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Reporter Eutin

Kuscheltiere als Eisbrecher im Notfall

Auch die Rettungswache in Probsteierhagen freute sich über eine großzügige Kuscheltier-Spende: Die Bienchen, Mäuse und Bären bekommen die Kinder als kleinen Trostspender, die in einen Notfall verwickelt sind.

Auch die Rettungswache in Probsteierhagen freute sich über eine großzügige Kuscheltier-Spende: Die Bienchen, Mäuse und Bären bekommen die Kinder als kleinen Trostspender, die in einen Notfall verwickelt sind.

Bild: hfr

Plön/Ostholstein (t). „Vor einigen Jahren habe ich es auf einem Hubschraubereinsatz in den neuen Bundesländern erlebt, dass man einem kleinen Mädchen, auf dem Landeplatz am Klinikum das trostspendende Kuscheltier wieder wegnahm, weil man nur ein Tier hatte“, erzählt Holger Langhagen aus Stakendorf. „Das war ein Drama und wesentlich schlimmer, als wenn man zu Beginn des Transports gar kein Tier gehabt hätte….Diese Begebenheit hat mich bis heute beschäftigt und mit dieser Spende möchte ich verhindern, dass ein solches trauriges Ereignis hier bei uns passiert.“ Also ergriff der Stakendorfer kurzerhand die Initiative und startete seine großangelegte Kuscheltier-Aktion.
Die kleinen Trostspender werden den kleinen Patienten nicht nur in den Rettungswagen, dem Hubschrauber und am Notfallort beistehen, sondern später auch im Krankenhaus auf allen Stationen dort und zuletzt im Klinikbett. Später, nach der Entlassung, nehmen die Kinder die Kuscheltiere mit nach Hause und haben so eine positive Erinnerung an die Klinik und den Rettungsdienst. Sehen sie dann später im Strassenverkehr einen Rettungswagen erinnern sie sich, dass sie in solch einem Fahrzeug ein Kuscheltier bekommen haben….
Mit Hilfe dieser kleinen „Wundertiere“ versuchen Retter und Ärzte „das Eis zu brechen“ und die kleinen Patienten abzulenken. Kleine Kinder sind am Notfallort traumatisiert: Sie sehen Retter in orangen Anzügen, hören Martinshörner, sehen Schaulustige und sind verletzt und haben Schmerzen. Diese Situation macht den Kindern Angst. Durch die Stofftiere als Trostspender lassen sie sich ablenken und können mit dem Rettungspersonal kommunizieren. Notärzte haben beobachtet, dass die verängstigten Kinder durch die kleinen Tiere ruhiger werden. So erhalten alle einen leichteren Zugang zu den kleinen Patienten.
Die Stakendorferin Ulla Heidinger schloß sich der Kuscheltier-Aktion von Holger Langhagen an und konnte noch einmal kleine Mäuse und niedliche Faultiere besorgen. Schon vor wenigen Wochen konnte sie eine größere Anzahl Tiere an den Rettungshubschrauber „Christoph 12“ in Siblin spenden. Und Holger Langhagen konnte noch einen weiteren Spender gewinnen: Michael Wehrend, Regionaldirektor der Förde-Sparkassen in Schönberg und Laboe war begeistert von der Kuscheltier-Aktion und sagte spontan seine Hilfe zu. Langhagen konnte 30 Tiere in Empfang nehmen, Bienen, Delfine und kleine Mäuse. Diese Tiere wurden zusammen mit 50 gekauften Bären der Rettungswache in Probsteierhagen übergeben.
Holger Langhagen entdeckte in der famila-Werbung niedliche Kuscheltiere und kaufte sofort mehrere Filialen „leer“, von Lütjenburg über Eutin bis Kiel-Wik. Tatkräftige Unterstützung bekam er von einem Mitarbeiter des Eutiner famila-Marktes. Der Mitarbeiter war auch begeistert von der Idee, Tiere für die Rettung zu spenden, und verfolgte über das firmeneigene Intranet, welche Tiere und wieviele in den jeweiligen Märkten vorhanden waren. Die Tiere wurden in Eutin gesammelt und ein weiterer Mitarbeiter brachte sie in den famila-Markt nach Lütjenburg. Nachdem Langhagen die Bären aufgekauft hatte, entdeckte er noch kleine kuschelige Einhörner, die bei Kindern auch immer sehr beliebt sind. Also ging die ganze Aktion noch einmal los – dieses Mal, um Einhörner in den jeweiligen Märkten zu finden. Am Ende kamen über 48 Einhörner zusammen. Zweihundert kleine Bären kaufte Langhagen bei einem Versand. Alle Tiere werden von ihm hygienisch eingeschweißt.
Inge Langhagen und ihre Schwester Elke Ladehoff stellten altes wertvolles Leinen zur Verfügung, eine Freundin bot es im Creativkreis gegen Spenden an. Eine 400 Euro Spende kam von einer Einwohnerin aus Nieblum/Föhr. So können insgesamt über 300 Tiere im Wert von über 1.800 Euro verteilt werden. Sie gehen an die Städtische Kinderklinik in Kiel, und die Rettungswachen des Kreises Plön in Preetz, Lütjenburg und Probsteierhagen, sowie auch noch an den Rettungshubschrauber „Christoph 12“.
In der Kinderklinik liegen zum Teil Langzeitpatienten, die 6 Monate dort verbringen, auch in der Ambulanz für Mukoviszidose-Patienten sind die Kuscheltiere sehr hilfreich. Die kleinen felligen Kollegen bringen die Kinder zum Lächeln und spenden Trost und geben ihnen das Gefühl der Geborgenheit und Sicherheit.
Bei der Übergabe der Tiere in der Klinik Anfang Januar werden auch die Klinik-Clowns dabei sein, die von Holger Langhagen im vergangenen Jahr mit 5000.- Euro unterstützt wurden. Diese sehr wichtige Einrichtung in einer Kinderklinik muss sich leider ausschließlich über Spenden finanzieren. Von den Kassen gibt es hier leider keinen Cent, obgleich die Klinik-Clowns nach ärztlicher Einschätzung wesentlich zur schnelleren Genesung der kleinen Patienten beitragen können.


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