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Reporter Eutin

„Welche Telefonnummer hat Gott?“

Plön (ed). Manchmal braucht man einen Ort, an dem man alleine sein kann, einfach alleine und ganz in Ruhe mit seinen Gedanken oder Gefühlen. Viele Menschen wählen dafür eine Kirche, ihre Kirche, in der sie ganz still sitzen, überlegen oder mit Gott über alles sprechen können. Einen solchen Ort haben nun auch die Kinder der KiTa an der Osterkirche: Ihre ganz eigene Kinderkirche, die sie selbst gebaut und eingerichtet haben. Und diese Kirche wurde natürlich mit einem großen bunten Familienfest, also eigentlich einer Kirchweih eingeweiht.

 


Die Idee eines solchen Ortes entstammt einer Fortbildung, von der Elena Flemke, Erzieherin der KiTa an der Osterkirche, sie in die KiTa gebracht hat – denn in einer KiTa gebe es ja alles mögliche, sagt auch ihr Kollege Jürgen Hamann bei der „Kirchweih“, also müsse es auch einen solchen Ort geben. „Und weil eine Kirche ein solcher Ort ist, haben wir die Kinder gefragt, wie sie die Idee finden, eine eigene Kirche zu haben“, erzählt KiTa-Leiterin Ronja Sternberg, „und die Kinder fanden die Idee super.“ Also wurde beschlossen: Wir bauen eine Kirche.

 


Um Recherche für ihre eigene Kirche zu betreiben, haben die Kinder überlegt, gemalt, diskutiert und natürlich auch die Plöner Nikolaikirche besucht und sich da mit Pastorin Janina Lubeck besprochen – alles ganz genau angeguckt und beschlossen, dass die Kirche an sich okay ist, dass ihre auch so aussehen soll. Mit einem großen Tor, einem Turm mit einer Glocke und einem Wetterhahn. Aber dass der Nikolaikirche doch noch ein paar Sachen fehlen, die ihre eigene Kirche unbedingt braucht. Ein goldenes Dach muss sie haben, weil eine Kirche ein wertvoller Ort ist, da muss Gold dran. Und sie braucht eine Schatzkiste für alles, was man hinbringt – und wo ein Schatz ist, muss auch ein Drache wohnen, der auf Schatz und Kirche aufpasst. „Außerdem haben die Kinder sich ein Telefon gewünscht“, so Ronja Sternberg, „falls sie mal dringend Gott sprechen müssen.“

 


All das wurde gesammelt und zwecks Holzkaufs, das, wie jeder weiß, der baut, unheimlich teuer geworden ist, einen KiTa-Papa um Rat gefragt, der bei Richter Baustoffe arbeitet. Als der hörte, wofür das Holz sein sollte, hat Richter Baustoffe das Holz sogar gespendet. „Alles, was wir brauchten, dafür bedanken wir uns sehr“, so Jürgen Hamann. Und natürlich haben die Kinder ihre Kirche auch selbst geschraubt, zusammengebaut und angemalt. Beim großen KiTa-Fest fehlt nur noch der Wetterhahn, der nach der Enthüllung feierlich auf die Turmspitze gesetzt wird. Und dann weihen alle zusammen mit Pastorin Lubeck die Kinderkirche mit einer Mini-Andacht ein.

 


Alle 14 Tage kommt Pastorin Lubeck zu den Kindern in die KiTa, feiert mit ihnen Gottesdienst und unterhält sich mit ihnen über – naja, über Gott und die Welt, wie sie schmunzelt. Die Kinderkirche findet sie eine super Idee, und wenn die Kinder sich das wünschen, wird sie in die Gottesdienste draußen ganz sicher mit eingebunden. Schließlich gibt es für alles den richtigen Ort, wie Janina Lubeck feststellt – zum Schlafen geht man ins Bett, zum Spielen ins Kinderzimmer, zum Essen in die Küche. Und um mit Gott zu sprechen in die Kirche – weil aber der Weg für kleine Leute in eine große Kirche manchmal schwieirg ist, haben die KiTaKinder an der Osterkirche jetzt ihre ganz eigene Kirche, nur für sie allein.

 


Jetzt steht die Kinderkirche an einem besonders schönen Ort, geschützt unterm grünen Blätterdach der riesigen alten Kastanie. Ein Ort, an dem man mit seinen Gedanken und Gefühlen gut aufgehoben ist und auch einfach mal allein sein kann – nicht ganz allein, denn der Gesprächspartner, wenn man einen braucht, ist ganz in der Nähe und kann sogar angerufen werden. Da ist nur ein Problem: „Welche Telefonnummer hat Gott?“, fragt ein kleiner Junge verdutzt. Und Jürgen Hamann antwortet: „Du kannst jede Nummer wählen, er geht ran.“


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