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Reporter Eutin

So versteht jeder die Regeln!

Malente (ed). Ganz klar: Ein Bild sagt einfach mehr als tausend Worte. Vor allem, weil Erwachsene Regeln immer schrecklich kompliziert formulieren, wer soll sich das denn alles merken? Im AWO Kinderhaus in Malente war das die perfekte Aufgabe für die zehn Kindervertreter, Schulkinder aus den Weltenentdecker- und Regenbogenentdeckergruppen, demokratisch von allen Kindern gewählt und dazu da, Probleme anzusprechen und zusammen mit den ErzieherInnen zu lösen. „Wir sagen den Großen Bescheid, wenn was kaputt ist oder was passiert ist“, erklärt Filippa, „und helfen dann, das zu klären.“ Alle zwei Wochen findet eine Konferenz der Kindervertreter und der ErzieherInnen statt, bei der dann solche Dinge angesprochen werden – und bei einer solchen Konferenz war es auch, dass die Großen eine Riesenbitte an die Kleinen hatten. Denn wie immer, wenn Menschen irgendwo zusammen sind, gibt es auch im AWO Kinderhaus Regeln – die sind in der Kinderhaus-Verfassung festgelegt, die alle Eltern bekommen, wenn sie ihr Kind in der Malenter KiTa anmelden. Aber auch die Kinder müssen ja wissen, was erlaubt ist und was nicht, was unbedingt sein muss und was gar nicht sein darf. Also haben die Großen den Kleinen diese Regeln vorgestellt und genau erklärt. „Gemeinsam haben wir dann in der Konferenz beschlossen, welche der Regeln besonders wichtig sind“, erzählt Annett Klöfkorn-Papke, die Leiterin des AWO Kinderhauses, „welche Regeln wirklich immer präsent sein müssen in jeder Gruppe.“ Mit vielen bunten Stiften und einer Riesenmenge an Kreativität haben Ronja, Enie, Julius, Piet, Amelie, Filippa, Jamie, Finn, Maddox und Hanna dann die Regeln aufgemalt: „Nicht hauen oder schubsen“, sagt Filippa eine der wichtigsten regeln. „Hände waschen vor und nach dem Essen und nach dem Klo“, ergänzt Amelie. Außerdem: Jedes Kind darf so viel essen, wie es will – oder so wenig. „Anschreien ist auch doof“, sagt Ronja, „und kein Kind soll nackedei rumlaufen.“ Keine Spielzeuge auf die Hecke werfen – und ganz wichtig: Nicht über den Zaun klettern und auf die Straße rennen. Wenn jemand Stopp sagt und etwas nicht will, muss man damit aufhören. Nichts wegnehmen oder kaputtmachen – „und wer Sorgen hat, darf das auf die Tafel schreiben“, ergänzt Piet. Denn in Annett Klöfkorn-Papkes Büro gibt es eine große Tafel, eine Art Beschwerdesystem, das greift, wenn die Kinder nicht mit ihren ErzieherInnen darüber sprechen – dann malen sie ein Bild und hängen es an die Tafel und Annett hilft ihnen, das Problem zu lösen. Regeln, an, die man sich manchmal erinnern muss, schließlich kann man nicht alles im Kopf haben. „Wir haben die Bilder zu den Regeln gemalt“, sagt Amelie, „damit jeder sie versteht.“ Und das klappt prima – alles, was durchgestrichen ist, ist nicht erlaubt, ganz klar. Und der Rest ist so deutlich gemalt, dass jeder genau erkennt, was es bedeutet. Die Bilder wurden vervielfältigt und (als rausnehmbare Seiten) in Regelordner gesteckt, die wiederum an alle Gruppen verteilt wurden, sodass jedes Kind zu jeder Zeit reingucken kann – und falls doch mal was nicht klappt, kommt der Regelordner mit in den Morgenkreis und es wird nochmal besprochen, was geht und was nicht.
Die Kindervertreter sind ein Bestandteil der Partizipation, die seit vielen Jahren im AWO Kinderhaus gelebt (und auch fest im KiTaGesetz verankert ist). „Wir haben damals beschlossen, den Partizipationsgedanken umzusetzen, aber wahrhaftig und nicht nur auf dem Papier“, sagt Erzieherin Martina Höpfner, die zusammen mit ihrer Kollegin Claudia Priewe den Kindervertretern bei dem Regel-Projekt zur Seite gestanden hat. „Die Kinder sollen wissen und fühlen, dass sie mitbestimmen dürfen – auch in Kleinigkeiten. Und es immer wieder toll zu erleben, dass sie das können und auch tun. Ich höre so oft „Können wir da mal drüber reden? und ja, das können wir. Es ist toll, dass sie sich trauen, ihre Meinung zu sagen und dazu zu stehen, auch Erwachsenen gegenüber.“
Als Dankeschön für die wichtige Arbeit, die die Kindervertreter da so cool, bunt und leicht verständlich geleistet haben, bekamen sie von ihren ErzieherIn eine kleine Überraschung: Ihre selbstgemalten Regeln in Klein, in Heft-Form gebunden und mit leeren Seiten für andere wichtige Dinge, und die gibt es bestimmt, denn im Sommer kommen alle Kindervertreter in die Schule. Da wissen sie dann schon genau wie das geht mit den Regeln und dem Mitbestimmen und sind so prima gerüstet fürs Leben.


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