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Reporter Eutin

Vogelkunde: Über die Streitkultur der Vögel

Eutin (t). „Mir schwillt der Kamm”, möchte vielleicht der Eine oder Andere von uns gestehen, wenn beispielsweise in der Famlie ein Streit ausbricht. Anlässlich solcher Gedanken fragt man sich, woher diese Redewendung - losgelöst von diesem Thema - eigentlich kommt. Es tut sich dem Fragenden die Beobachtungen im Hühnerhof auf, in dem manchem Gockel die Präsenz eines Rivalen missfällt. Da dieser unglücklicherweise gerade auch noch hervorragend “in Saft und Kraft” steckt, ausgedrückt durch seinen gut durchbluteten, “geschwollenen” Hautlappen auf dem Kopf, seinem Kamm, nimmt er sich seinen Rivalen kämpferisch “zur Brust”.
Diese zum Kampf bereiten Hähne wurden seit 3000 Jahren von fast allen Völkern der Erde zu traditionellen Hahnenkämpfen “genutzt”; es entwickelten sich in regionalen Kulturen daraus traditionell sportliche Wettbewerbe, die dann in der neuen Zeit oft zu gesetzlich verbotenen Glückspielen eskalierten und wegen der Tierquälerei verfolgt wurden - sie endeten meistens mit dem Tod eines der kämpfenden Rivalen.
Falls Vögel sich in der Natur streiten, geht es in der Regel während der Balz um eine Partnerin, die es kämpfend zu gewinnen gilt; der Hahn hat nach der Mauser sein Prachtkleid angelegt, flötet sein Revieranspruchslied oder zeigt auffälliges Verhalten in Form einer Körpersprache. Selten sind männliche Kämpfe in der Vogelwelt aber auf die Verletzung oder gar den Tod des Gegners ausgerichtet.
So vollzieht eine Watvogelart auf traditionellen Plätzen der Küste, die sogar Arenen genannt werden, sogenannte Schein- oder Schaukämpfe, die sich aus federsträubendem Drohen, aus einem lebhaften Gerenne ohne erkennbares Ziel und aus kurzen Luftsprüngen zusammensetzen; deren Akteure werden daraufhin Kampfläufer genannt - ihr wissenschaftlicher Name “Philomachus pugnax” ( griechisch : Jemand, der gerne kämpft, lateinisch : kampflustig ).
Anlässlich eines Kampfes um die Verteidigung der Brut kann es dann schon `mal ernster zur Sache gehen, steht doch das Leben der Nachkommen und deren Verteidigung zur Disposition. Eine auf der Nahrungssuche ruhig ihre zehn Küken durch die Schilfzone führende Stockente kann zu einem erregten Angriff starten, falls sich eine Silbermöwe eines ihrer Nachkommen greifen möchte.
Auch der Brutplatz selbst muss in den Kolonien zahlreicher Meeresvögel zunächst erkämpft und dann verteidigt werden, gilt es doch einerseits den gegenseitigen Schutz durch die Vielzahl der eigenen Art zu nutzen, aber andererseits dann auch die Nähe zu tolerieren, die im rücksichtslosen Kampf um Nahrung und andere Ressourcen im täglichen Miteinander keine Beachtung findet.
In großen Ansammlungen von Gänsearten, die auf dem Grünland zunächst friedlich grasen, entsteht bei unseren Beobachtungen plötzlich wie aus “dem heiteren Himmel” und aus dem anscheinenden Nichts heraus eine Unruhe, die sich durch einen kurzen, aber heftigen Streit einzelner Individuen ausdrückt, der sich durch gegenseitiges Anzischen und flügelschlagenden Angriff zeigt - und sofort kehrt danach wieder Ruhe ein. Da offensichtlich für solches Verhalten keine Ursache von uns zu erkennen ist, spricht man von einem “Übersprungsverhalten”, das auch wir Menschen kennen, wenn wir nervlich strapaziert sind und bei unserem Gegenüber unberechtigterweise den Frust abladen müssen.


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