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Malente-Lütjenburg – innovativ wie Nürnberg-Fürth?

Bad Malente-Gremsmühlen (wh). Viele MalenterInnen erinnern sich noch an lustige Fahrten mit der nostalgischen Kleinbahn „Hein Schüttelborg“ vom Malenter Bahnhof in Richtung Lütjenburg bis zur Brunskoppel. Man saß in zwei offenen Güterwagen auf Bänken, ließ sich den Fahrtwind (mit Waldluft gemischtem Dieselqualm) um die Nase wehen und musste sich hin und wieder vor herabhängenden Ästen und Zweigen ducken. Hein Schüttelborg fährt längst nicht mehr, aber die Strecke gibt es noch. Sie ist dank aufwendiger Befreiung von Gestrüpp im Jahre 2011 immer noch durchgängig bis Lütjenburg befahrbar, und es gibt konkrete Pläne zur Wiederbelebung der Strecke. Der altmodische Frosch namens „Hein Schüttelborg“ wird sich – wenn das Vorhaben gelingt – in einen modernen Prinzen „Hein Lüttenborg“ verwandelt haben.

Indes - einen ICE wird man auf der revitalisierten Strecke nicht entlang„heizen“ sehen, sondern umweltfreundliche und gemächliche Gefährte, wie bei einer Pressekonferenz direkt an der stillgelegten Schiene am Bahnhof Malente zu erfahren war. Die Reaktivierungspläne der Strecke Malente-Lütjenburg sowie bereits erreichte Fortschritte nahmen bei dieser Gelegenheit sehr deutlich Gestalt an. Am oberen Ende verschiedener Entwicklungsstufen soll eine emissionsfreie, solarstrombetriebene Tram die 17 Kilometer lange Strecke im zunächst touristischen, dann öffentlichen Personen-Nahverkehr befahren. Leit- und Sicherungstechnik, Bahnübergangstechnik sowie autonomes Fahren soll in Zusammenarbeit mit Hochschulen erforscht und verwirklicht werden.

Dirk Schrödter, Chef der Staatskanzlei der Landesregierung, sowie der Preetzer CDU-Landtagsabgeordnete Tim Brockmann hatten sich erfolgreich dafür eingesetzt, dass jetzt im Haushaltsplan 50.000 Euro für die Reaktivierung der Bahnstrecke ausgewiesen sind. Mit Verweis auf die historische erste deutsche Eisenbahnstrecke Nürnberg-Fürth sagte Schrödter: „Es wäre schön, wenn man in 150 Jahren sagen würde, mit Malente-Lütjenburg wurde ein neues Zeitalter der Schienentechnologie eingeläutet.“ Er dankte dem Verein Schienenverkehr Malente-Lütjenburg e.V. (SML) für dessen unermüdlichen Einsatz und die einmalige Chance, dass hier in Malente innovative Zukunftstechnik in kleinem Maßstab erprobt werden könne.

Von bundesweiter Relevanz des Projekts und der Notwendigkeit, Schiene und Bus zu vernetzen, sprachen Sven Ole Ratjens und Professor Heiner Monheim vom Verein SML. Sie äußerten sich zuversichtlich, nach Überwindung mancher Hindernisse auf einer langen Strecke, das Ziel zu erreichen. Es sei viel geschehen, zum Beispiel die Gründung einer „Hein Lüttenborg Bahnstreckenverwaltungsgesellschaft mbH“, die kurz vor dem Erwerb der Bahnstrecke von der Mittenwalder Eisenbahngesellschaft stehe, unterstützt beim Kauf u.a. durch die Professor-Werner-Petersen-Stiftung. Deren Vorstandsmitglied Prof. Dr. Reinhard Koch zeigte sich überzeugt, dass die 1892 gebaute Bahnstrecke in unserem Jahrhundert eine technologische Renaissance erfahren werde.

Die ersten Draisinen könnten vielleicht schon im Mai auf der Strecke von Malente nach Lütjenburg und zurück rollen, sagte Ratjens. Darüber freuten sich sowohl die Malenter Bürgermeisterin Tanja Rönck, als auch Dirk Sohn, ihr Kollege vom anderen Ende der Strecke, der sagte: „Die Lütjenburger haben immer an die Wiederbelebung dieser Strecke geglaubt.“ Es sei gut, dass dieser Wunsch durch eine umweltfreundliche Technologie erfüllt werde, ergänzte Bürgermeisterin Rönck.


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