang zu einer guten Nummer eins entwickelt. An ihm liegt der schlechte Tabellenstand nicht, zudem man mit Timon Weiner eine starke Nummer zwei in der Hinterhand hätte. In Wolfsburg bewies er, dass auf ihn jeder Zeit Verlass ist. Bei dem aus Osnabrück gekommenen Marcus Müller vermisst man die Torgefahr. Mehr als der „Wühler um den Elfmeterpunkt“ konnte man noch nicht erkennen. Für den ausgeliehenen und zurück geholten Niklas Niehoff scheint die Liga zwei eine Staffel zu hoch zu sein. Auch wenn der Angreifer nur auf Kurzeinätze kam, empfehlen konnte er sich nicht. Neben Krumrey hebt nur noch Adrian Kapralik das Niveau der Neuverpflichtungen. Der Angreifer zeigt sich ball-und-treffsicher, schnell und kämpferisch gut. Hier ist der KSV ein guter Griff gelungen. Zuwenig aber, sieht man auch, dass Akteure wie Magnus Knudsen, Lasse Rosenboom oder Marko Ivezic leistungsmäßig einen Schritt zurück gemacht haben. Vom Trio kommt kaum etwas, alle drei bleiben zu unauffällig. Das Problem an der Förde ist weiter die schwache Offensive. Nach elf Spieltagen stehen gerade einmal zwölf eigene Buden auf der Habenseite. Viel zu wenig natürlich. Warum ein Phil Harres nur wenig Spielzeit bekommt, ist vielen Anhängern ein Rätsel. Zu Bundesligazeiten war der Ex-Homburger bei seinen 23 Einsätzen immerhin achtmal erfolgreich. Keine so schlechte Bilanz. Nun geht es am kommenden Sonntag gegen Fortuna Düsseldorf. Dass diese Paarung ein Duell zweier Mannschaften aus den unteren Tabellenregionen sein wird, konnte man sich vor der Spielzeit kaum vorstellen. Auch die Fortuna hat bisher eine „verwachste“ Serie hingelegt und muss am Mühlenweg unbedingt punkten. Der Verlierer des Matches geht harten Zeiten entgegen.