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Reporter Eutin

Ostholsteiner Omas gegen Rechts suchen Verstärkung

Bild: E. Dörrhöfer

Eutin (ed). Zulassen, dass rechtes Gedankengut die Gesellschaft überflutet, dass Ausgrenzung, Rassismus, Populismus und Sexismus selbstverständlich werden, das ist nicht die Sache der Omas gegen Rechts. In ganz Deutschland bilden sie sich, die Gruppen gestandener Frauen in den besten Jahren, laufen bei Demos gegen Rechts und bei den Fridaqys for Future mit, sind nicht länger still sondern tun aktiv etwas gegen rechte Tendenzen, gegen Ausgrenzung und Hass und für eine Zukunft für unsere Kinder und Enkelkinder. Seit rund einem Jahr gibt es auch in Ostholstein Omas gegen Rechts – sie treffen sich immer am ersten Donnerstag im Monat um 15 Uhr im Offenen Wohnzimmer von Analog 6.8 in der Albert-Mahlstedt-Straße 6-8 – und um noch mehr tun zu können, suchen sie Verstärkung, die gern auch aus dem Kreis Plön kommen darf.
Um es gleich klarzustellen, sagt Karen Schmidt, eine der Ostholsteiner Omas gegen Rechts, „man muss keine Enkelkinder mitbringen, um bei uns mitzumachen. Es reicht, eine gestandene Frau mit gesundem Menschenverstand zu sein und was gegen Rechts zu haben.“ Gegründet hat die Ostholsteiner Omas die Oma, die auch die Omas gegen Rechts im Herzogtum Lauenburg ins Leben gerufen hat. „Sie war mit einem Omas gegen Rechts-Schild bei der Gegenbewegung gegen die Montagsspaziergänge unterwegs“, erzählt Sigrid Andersen, „da waren wir auch und haben sie gesehen. Das hat unser Interesse geweckt und wir haben losgelegt.“ Gemein haben die etwa sechs „Omas“, dass sie eine Veränderung in der Gesellschaft bemerken, erzählen sie, dass alles etwas nach rechts rückt. Und dagegen wollen sie etwas tun – sich dagegen positionieren.
Gegen scheinbar lapidare Sätze wie „Die nehmen uns alles weg.“ Oder die Nicht-Willkommenskultur gegen geflüchtete Menschen – „viele bekommen erst gar keine Chance, dabei sind diese Menschen eine echte Bereicherung für uns“, sind die Omas sich einig und sehen auch die Gründe für diese Ablehnung und den Populismus, der sie noch schürt. Eben dagegen wollen sie etwas tun: „Wir finden es schlimm, dass so viele Menschen Angst haben, Fremden zu begegnen“, sagt Sigrid Andersen, „dass man Angst hat vor „den Flüchtlingen“, dass ganze Dörfer sich dagegen wehren, dass geflüchtete Menschen dort wohnen.“ Das werde zusätzlich befeuert von den Parolen rechter Parteien: „Was wollen die hier? Die nehmen uns alles weg! und: Die betreiben doch nur Sozialtourismus, heißt es dann“, so Karen Schmidt. Krieg, Hungersnot, Erdbeben, Dürre, ein Leben ohne Perspektive – die Gründe, aus denen Menschen flüchten, ein komplett neues Leben beginnen in einem anderen Land, mit einer anderen Sprache, Kultur, Menschen, sind so verschieden, die Hindernisse aber immer gleich hoch. „Und mal ganz im Ernst“, sagt Karen Schmidt und spricht damit sicher allen Eltern aus der Seele: „Wenn ich wüsste, dass mein Kind in meinem Heimatland keine Chance auf eine gute Zukunft hat, würde ich es auch in einem anderen Land versuchen.“
Ganz aktuell sei die Hetze gegen die Menschen, die vor dem Krieg aus der Ukraine flüchten – „dann hört man Sachen wie: Die fahren mit ihren dicken Autos hier rum und kriegen es vorn und hinten reingesteckt, und meine Mutter hat nur eine kleine Rente. Total irrationale Ängste, das sind Dinge, die nichts miteinander zu tun haben“, ist Sigrid Andersen zu recht sauer. „Und dagegen wollen wir was tun – und wenn wir nur mit den Menschen reden, von denen wir sowas hören, und ihnen erklären, wie irrational das ist.“ Um hier mit noch schlagkräftigeren Argumenten gerüstet zu sein, haben die „Omas“ bereits ein Seminar „Was tun gegen rechts?“ besucht und sind noch fitter im Argumentieren gegen Rechts geworden. Ihr klarer Vorteil sei es, gestandene Frauen im besten Alter zu sein, die im Regelfall in der Gesellschaft immer unsichtbarer werden – aber sie sind auch Frauen mit Lebenserfahrung, die etwas zu sagen haben. „Diese Unsichtbarkeit wollen wir ändern, deswegen stehen wir auf, werden sichtbar und machen auf Mißstände aufmerksam, wenn wir sie sehen“, sagt Sabine Hiebenthal.
Dazu gehören auch die Ursachen, die zu fremden- und damit demokratiefeindlichen Äußerungen führen – das sei Unwissenheit zum Einen: „Viele haben gar keinen Kontakt zu diesen „Fremden““, weiß Alice Maas, „sie wissen gar nichts über diese Menschen und die Gründe, aus denen sie ihre Heimat verlassen mussten.“ Zum Anderen sei es die soziale Ungerechtigkeit, die Schere, die immer weiter auseinanderklaffe – so viele Menschen hätten kaum genug zum Leben, „und das schürt Neid: Wieso kriegen die was?“, ergänzt Sigrid Andersen. „Die nehmen uns doch was weg! Und da springen wir ein und klären auf, setzen das ins richtige Verhältnis.“ Auch die Kopftuch-Diskussion sei immer wieder an der Tagesordnung – wieso passen die sich nicht an? fragten viele. „Als hätte Anpassung was mit einem Kopftuch zu tun! Der Mensch ist doch wichtig. Aber: Wir haben alle unsere Vorurteile“, sagt Sabine Hiebenthal, „wir müssen nur unsere Schubladen ein bisschen auflassen, damit sie wieder rauskönnen.“
Omas gegen Rechts treten ein für DEMOKRATIE – für Dialog, Engagement, Mut. Offenheit, Kooperation, Respekt, Akzeptanz, Toleranz, Integration und Empathie. Und wer da nicht länger still und zuhause bleiben sondern mitmachen will, ist herzlich willkommen immer am ersten Donnerstag im Monat, das nächste Mal am Gründonnerstag, dem 6. April um 15 Uhr im Analog 6.8 in Eutin oder meldet sich für Informationen gern unter OmasGegenRechtsOH@freenet.de.


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