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Reporter Eutin

„Und ganz oben wächst ein Baum”

Eutin (aj). Es gibt so viel mehr (kennen-) zu lernen als nur das Einmalseins und Rechtschreiberegeln. Die Welt ist bunt und mit einem Mann, der danach seine Architektur und seine Kunst ausrichtete, hat sich Klasse 2g der Gustav-Peters-Schule in den letzten Wochen beschäftigt. Jetzt wissen die Mädchen und Jungen, dass Friedensreich Hundertwasser eigentlich Friedrich Stowasser hieß. Dass er die grauen, eckigen Häuser seiner Stadt nicht mochte. Und dass er deshalb anders baute: Bunte Gebäude, ohne scharfen Kanten, dafür mit Pflanzen bewachsen und mit Steinen verziert: „Zuerst haben wir zusammen ein Buch gelesen und die Bilder angeschaut“, erzählten die Kinder jüngst bei einem Pressetermin im Klassenraum. Natürlich hatten sie nicht nur zum Plaudern eingeladen. Sie hatten etwas zu zeigen, denn dieser Unterricht bei Klassenlehrerin Sandra Balzer hatte weit mehr in ihren Schützlingen geweckt als nur ein leises Interesse: „Wir haben selbst Hundertwasserhäuser gebaut“, berichteten die Sieben- und Achtjährigen. Ganze zehn Schulstunden, das ergab das akribische Nachrechnen hatten sie an ihren Traumhäusern à la Hundertwasser gewerkelt: Kartons wurden zurechtgeschnitten, mit Zeitung bekleistert und angemalt, aus Bechern, Klorollen und Kisten wurden Türme und Erker, Pflanzen wurden aus Krepppapier gebastelt: „Das alles hat viel Spaß gemacht“, so lautet das Ergebnis einer kleinen Klassenumfrage. Für den Hausbau hatte man sich in Zweier- und Dreier-Gruppen zusammengetan, schließlich wollte auch Hundertwasser mit seiner Arbeit die Menschen verbinden. Außerdem lassen sich im Team auch große Pläne leichter verwirklichen. Das Ergebnis: Eine Hundertwasser-Stadt, viel zu schade, um sie nicht begucken und bestaunen zu lassen. Und wie zeigt man Kunst? In einer Ausstellung! Alle anderen Klassen der Außenstelle am Kleinen See sollten Gelegenheit haben, sich anzusehen, was die 2g kreiert hatte. Das bedeutete: Plakate wurden gebraucht, damit die Mitschüler*innen wussten, wo es etwas zu sehen gab: „Wir haben gemeinsam überlegt, welche Infos auf so ein Plakat gehören und haben dann Illustrationen dazu gestaltet“, sagte Balzer. Im Klassenraum im Container auf dem Schulhof, wo die 2g ihre Adresse hat, wurden Tische zusammengerückt und von Tüchern bedeckt, so dass nichts mehr an Schulbänke erinnerte. Dass coronabedingt die Besucher*innen die Ausstellung allein erkunden mussten, trübte das Vergnügen kaum: Größer war die Freude auf das, was da geboten wurde: Vielfarbige Häuser mit Winkeln und Türmchen, mit Brücken und Geheimgängen – und mit vielen verblüffenden Extras: Ein Sprungbrett, ein Pool voller Glibber, ein Riesenpilz, Zwerge, eine Sauna, alles bunt und fröhlich. Wahr gewordene Fantasie. Und nicht nur auf einem Dach wächst ein Baum.


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