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Marlies Henke

Jedes Kind darf so trauern, wie es will - Hospizinitiative Eutin startet mit neuer Trauergruppe für Kinder und Jugendliche

Maren Kell, Sabine Kayser, Christine Naujoks und Marita Himmel sind die Trauerbegleiterinnen für Kinder und Jugendliche der Hospizinitiative Eutin – sie bieten ab sofort neue Trauergruppen für Kinder an, sie gehen aber auch in Familien und begleiten durch Sterbephasen, zur Beerdigung und durch die Trauer.

Maren Kell, Sabine Kayser, Christine Naujoks und Marita Himmel sind die Trauerbegleiterinnen für Kinder und Jugendliche der Hospizinitiative Eutin – sie bieten ab sofort neue Trauergruppen für Kinder an, sie gehen aber auch in Familien und begleiten durch Sterbephasen, zur Beerdigung und durch die Trauer.

Eutin. Stirbt jemand aus dem nahen Umfeld eines Kindes, gar ein Elternteil, wissen viele Erwachsene nicht, wie sie damit und vor allem mit dem Kind umgehen sollen – noch schwieriger allerdings, und das übersieht man schnell, ist es für das Kind. Es verliert jemanden, den es lieb hatte – ein Schulfreund oder Oma, Opa, vielleicht sogar Mama, Papa oder ein Geschwisterkind. Wie soll man denn damit umgehen, wenn man jung ist, vielleicht nicht mal weiß, was Tod bedeutet? Sich nicht verabschieden, den Tod des geliebten Menschen be-greifen darf? Und um einen herum flüstern alle nur noch, es wird von „eingeschlafen“, „von uns gegangen“ gesprochen – dabei will man eigentlich nur wissen, was da passiert ist und wieso. Und was man jetzt machen soll?
 
Diese Fragen und noch viele mehr werden in den neuen Trauergruppen für Kinder und Jugendliche der Hospizinitiatiove Eutin beantwortet – ausgebildete Trauerbegleiterinnen helfen dabei, den Tod eines nahen Menschen zu begreifen, um ihn zu trauern, „denn das darf man“, sagt Christine Najoks, eine der vier Trauerbegleiterinnen, „und zwar genau so, wie man das braucht. Man darf weinen, muss aber nicht – man darf sogar lachen und fröhlich sein. Man darf sich erinnern und von dem Toten sprechen. Jedes Kind darf trauern, wie es will.“
 
Vor vielen Jahren bereits hat die Hospizinitiative eine Trauergruppe für Kinder und Jugendliche angeboten, konnte sie dann wegen räumlicher Probleme nicht fortführen – „wir haben Familien, vor allem Kinder und Jugendliche aber weiterhin im häuslichen Rahmen begleitet“, erklärt Marita Himmel, „und das tun wir auch nach wie vor. Aber manches ist einfacher in einer Gruppe.“ Und da die neuen Räume der Hospizinitiative in der Albert-Mahlstedt-Straße/Ecke Peterstraße die Arbeit mit Trauernden nicht nur erlauben, sondern durch ihr freundliches Ambiente, die Helligkeit und Größe geradezu prädestiniert dafür sind – ebenso übrigens wie die vier zertifizierten Trauerbegleiterinnen für Kinder und Jugendliche Maren Kell, Sabine Kayser, Christine Naujoks und Marita Himmel – kann die Hospizinitiative ab sofort wieder trauernden Kindern und Jugendlichen zwischen fünf und 16 Jahren altersgerechte Trauergruppen anbieten.
 
„Dabei ist es ganz egal, wer gestorben ist“, sagt Marita Himmel, „ein Elternteil, jemand aus der Familie, Bekannte oder Freunde – und es spielt auch keine Rolle, wie lange das her ist.“ Denn Trauer bleibt – und wenn die Familie, Freunde und Bekannte versuchen, den Tod von Kindern fernzuhalten, um sie vermeintlich zu schützen, hilft das nichts. Wichtig ist Normalität – „normaler Umgang mit den Kindern, den brauchen sie“, weiß Marita Himmel, „deswegen gehen wir auch in Schulklassen, um den Kindern nahezubringen, dass der Umgang mit dem Tod zum Leben gehört und dass sie mit Klassenkameraden oder Freunden, bei denen ein geliebter Mensch gestorben ist, ganz normal umgehen können.“
 
Jedes Kind trauert unterschiedlich. Umso wichtiger ist auch die Trauerarbeit in der Gruppe, denn so machen die Kinder die Erfahrung, dass sie gar nicht alleine sind in der Situation – und schon gar nicht schuld daran, dass Mama, Papa, Oma oder Opa nicht wiederkommen. Denn oftmals geben sie sich aus den irrationalsten Gründen selber die Schuld am Tod – oder sie fühlen sich minderwertig, weil sie nur nur ein Elternteil haben. „Und das erzählen sie erstmal niemandem“, so Sabine Kayser, „sie erzählen auch nicht, wie traurig sie sind.“ Genau deswegen brauchen die Kinder jemanden, der ihnen dabei hilft, der sie begleitet – und das ist, gerade wenn ein Elternteil gestorben ist, nicht der verbleibende Elternteil“, macht Marita Himmel deutlich, „denn das Kind sieht, wie traurig auch Mama oder Papa sind, da will es nicht, dass sie auch noch seine Trauer tragen müssen.“
 
Dem wuscheligen Hund, der schüchternen Schnecke, dem fürchterlichen Drachen lässt sich sowas doch viel besser anvertrauen – Handpuppen, viele (Bilder-)Bücher und Spiele erleichtern den Zugang zu den trauernden Kindern. „Wir basteln und spielen, malen und machen Musik“, lacht Christine Naujoks, „da kommt man ganz leicht ins Gespräch – ganz viel Tun, ganz viele Gespräche und auch Erinnerungen sind wichtig.“ Das lässt die Trauer nicht vergehen, das soll es auch gar nicht – aber es lindert sie und macht vieles ein bisschen klarer und leichter.
Die Trauergruppen sind kostenlos – Anmeldungen sind unter 04521 – 401882 möglich, der Anrufbeantworter wird regelmäßig abgehört. (ed)


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