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Reporter Eutin

Leben mit Attackenschwindel

Preetz (los). Auf den ersten Blick wirkt alles ganz normal, wenn Hündin Bounty mit ihrer Halterin Heike Schröttke am anderen Ende der Leine auftaucht. Doch nur scheinbar: „Sie wird meine Lebensversicherung“, sagt Heike Schröttke. Denn dem jungen Red Fox Labrador kommt als künftigem Assistenzhund eine besondere Bedeutung im Leben der an Morbus Menière erkrankten Preetzerin zu. Dafür ist bereits ein spezielles Training gestartet. Zeitgleich werbe der eigens gegründete Verein a dog for you Spenden ein, um die hohen Kosten der Ausbildung aufzufangen. Denn anders als bei Blindenhunden werde diese nicht gefördert, sagt Heike Schröttke. Sie selbst muss für die rund 20.000 Euro aufkommen und ist nun auf private Spender und Unterstützer dringend angewiesen. Der Verein regele das Finanzielle, sowohl bezüglich der Ausbildung des Hundes als auch der Spendenwilligen, und entlaste sie dadurch.
Mit Morbus Menière, auch als „Anfallartiger Drehschwindel“ bezeichnet, lebt Heike Schröttke seit 10 Jahren. „Die Erkrankung machte sich 2011 zunächst am rechten Ohr bemerkbar“, erzählt sie. Der Gehörsinn ließ nach. Dann folgte das Linke und der erste Drehschwindel, einschließlich Erbrechen, Herzrasen - und Angst. Eine folgenschwere Entwicklung setzte durch den Attackenschwindel ein. Die Erkrankung betrifft das Innenohr und beeinträchtigt den Gleichgewichtssinn bis hin zu einer ausgeprägten Sturzneigung. „Früher habe ich in der Assistenz der Geschäftsführung gearbeitet“, blickt Heike Schröttke zurück, „ich habe meinen Job sehr geliebt.“ Das hat sich lange geändert: „Heute bin ich Rentnerin.“
Inzwischen hat sich die Anwesenheit des jungen Hundes positiv bemerkbar gemacht. „Der Hund ist ein Stück Lebensqualität, weil ich wieder rausgehe“, sagt Heike Schröttke. „Wir treffen uns mit anderen Welpen und mein soziales Umfeld ist wieder größer.“
Bislang hatte sie das vermieden, berichtet sie. Aus nachvollziehbaren Gründen über die gefährlichen Auswirkungen eines Sturzes hinaus: „Wenn ich zu taumeln beginne, würde mir kaum jemand helfen“, sagt sie, „sondern denken, ich hätte zuviel getrunken.“
Schon jetzt werden Grundlagen mit Bounty erarbeitet. „Sie darf zum Beispiel nicht einfach über die Straße gehen, sondern muss sich setzen“, erklärt Heike Schröttke. „Erst wenn ich wirklich geschaut habe und signalisiere, es ist o.k., geht sie weiter.“ Aus Sicherheitsgründen ist dieses Verhalten wichtig: Denn wenn Heike Schröttke etwa Fahrzeuge oder Fahrräder nicht bemerkt, könnte es für sie schnell gefährlich werden. Zwar habe sie Implantate, die auf das Gehör wirkten. Doch ein richtiges Hören im eigentlichen Sinne werde nicht erzeugt. Nachts seien diese gar nicht im Einsatz, denn sie werden durch Magnetismus am Kopf gehalten und stören im Schlaf. „Ich höre dann weder den Wecker noch die Kinder, keine Türklingel und keinen Feuermelder“, erläutert sie.
Bountys Ausbildung erfolge durch die Akademie für Assistenzhunde aus Ascheffel, Kreis Rendsburg-Eckernförde. Inzwischen wachsen beide zum Team zusammen und genießen die tägliche Routine. „Wenn mein Mann die Kinder morgens zur Schule bringt, bin ich mit dem Hund unterwegs.“ Die Nachmittage sind vom Spielen geprägt. „Abends geht nur mein Mann noch einmal mit ihr raus“, ergänzt Heike Schröttke. Denn sie selbst könne, wenn es dunkel wird, keinen Punkt mehr fixieren. „Das funktioniert nicht mehr, wegen des beeinträchtigten Gleichgewichtsinns“, sagt sie und hofft weiterhin auf Unterstützung bei der Ausbildung ihres Hundes. „Es ist viel schwieriger, als Erwachsener für sich um Hilfe zu bitten, als wenn es sich um Kinder handelt.“
Info: Spenden für das Projekt Assistenzhund in Ausbildung können auf folgendes Konto eingezahlt werden:
a dog for you e. V., IBAN: DE16210920230011771090, BIC: GENODEFIEFO, Verwendungszweck: Heike (Spendenquittung ab 100 Euro).


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